Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt übernimmt<br>zum 1. Juli Trägerschaft des Jura-Museums

Die Stiftung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) übernimmt ab 1. Juli 2019 die Trägerschaft für das Jura-Museum Eichstätt. „Damit ist die Zukunft des international bekannten Forschungsmuseums auf der Willibaldsburg gesichert“, erklärte Wissenschaftsminister Bernd Sibler heute in München. In zahlreichen, intensiven Gesprächen haben sich in den vergangenen Monaten das Bayerische Wissenschaftsministerium, die Stiftung und die Hochschulleitung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und das Bischöfliche Seminar St. Willibald über Einzelheiten eines neuen Trägervertrags verständigt.

„Das Jura-Museum Eichstätt ist als naturkundliches Forschungsmuseum für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studentinnen und Studenten, Schülerinnen und Schüler ebenso Anlaufstelle wie für viele Privatpersonen. Die Exponate, die hier bewahrt und erforscht werden, sind wertvolle Zeugnisse unserer Naturgeschichte!“ so Sibler. Er freue sich sehr, dass die einzigartigen Fossilien auch in Zukunft einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. „Mein Dank gilt der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die das als neuer Träger ermöglicht, sowie allen Akteurinnen und Akteuren vor Ort, die sich für den Fortbestand des Jura-Museums engagieren.“

Auch der bayerische Finanz- und Heimatminister Albert Füracker freute sich: „Das Museum in der Willibaldsburg hoch über dem Altmühltal ist eines der am schönsten gelegenen Naturkundemuseen in Deutschland. Die Willibaldsburg, die von der Bayerischen Schlösserverwaltung verwaltet wird, zählt zu den herausragenden Zeugnissen des süddeutschen Frühbarocks und ist das weithin sichtbare Wahrzeichen der Region. Durch die Bereitschaft der Stiftung der KU Eichstätt-Ingolstadt die Trägerschaft für das Juramuseum ab 1. Juli 2019 zu übernehmen, bleibt die Burganlage ein sehr lohnendes Ausflugsziel für Besucher aus nah und fern“.

Neue Trägerstruktur für das Jura-Museum

Die neue Trägerstruktur konnte auch deshalb geschaffen werden, weil neben der Stiftung der KU weitere Akteure der Region – das Bischöfliche Seminar St. Willibald, der Landkreis und die Stadt Eichstätt – den Betrieb des Jura-Museums künftig finanziell unterstützen. Außerdem wird das Eichstätter Priesterseminar, das noch bis 30. Juni 2019 Träger des Museums ist, weiterhin seine naturwissenschaftliche Sammlung zur Verfügung stellen, die den Schwerpunkt der Ausstellung bildet. Um die wissenschaftliche und technische Betreuung der Exponate kümmern sich weiterhin Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, die zum Geschäftsbereich des Bayerischen Wissenschaftsministerium gehören.

Für den Betrieb des Museums wird im Wesentlichen die KU zuständig sein, die eine Neukonzeption der Ausstellung in den kommenden Jahren plant und die Einrichtung stärker mit ihrer Forschung und Lehre verknüpfen möchte. „Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt sieht große Chancen darin, die Sammlung des Jura-Museums mit neuen Akzenten und didaktischen Mitteln zu präsentieren. Und wir möchten über das Museum den interdisziplinären Dialog zwischen den Geisteswissenschaften und insbesondere der Theologie einerseits und den Naturwissenschaften andererseits stärken“, erklärte KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien. Mit ihrem Engagement für das Jura-Museum stehe die Universität auch zu ihrer Verantwortung gegenüber Stadt und Region Eichstätt, für die das Museum ein bedeutender Imageträger darstelle. Gien verwies zudem auf die Ursprünge des Jura-Museums: „Die naturwissenschaftliche Sammlung wurde einst als Lehrsammlung für die Ausbildung von Theologen angelegt und war Teil der Philosophisch-Theologischen Hochschule Eichstätt – es gibt also eine historische Verbindung zur Geschichte unserer Universität.“

Raubdinosaurier Juravenator und Urvogel Archaeopteryx

Im Jura-Museum sind insbesondere Fossilien der Solnhofener Plattenkalke zu sehen, die in den Steinbrüchen der Region zutage gefördert worden sind. Zu den eindrucksvollen Versteinerungen aus der Jura-Zeit vor 150 Millionen Jahren gehören das weltweit einzige Exemplar des Raubdinosauriers Juravenator und ein Original des berühmten Urvogels Archaeopteryx. Derzeit ist das Jura-Museum geschlossen. Ein Termin für die Wiedereröffnung steht noch nicht fest. Zunächst müssen noch infrastrukturelle und betriebsorganisatorische Voraussetzungen geschaffen werden.

Details zur neuen Trägerstruktur für das Jura-Museum werden am 10.  Juli im Rahmen der feierlichen Urkundenübergabe im Beisein von Ministerpräsident Dr. Markus Söder in München erläutert.

 

Hintergrundinformationen zum Museum

Entstehung der Sammlung

Ausgangspunkt für das Jura-Museum ist eine naturwissenschaftliche Sammlung des Priesterseminars. Der Jesuit Ignatz Pickl stellte dem Colle­gium Willibaldinum 1773 seine Sammlung von Mineralien und Fossilien zur Verfügung. Pickl war nicht nur Priester, sondern auch Astronom, Frühgeschichtsforscher sowie Mathematikprofessor. Sein Naturalienkabinett ging leider im Rahmen der Säkularisation verloren. Das neuausgerichtete Priesterseminar gründete die Sammlung 1844 neu, indem es die naturkundliche Sammlung der aufgelösten Ingolstädter Gewerbeschule aufkaufte. Diese Sammlung umfasste physikalische Geräte, Mineralien und Vogelpräparate.

Lehrmaterial für Theologen

Die Sammlung diente von Beginn an als Lehrmaterial für die Theologenausbildung. Ziel war die Verbindung „naturwissenschaftlich-technischen Denkens mit der Ehrfurcht vor dem Schöpfer und der Solidarität mit der Schöpfung“. Der Bestand wurde im Laufe der Jahre stetig erweitert. Die geologisch-paläontologische Sammlung zählt heute rund 50 000 Einzel­objekte aus der ganzen Welt, darunter 12 000 Stücke im Bereich der „Solnhofener Plattenkalke“. Zur Mineralogisch-petrographischen Sammlung gehören 5000  Mineralien und Gesteinsproben. Die Botantische Sammlung zählt 30  Herbarien mit 40 000 Pflanzen, die zoologische Sammlung etwa 200 Säugetiere und 734 Vögel sowie 40 000 Wirbellose, darunter große Bestände von Schmetterlingen und Käfern. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam noch eine antropologische Sammlung mit 600  Einzelstücken wie Schädel, Skelettteile und medi­zinische Präparate hinzu – fünf Jahre lang wurde in Eichstätt auch Medizin unterrichtet.

Idee für ein Museum

Als die Philosophisch-Theologische Hochschule Eichstätt – eine Vorläuferinstitution der heutigen KU – 1968 das Theologiestudium reformierte und Naturkunde aus dem Lehrplan strich, suchte das Priesterseminar nach einer neuen Nutzung seiner Lehrsammlung. 1972 unterzeichneten das Collegium Willibaldinum und der Freistaat Bayern einen Kooperationsvertrag mit dem Ziel, ein Museum zu errichten. Am 17.  September 1976 wurde das Jura-Museum auf der Willibaldsburg eröffnet.

Das Priesterseminar fungierte bislang als Rechtsträger und stellt die Sammlung zur Verfügung, der Freistaat Bayern mit der Willibaldsburg das Gebäude. Die Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlung bereitet die Exponate wissenschaftlich auf.

Inhalte der Ausstellung

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den Fossilien der Solnhofener Plattenkalke. Die Versteinerungen geben Einblick in eine 150  Millionen Jahre alte tropische Insel-, Riff- und Lagunenlandschaft, die von Fischsauriern und Krokodilen, Korallenfischen und Krebsen, Insekten und Flugsauriern bevölkert war. Schau­aquarien mit Riffkorallen, farbenfrohe Korallenfische und „Lebende Fossilien“ wie Pfeilschwanz und Knochenhecht lassen die Vielfalt von Meeresbewohner der Jurazeit lebendig werden. Zu den eindrucksvollsten Fossilien gehören das weltweit einzige Exemplar des Raubdinosauriers Juravenator sowie ein Original des Archaeopteryx. Bei Letzterem handelt es sich um eine Gattung der Archosaurier, eine Übergangsform zwischen den theropoden Dinosauriern und den Vögeln.