Shalompreis 2019 an Pfarrer József Lankó verliehen

Der Menschenrechtspreis des Arbeitskreises Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist an Pfarrer József Lankó verliehen worden. Lankó setzt sich seit mehr als vierzig Jahren im südungarischen Alsószentmárton für die Minderheit der Beás ein. Wie andere Roma-Gemeinschaften sind sie Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt. Die derzeitige Regierung in Ungarn steht in der Kritik, sich romafeindlicher und antiziganistischer Rhetorik zu bedienen.

Der Priester verwirklichte in den 21 Dörfern, die sein Seelsorgegebiet umfassen, zahlreiche Programme zur Linderung materieller Not. Zudem ist ihm und seinen Mitstreitern die Bildungsarbeit  ein zentrales Anliegen. Die Leiterin des Kindergartens von Alsószentmárton, Agnes Jovánovic, begleitete den Preisträger. Sie ist Angehörige der Gemeinschaft der Beás. Ungewöhnlich ist, dass die 100 Kinder, die diesen Kindergarten besuchen, zweisprachig erzogen werden. So lernen sie neben ihrer Muttersprache, einem altertümlichen Rumänisch, auch Ungarisch und sind dadurch gut auf die Schule vorbereitet. In den sogenannten Tanodas, die mit einer gebundenen Ganztagesschule verglichen werden können, erhalten die Schüler eine gezielte Lernförderung. Daneben bieten sie ein vielfältiges Freizeitprogramm.

Laudator Christof Ludwig vom Verein Caritas-Sankt Martin e.V. aus Witten, der dem Projekt seit über 25 Jahren verbunden ist, schilderte den Werdegang Pfarrer Józsis, wie ihn alle nennen. Mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen habe er das Vertrauen der Menschen gewonnen. Niemals sei sein Handeln eines von oben herab gewesen. Die Freizeitangebote stärkten das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. Im Laufe der letzten 25 Jahre führten zahlreiche Austauschprogramme zwischen Witten und Alsószentmárton Kinder und Jugendliche zusammen.

Wie Pfarrer Lankó in einem Vortrag am Vorabend der Shalompreisverleihung im Eichstätter Rathaus vor Schülerinnen, Schülern und Lehrenden der Montessori-Schule Eichstätt erläuterte, ist der Wert der Familie für die Beás zentral. Niemand werde je allein gelassen. Alte, Kranke und Behinderte leben in den Familien. Die materielle Not sei jedoch sehr groß, die Arbeitslosigkeit liege bei fast achtzig Prozent. In einer Suppenküche werden täglich neunzig Essen gekocht und an Bedürftige in den Dörfern verteilt. In seiner Dankesrede, die Pfarrer József Lankó auf Deutsch hielt, sagte er: „Wir sind nicht allein. Die Leute in den Dörfern um Alsószentmárton haben erfahren, wir sind wichtig.“ Die Auszeichnung sei für ihn Stärkung und Hoffnung. Shalom bedeute Gerechtigkeit und Frieden, vor allem aber, die Liebe weiterzugeben.

Als Schirmherr hob Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger die Bedeutung des Shalompreises als einen der höchstdotierten Menschenrechtspreise hervor, der jedes Jahr thematisch ein Land oder eine Region in den Mittelpunkt der Betrachtung stelle. Die Vorsitzende des Hochschulrates, Barbara Loos, die die Präsidentin der KU vertrat, betonte ebenfalls das im AK Shalom geleistete Engagement Studierender und Eichstätter Bürgerinnen für die Menschenrechtsarbeit. Sie verwies darauf, dass die Weltgemeinschaft auf siebzig Jahre  der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zurückblicke, dass bald das deutsche Grundgesetz siebzig Jahre alt werde und auch in Ungarns Verfassung die Würde des Menschen zentral genannt sei. Dennoch würden Minderheiten ausgegrenzt und diskriminiert.

Für das Bistum sprach der Leiter des Referates Weltkirche, Gerhard Rott, ein Grußwort. Er unterstrich die ideelle und finanzielle Unterstützung, die der Shalompreis durch das Referat erfahre. Burkhard Haneke vom katholischen Hilfswerk Renovabis, das das Projekt von Pfarrer József Lankó seit 25 Jahren unterstützt, erläuterte, dass die in Alsószentmárton lebende Minderheit der Beás zu den Verlierern der Wende nach dem Zusammenbruch des Kommunismus zählte. Die staatlichen Betriebe, in denen viele arbeiteten, seien geschlossen worden, neue Arbeitsplätze entstanden kaum.

Aus Solidarität mit der Arbeit Pfarrer Lankós nahmen auch Stipendiaten des Collegium Orientale am Festakt teil. Zur musikalischen Untermalung im bis auf den letzten Platz gefüllten Holzersaal der Sommerresidenz spielte das Ensemble Divertissimo unter Leitung von Alexander Koch.

Beim Abschlussgottesdienst, der traditionell im Salesianum in Eichstätt gefeiert wird, hob KHG-Pfarrer Pater Stefan Weig hervor, dass für József Lankó das Dasein bei den Menschen das Zentrale sei.

Der Shalompreis ist einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland. Die Arbeit ist rein ehrenamtlich. Alle Spenden kommen ohne Abzüge für Verwaltungskosten unmittelbar den Projekten zugute. Bis September 2019 kann noch gespendet werden.

Konto:

Katholische Hochschulgemeinde

Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG

IBAN: DE34 7216 0818 0109 6203 20,

Verwendungszweck: Shalompreis 2019

Falls eine Spendenquittung benötigt wird, bitte die Adresse auf dem Überweisungsträger vermerken.