Schlemmer neue Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie

Prof. Dr. Kathrin Schlemmer, Inhaberin der Professur für Musikwissenschaft an der KU, hat in der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie (DGM) das Amt der Vizepräsidentin übernommen. Mit rund 280 Mitgliedern ist die DGM die größte Fachgesellschaft in diesem Bereich. Musikpsychologie ist ein interdisziplinäres Fach an der Schnittstelle zwischen Musikwissenschaft und Psychologie. Dabei untersuchen die Forschenden sämtliche psychologischen Prozesse, die mit dem Musizieren und Musikhören in Verbindung stehen.

Zum Beispiel geht die Disziplin der Frage nach, durch welche Mechanismen Musik bei Hörenden und Musizierenden Emotionen auslöst und ob diese Mechanismen den aus der Emotionspsychologie bekannten Modellen folgen. Im Zentrum stehen dabei alle Genres und Stile von Musik. Die im September anstehende Jahrestagung der DGM wird sich etwa mit der „Psychologie der populären Musik“ beschäftigen. Die letzte Präsenztagung der DGM vor der Pandemie fand 2019 in Eichstätt statt.

Professorin Schlemmer selbst hat mit weiteren Kolleginnen unter anderem untersucht, ob Instrumentaltraining zu einer erhöhten kognitiven Flexibilität auch jenseits von musikspezifischen Aufgaben führt. Das Lesen und Spielen von Musik erfordert beispielsweise ständige Anpassungen, wenn der Dirigent einen Wechsel der Tonart, der Taktart, des Tempos oder der Lautstärke anzeigt. „Eine weit verbreitete Annahme ist, dass Musizieren deshalb intelligent mache. In unserer Studie untersuchten wir die kognitive Flexibilität von Teilnehmenden mit unterschiedlichem musikalischem Ausbildungsstand, um mögliche Transfereffekte von musikspezifischem auf weniger musikspezifisches Material zu untersuchen“, erklärt Professorin Schlemmer. Zu den Probandinnen und Probanden gehörten sowohl Laien, die lediglich in der Schule Musikunterricht erhalten hatten, als auch Studierende von Klaviermeisterkursen. Für sie galt es gleichermaßen, kognitive Standardaufgaben zu lösen, die Flexibilität testen – etwa durch eine schnelle Abfolge von Fragen, sie auf Variationen von Schriftart oder Schriftfarbe zu reagieren hatten.

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass unsere Studie keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen der kognitiven Flexibilität und dem Musiktraining beim Wechsel zwischen Aufgaben gefunden hat. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Vorteile des Musiktrainings eher flüchtig sind und sich nicht so leicht auf nicht-musikspezifische Aufgaben übertragen lassen“, erläutert Professorin Schlemmer.

Neben ihrer Forschung im Bereich der Musikpsychologie ist sie seit 2021 Mitherausgeberin der Reihe „Kompendien Musik“. Diese im Laaber-Verlag erscheinende Reihe hat das Ziel, die Musikwissenschaft und ihre Arbeitsbereiche allgemeinverständlich und insbesondere für Studierende darzustellen.

Aktuell bereitet Professorin Schlemmer gemeinsam mit weiteren Forschenden eine Folgebefragung bei Chören im deutschsprachigen Raum zu den Auswirkungen des zweiten Pandemiejahres vor. Die Ergebnisse der ersten Befragung zu Situation und Perspektiven von Chormusik in Corona-Zeiten erfuhr im vergangenen Jahr bereits bundesweite Resonanz. Binnen kurzer Zeit hatten sich über 4300 Chöre in Deutschland, Österreich und der Schweiz an der Online-Befragung beteiligt. Rückläufige Mitgliederzahlen, finanzielle Sorgen und Nachwuchsprobleme: Bereits nach einem Jahr in der Pandemie zeigte die „ChoCo“-Studie, dass die Chorlandschaft im deutschsprachigen Raum erheblichen Schaden durch die Rahmenbedingungen von Corona genommen hat. Ko-Autoren der Erhebung sind Kirchenmusikdirektor Tobias Brommann (Domkantor am Berliner Dom), Prof. Jan Schumacher (Universitätsmusikdirektor, Goethe-Universität Frankfurt/Main) sowie Ester Petri und Dr. Johannes Graulich, die den im Bereich Chormusik führenden Stuttgarter Carus-Verlag leiten.