Studientagung diskutierte Relevanz von Religion und Religiosität für Jugendliche

Was glauben Jugendliche? Wie stehen sie zur Kirche und verstehen sie sich selbst als religiös? Wie und an welchen Orten kommt man mit ihnen darüber ins Gespräch? Mit diesen Fragen befasste sich die Studientagung „‚Ich glaube, aber…‘ – Theologisieren mit Jugendlichen“, welche die Fakultät für Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit der KU in Kooperation mit dem Bischöflichen Jugendamt der Diözese Eichstätt am Mittwoch ausgerichtete. Den rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bot die Veranstaltung zahlreiche Anregungen für die Jugendarbeit und den Religionsunterricht.

Der Tübinger Privatdozent Dr. Matthias Gronover eröffnete die Studientagung mit einem Vortrag über die Ergebnisse der von ihm mitverfassten Studie „Jugend-Glaube-Religion“, für die Schülerinnen und Schüler an 750 Schulen in Baden-Württemberg repräsentativ befragt wurden. Gronover schilderte, dass die Frage nach Gott für Jugendliche von Bedeutung ist: „Die Frage nach Gott ist wach, wenn sie gestellt wird.“ Es gehe also auch darum, Gesprächsräume für diese Fragen zu schaffen. Bei der Durchführung der Studie sei zudem deutlich geworden, dass für die befragten Jugendlichen die Differenzierung zwischen ihrem Glauben an Gott und ihrer Religiosität sehr wichtig sei. Insgesamt sehen die Jugendlichen die Arbeit der Kirche als positiv, zeigen sich aber sehr kritisch gegenüber Indoktrination und pochen auf ihre religiöse Autonomie. Innovativ ist die Studie auch insofern, als sie neben dem Religionsunterricht den Ethikunterricht mit in den Blick nimmt.

Die anschließende Podiumsdiskussion – moderiert von Prodekan Prof. Dr. Florian Kluger – zeigte die große Bandbreite an Fragen und Anregungen, die sich aus der Perspektive der Jugendseelsorge, der Schule, von Verbänden und Studierenden im Anschluss an die Studie und mit Blick auf das Thema „Theologisieren mit Jugendlichen“ ergeben. BDKJ-Bundespräses Dirk Bingener, der auch zur Jugendsynode in Rom war, beschrieb die Ergebnisse der Studie als tröstlich. Zugleich betonte er, dass es eine Kultur brauche, in der solche Fragen für Jugendliche einen Ort hätten. Hier leisteten die Jugendverbände bereits einen wichtigen Beitrag. Schulrätin Barbara Buckl, stellvertretende Leiterin der Hauptabteilung Religionsunterricht, Schulen und Hochschulen des Bistums Eichstätt, plädierte für Experimentierfreude im Religionsunterricht und einen verstärkten Austausch mit dem Ethikunterricht. Zugleich betonte sie die Stärken und Möglichkeiten, die der Religionsunterricht biete, und dass es wichtig sei, bereits mit Kindern im Grundschulalter ins Gespräch über Gott zu kommen. Als Vertreterin der Studierenden unterstrich Anna Hasenstab, wie wichtig es sei, wenn Freiräume des Denkens geschaffen werden und die Möglichkeit zum Austausch unter Gleichaltrigen und Gleichgesinnten bestehe. Dr. Simone Birkel, Dozentin für Jugend- und Schulpastoral, stellte die Frage danach, was es heißt, echte Partizipation zuzulassen. Mit Blick auf den Begriff des „Theologisierens“ sei es zudem wichtig, Jugendliche nicht nur emotional anzusprechen, sondern sie auch zum Sprechen über ihre Erfahrungen zu befähigen.

Die vier Workshops, die am Nachmittag in zwei Durchläufen stattfanden, veranschaulichten an konkreten Beispielen den Facettenreichtum des Themenfelds: Der Workshop „Dem Sinn des Lebens auf der Spur“ – Glaubenskurs für Jugendliche stellte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das Konzept des Glaubenskurses vor und ließ es sie – in dem durch Lichtregie atmosphärisch gestalteten Seminarraum – in eigenen Gesprächsrunden erfahren. Im Workshop „Poetry Slam und Theologisieren?! – Kreatives Schreiben über theologische Themen“ erarbeiteten die Teilnehmenden eigene, kreative Texte. Der Workshop Theologie & Spiritualität im Jugendverband am Beispiel Pfadfinder und ihrem Projekt „Ein Kreuz aus vielen Stämmen“ gab konkrete Einblicke in die Verbandsarbeit der Pfadfinder. Das „Sokratische Gespräch als philosophische (Unterrichts-) Methode“ war Thema des vierten Workshops und eröffnete den Blick auf den Bereich des Philosophierens mit Jugendlichen.

Die Studientagung wurde abgerundet vom Abschlussplenum, in dem die im Poetry Slam-Workshop erarbeiteten Texte vorgetragen wurden. Die Rückmeldungen machten zudem deutlich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit neuen Fragen, Eindrücken aus der praktischen Arbeit mit Jugendlichen und Anregungen für die eigene Arbeitspraxis aus der Studientagung nach Hause gingen.