„Schön war‘s an der WFI“: Professor Ringlstetter verabschiedet sich nach über 30 Jahren

Prof. Dr. Max Ringlstetter, Inhaber des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation und Personal, verabschiedet sich nach mehr als 30 Jahren an der KU in den Ruhestand. Im Interview lässt er seinen Weg in die Wissenschaft, seine Aufgaben an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und die enge Zusammenarbeit mit Doktoranden sowie Studierenden Revue passieren.

Professor Ringlstetter, Sie blicken auf mehr als drei Jahrzehnte an der WFI zurück. Wie hat es Sie, als geborenen Münchner, nach Ingolstadt verschlagen? 

Prof. Dr. Max Ringlstetter: Im April 1993 wurde mir aus dem Sekretariat des Lehrstuhls von Werner Kirsch, an dem ich damals als Habilitand tätig war, zugerufen, dass ein „gewisser Schuster aus Ingolstadt“ nach mir am Telefon verlangt. Ich, mit meinem schreienden Erstgeborenen auf dem Arm, rief eher en Passant als interessiert zurück, dass man mir doch bitte die Telefonnummer aufschreibe. Man tat es und ich rief in Ingolstadt an. Leo Schuster entpuppte sich als der Dekan der relativ jungen WFI. Er sagte mir, dass ein Mitstreiter für den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt auf Organisation und Personal gesucht würde. Ich nutzte die Gelegenheit und wurde innerhalb von 48 Stunden an der WFI vorstellig. Der Rest ist Geschichte.

War für Sie immer klar, dass Ihr Weg in die Wissenschaft führt?

Ringlstetter: 1985 erfolgte mein erster Ausflug zu McKinsey. Nach dem Abschluss meines Dissertationsprojekts musste mich entscheiden, ob ich das Angebot zu einem Habilitationsprojekt bei Werner Kirsch annehme oder mich wieder in Richtung McKinsey bewege. Die Entscheidung ist bekannt und ich habe sie nie bereut. Allerdings wurde ich oft gefragt, ob es auch die richtige Entscheidung war. Und ich musste antworten, dass ich keine Ahnung hätte. Schließlich habe ich nur ein Leben gelebt.

Sie sind der Wissenschaft anschließend über 30 Jahre treu geblieben. 

Ringlstetter: Ausschlaggebend waren sicherlich zwei Gründe, die in meiner damaligen Lebenswelt für die Akademia sprachen: In einem akademischen Umfeld konnte ich mein Leben relativ selbstbestimmt führen, was auch mehr Zeit mit meiner Familie – ich habe vier Kinder – mit sich brachte. Der zweite Grund waren die Möglichkeiten zu einer eigenen Definition meiner Aufgaben.

Für welche Aufgaben haben Sie sich entschieden?

Ringlstetter: Natürlich denkt man zunächst an die Forschung, wenn es um Freiheit der Wissenschaft geht. Im Einzelnen befassten wir uns zunächst mit Konzernen und Personal. Zugegebenermaßen war ich im Bereich Personal ein ziemlicher Neuling und so entwickelten wir an unserem Lehrstuhl zunächst einmal einen entsprechenden Bezugsrahmen. Daneben haben wir uns mit verschiedenen Branchen, beispielsweise der Automobilwirtschaft, beschäftigt. Aber auch der Handel, der in Ingolstadt mit der Hauptverwaltung von Media Saturn prominent vertreten ist, sowie Professional Service Firms und Unternehmensberatungen spielten eine Rolle. Die Klammer für diese unterschiedlichen Forschungsbemühungen war immer das Interesse an der strategischen Unternehmensführung.

Sie sprechen von einem „Wir“. Wen meinen Sie damit?

Ringlstetter: Bei der kurzen Skizze der Forschungsgebiete bin ich ganz bewusst von der Ich-Form zur Wir-Form gewechselt. Denn zu den Forschungen eines Lehrstuhls tragen immer ganz wesentlich auch die Doktoranden bei, von denen ich mehr als 80 zu einer abgeschlossenen Promotion begleiten durfte. Vier von ihnen haben sogar die Habilitation erfolgreich bei mir abgeschlossen, zwei weitere bei Kollegen.

Sie haben viele junge Menschen auf ihrem Karriereweg begleitet. Worauf haben Sie dabei Wert gelegt? 

Ringlstetter: Zum einen geht es natürlich um Wissensvermittlung im Rahmen von Vorlesungen. Die Hauptlast bei dem Versuch, diese für Studierende erträglich zu machen, haben meine Mitarbeiter getragen. Sie haben den Studierenden tiefe Einblicke in die Praxis der Unternehmensführung ermöglicht – meist in Zusammenarbeit mit Unternehmen. Mir oblag es, den Rahmen dafür zu schaffen, Unternehmen zu akquirieren und vor allem die Einsicht zu haben, dass eine akademische Ausbildung sinnvoll ist, die BWL-Studierenden aber zu mehr als 99 Prozent in der Praxis landen werden. Zur Lehre gehört auch, Studiengänge zu konzipieren. So war ich zusammen mit meinem Kollegen Joachim Thomas für das Entstehen des mittlerweile etablierten Studiengangs Business & Psychology verantwortlich.

Zusätzlich zu den Lehrtätigkeiten haben Sie an der Universität noch weitere Aufgaben übernommen.

Ringlstetter: Meine zehn Jahre als Dekan kann man, wenn man mir wohlgesonnen ist, auch als Übereifer bezeichnen. Zwei Jahre wären eigentlich der Normalfall gewesen. Dabei zeichnete ich auch für das Hochschulmarketing, die WFI Talente Plattform, die Internationalisierung und das MBA Programm verantwortlich. Mitgliedschaften im Senat und im Hochschulrat runden das Gesamtbild ab. Angesichts dieser Ämterhäufung macht man sich natürlich nicht nur Freunde: Ich habe mich bereits in der für mich letzten Sitzung des Fakultätsrats für meine (Un-)Taten entschuldigt und bat um so etwas wie eine individuelle Generalamnestie. Am wichtigsten war aber der Langmut meiner jahrzehntelangen Sekretärin Walburga Mosburger, die diese Selbstverwaltungsorgien stoisch ertragen hat und meinen Rücken freihielt. Ich möchte auch diesen Teil meines Lebens an der WFI trotzdem auf keinen Fall missen.

Wenn Sie auf Ihre mehr als drei Jahrzehnte an der Fakultät zurückblicken, welches Fazit ziehen Sie?

Ringlstetter: Schön war‘s an der WFI.