Spielerische Covid-Aufklärung: Psychologinnen der KU entwickeln App für Geflüchtete

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Junge Geflüchtete mit einer Smartphone-App über die Infektionswege von Corona aufklären und ihnen eine fundierte Entscheidungsgrundlage für eine Covid-Impfung vermitteln – das sind die Ziele eines Projektes, das der Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie (Prof. Dr. Rita Rosner) der KU koordiniert. An dem Projekt beteiligt sind auch die Universität Würzburg sowie die HSD Regensburg. Gefördert wird das einjährige Vorhaben von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie eigens ein Förderprogramm zur Erforschung von Epidemien und Pandemien aufgelegt hat. 280 Anträge gingen dafür bei der DFG ein; das Kooperationsprojekt der KU gehört zu den bundesweit 51 Vorhaben, die einen Zuschlag erhalten haben

Etwa 1,7 Millionen geflüchtete Menschen haben seit 2015 in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Die meisten von ihnen leben noch in Sammelunterkünften. Medienberichte haben das große Risiko hoher Covid-19-Inzidenzraten in Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete dokumentiert. Zudem zeigen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene häufiger einen asymptomatischen Verlauf, wenn sie infiziert sind. Somit können sie das Virus unbeabsichtigt übertragen.

Ziel des Projekts „Covid-Apps für junge Geflüchtete zur Infektionsprävention und Förderung der Impfbereitschaft“ ist es, diesen Personenkreis zu befähigen, adäquate Präventionsmaßnahmen gegen eine Übertragung von Corona zu ergreifen und eine informierte Entscheidung zu einer Impfung zu treffen. Projektkoordinatorin Dr. Hannah Comteße vom Lehrstuhl für Klinische und Biologische Psychologie erläutert: „Viele der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind schon als Kind oder im Jugendalter geflüchtet, so dass auch ihre Bildungsbiographie im Hinblick auf biologisches und medizinisches Wissen unterbrochen wurde. Zudem fehlt ihnen häufig während der Pandemie Zugang zu kultursensitiven Informationen.“ Gerade im beengten Umfeld von Sammelunterkünften gelte es deshalb, kontinuierlich Präventionsarbeit zu betreiben.

Als primären Kanal zur Vermittlung von Wissen haben sich die Beteiligten bewusst für eine Smartphone-App entschieden, da dies zum einen den alltäglichen Gewohnheiten der Altersgruppe entspricht und die Möglichkeit bietet, einen deutlich größeren Personenkreis zu erreichen. Zum anderen lässt sich so der Wissenszuwachs systematisch erfassen. Technisch knüpft das Projekt dabei an eine bestehende Anwendung der Universität Würzburg an, die inhaltlich angepasst und um spielerische Elemente erweitert wird. „Wir wollen damit biologische Grundlagen vermitteln und zum Beispiel erklären, was Viren sind und wie Impfstoffe im Körper funktionieren, wie eine Infektion erfolgt und wie man sich schützen kann“, erläutert Comteße. Dabei werden die Inhalte in mehreren Sprachen sowie auch kulturangepasst anhand von Personen vermittelt, mit denen sich die Nutzer identifizieren können. Zudem wollen die Forschenden auf aktuelle Mythen und Gerüchte reagieren, die auch im Umfeld der Sammelunterkünfte kursieren – wie etwa die Befürchtung, dass mRNA-Impfstoffe das Erbgut verändern oder zu Unfruchtbarkeit führen.

Ergänzend zur App entwickeln die Forscherinnen der KU eine psychologische Intervention, die ein Teil der Teilnehmenden zusätzlich erhalten wird. „Eine Verhaltensänderung braucht zunächst Wissen als Grundlage. Für manche Personen sind darüber hinaus aber noch weitere Variablen relevant, die hindern oder motivieren – etwa die Sorge hinsichtlich persönlicher Risiken“, berichtet Comteße. Im Rahmen des Projektes wird daher verglichen, ob die App selbst genügt, um etwa die Bereitschaft für eine Impfung zu erhöhen, oder ob darüber hinaus auch der persönliche Austausch erforderlich ist. In einem nächsten Schritt werden die Forschenden nun bereits bestehende Kontakte in Unterkünfte für Geflüchtete nutzen, um dort Teilnehmer zu gewinnen.