Sonderausstellung zu Otto von Bismarck

Die Wanderausstellung "Otto von Bismarck. Mensch - Macht - Mythos" der Bismarck-Stiftung macht vom 23. Januar bis 21. Februar Halt im Foyer der Zentralbibliothek der KU. Entstanden ist sie 2015 anlässlich des 200. Geburtstages des ersten deutschen Reichskanzlers und richtet sich an ein breites Publikum von Schulklassen, interessierten Laien, Studierenden bis hin zum Fachpublikum. Durch die Zusammenarbeit von Tobias Hirschmüller (Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte) mit der Bismarck-Stiftung konnte die Ausstellung an die KU geholt werden. Am Lehrstuhl hatte im Jahr 2010 Markus Raasch schon einmal ein Projekt über den Bismarck-Mythos durchgeführt. Die Stiftung wurde 1997 durch Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet, um die wissenschaftliche Forschung sowie die historisch-politische Bildungsarbeit zu Bismarck und seiner Zeit zu fördern.

Neben den Bannern mit den Informationen über die Lebensabschnitte des „Alten im Sachsenwald“ sind in Schaukästen unter anderem auch Exponate wie Propagandapostkarten aus dem Ersten Weltkrieg zu sehen sein, als der mittlerweile verstorbene Bismarck als Referenz für Durchhalteparolen und Expansionsbestrebungen fungieren musste.

Ein „Affront gegen die Katholiken, ein Faustschlag gegen die Föderalisten“, so schrieb noch 1965 der langjährige Chefredakteur des Würzburger katholischen Sonntagsblattes Helmut Holzapfel über die Gedenkfeiern der Bundesregierung zum 150. Geburtstag von Otto von Bismarck (1815–1898). Die „Wunden des Kulturkampfes“ waren allerdings auch damals schon weitgehend verheilt und der „Schmied des Reiches“ war zu einer historischen Persönlichkeit geworden, die nicht mehr wie vor 1945 den Deutschen als „Führerfigur“ Vorbild und Schrecken gleichermaßen war. Mittlerweile ist Bismarck so weit aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden, dass in der breiten Bevölkerung selbst rudimentäre Kenntnisse über ihn kaum mehr anzutreffen sind.

Die Instrumentalisierung durch Bismarcks Anhänger wie auch Gegner belastete lange den inneren Frieden der deutschen Gesellschaft und prägt teilweise noch heute ein Bild von dem bedeutenden deutschen Staatsmann, das einer näheren wissenschaftlichen Überprüfung kaum standhalten kann. Konservative, Sozialdemokraten, Liberale und schließlich Nationalsozialisten und Kommunisten bastelten alle ihren Bismarck. Auch Theodor Heuss beklagte schon 1912 als junger Journalist die vorherrschende Unkenntnis über die historische Person mit den Worten „so kann jeder aus dem Werk des großen Staatsmannes herausbuchstabieren, was ihm in den Kram paßt.“

Daher wird Ulf Morgenstern unter dem Titel „Wider den Mythos vom ‚Eisernen Kanzler‘. Anmerkungen zu Otto von Bismarck“ am Donnerstag, den 6. Februar 2020, um 19:00 Uhr im Raum UA 030 einen Vortrag über die historische Biographie und die Herausforderungen der wissenschaftlichen Aufarbeitung halten. Ulf Morgenstern hat Mittlere und Neuere Geschichte sowie Anglistik an der Universität Leipzig und der Universität Coimbra in Portugal studiert. Nach dem Abschluss des Magisterexamens war er zunächst ab 2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Leipzig, seit 2011 ist er dies bei der Otto-von-Bismarck-Stiftung in Friedrichsruh.