Shalompreis 2024 für indisches Projekt gegen Zwangsarbeit

Ein indisches Projekt gegen Schuldknechtschaft ist mit dem Eichstätter Shalompreis 2024 ausgezeichnet worden. Kiran Kamal Prasad, Gründer der Organisation Jeevika, nahm bei einem Festakt an der KU den Preis entgegen. Diese Organisation ist seit 1988 im Bundesstaat Karnataka im Südwesten Indiens aktiv und hat seither rund 30.000 Menschen aus Lebensverhältnissen befreit, die der Sklaverei gleichkommen. Der Shalompreis ist einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise Deutschlands, er wird vom Arbeitskreis Schalom für Gerechtigkeit und Frieden vergeben, dem viele KU-Studierende angehören.

Menschen, die 22 Stunden am Tag schuften müssen, die angekettet werden oder im Kuhstall schlafen müssen – so etwas gibt es nicht mehr? Doch, in Indien. Ein gewerkschaftliches Hilfsprojekt prangert solche moderne Skalverei an, unterstützt die Schuldknechte und -mädge und versucht auf die Politik einzuwirken. Nun wurden die Organisation Jeevika und ihr Gründer Kiran Kamal Prasad mit dem Eichstätter Shalompreis ausgezeichnet. Im Holzersaal nahm Kiran Kamal Prasad den Menschenrechtspreis entgegen. In seiner Rede dankte er für die Auszeichnung. Diese schaffe Sichtbarkeit nicht nur für die Arbeit der Organisation, sondern rücke auch das Schicksal der von Zwangsarbeit Betroffenen ins Rampenlicht.

Kiran Kamal Prasad
Kiran Kamal Prasad

Schuldknechtschaft ist in Indien eigentlich seit 1976 verboten, doch das Gesetz wird lokal oft nicht beachtet. Internationale Organisationen schätzen die Zahl der Betroffenen in dem Land auf elf Millionen: Wegen zu niedriger Löhne in der Landwirtschaft, in Steinbrüchen, Ziegeleien oder auf dem Bau nehmen sie bei privaten Geldverleihern Kredite auf. Im Gegenzug müssten sie in deren Betrieben oder Haushalten arbeiten. In einigen Branchen erstreckt sich Schuldknechtschaft faktisch auf ganze Familien einschließlich von Kleinkindern. Die Arbeitszeiten reichten bis zu 22 Stunden am Tag. Nicht selten sind die Betroffenen gefährlichen Tätigkeiten oder Schadstoffen ausgesetzt. Oft dürfen sie Haus und Hof nicht verlassen. Wer sich wehrt, muss mit Schikanen rechnen. Häufig kommt es zu Gewalt von Schlägen bis hin zum Mord. Hinter vielen in Deutschland verkauften Produkten aus Indien stecken menschenunwürdige Arbeitsbedingungen – dies gilt beispielsweise für Grabsteine, Textilien, Fußbälle oder Feuerwerkskörper.

Jeevika ist seit 1988 im Bundesstaat Karnataka im Südwesten Indiens aktiv und unterstützt Menschen in den Dörfern darin, Abhängigkeiten aufzubrechen. „Jeevika“ steht für „Jeeta Vimukti Karnataka“, was so viel bedeutet wie „Leben ohne Schuldknechtschaft in Karnataka“. Bis zur Freilassung kann es Jahre dauern. Außer der direkten Zuwendung zu Betroffenen drängt die Organisation auf politische Veränderungen. Dabei hat Jeevika bereits erreicht, dass die befreiten Personen deutlich höhere staatliche Kompensationszahlungen erhielten. Die Organisation ermittelt, wo Schuldknechte und -mägde arbeiten, und sie hilft dabei, Anträge auf Freilassung und Rehabilitation bei der Bezirksregierung zu stellen. Die befreiten Arbeiterinnen und Arbeiter werden ermutigt, der „Vereinigung für befreite Schuldknechte“ beizutreten, in der man sich gegenseitig unterstützt, regelmäßig trifft und sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Projekte entwickelt. In Selbsthilfegruppen erhalten die Mitglieder Zugang zu Kleinkrediten und Beratung.

Für ihre Arbeit erhält die Organisation Jeevika keine staatliche Unterstützung – sie wird ausschließlich durch internationale Geberorganisationen und Einzelspenden unterstützt. Der seit 1981 vergebene Shalompreis ist einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland. Das Preisgeld wird ausschließlich durch Spenden zusammengetragen. In den vergangenen Jahren kamen jeweils um 30.000 Euro zusammen. Bürgerinnen der Stadt Eichstätt, Studierende, Beschäftigte und Alumni der KU ermöglichen die Menschenrechtsarbeit des AK Shalom durch ehrenamtliches Engagement. Die Preisverleihung findet am 9. Juni 2024 um 16 Uhr im Holzersaal der Sommerresidenz in Eichstätt statt.

Für den diesjährigen Shalompreis wird um Spenden gebeten:
Neue Kontonummer: Diözese Eichstätt (KdöR) –
Spendenkonto DE52 7509 0300 0007 6521 00 
Verwendungszweck: AK Shalom, Spendername, Adresse, Ort
(Spendenquittung ja /nein)

Weitere Informationen unter www.ak-shalom.com