Studierende aus Uganda und Deutschland vergleichen Verwaltung von Gemeingütern

Wie können Gemeinschaften, die etwa kollektiv Landwirtschaft betreiben, mit dem Missbrauch von Vertrauen in den eigenen Reihen umgehen? Dieser Frage gehen im kommenden halben Jahr vier Studierende aus Uganda und Deutschland zusammen in ihren jeweiligen Heimatländern nach. Unterstützt werden sie dabei von der Stabsstelle für Bildungsinnovation und Wissenstransfer der KU, die sich unter anderem auch mit Fragen von Nachhaltigkeit beschäftigt und dazu mit regionalen Akteuren vernetzt. Grundlage des Projektes ist eine Kooperation mit der „Engagement Global gGmbH“, die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung verschiedene Serviceangebote für Entwicklungsinitiativen ermöglicht. Eine davon ist das entwicklungspolitische Lern- und Qualifizierungsprogramm „ASA“, das Studierende aus dem Globalen Norden und dem Globalen Süden in einem Projektpraktikum zusammenbringt und finanziell unterstützt.

Als ein Ergebnis einer Delegationsreise der KU nach Uganda ergab sich im vergangenen Jahr unter anderem eine Kooperation mit der Uganda Martyrs Universität, die sich am ASA-Programm beteiligt. An der Martyrs Universität studieren auch Schwester Phionah Akankwasa (Soziale Entwicklung und Beratung) und Jude Jjuuko (Soziale Arbeit und Verwaltung). Gemeinsam mit Mona Leminski, die an der Universität Hamburg Sozialökonomie studiert, und Ines Reinstädtler (Studentin der Sozialwissenschaften und VWL an der Universität Bochum) werden sie in den kommenden sechs Monaten jeweils ein Projekt in Deutschland und Uganda kennenlernen und untersuchen: Zum einen den Biolandhof Dollinger am Rande des Naturparks Altmühltal, der 2014 auf das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft umgestellt hat. Dabei werden die Kosten und Risiken des Betriebs von der Gemeinschaft getragen, um ein bedürfnisorientiertes und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften mit kurzen Handelsketten zu gewährleisten. Personen, die Teil der Gemeinschaft sind, können wöchentlich die Agrarprodukte von 17 Verteilstationen in der Umgebung abholen. In Uganda wiederum werden sich die vier Studierenden mit der Organisation „Nature Uganda“ beschäftigen, die auf Initiative des Worldwide Fund for Nature (WWF) seit 2004 Umweltbildung und Wirtschaftsförderung im Einzugsgebiet des Viktoriasees betreibt. Ziel ist es, die teilnehmenden Gemeinden, die kollektiv lokale Gemeinschaftsgüter wie etwa Dorffelder verwalten, zu ihrem Konfliktmanagement zu befragen.

„In Uganda gibt es eine große Offenheit gegenüber Projektpartnern aus dem Ausland. So engagieren sich Menschen für Institutionen, in die sie vertrauen – wie etwa auch kirchliche Einrichtungen, die als politisch unabhängig wahrgenommen werden“, erklärt Schwester Phionah Akankwasa. Das Ziel von Nature Uganda am Viktoriasee besteht unter anderem darin, den Fischern neue Einkommens-Perspektiven zu bieten. Der Biolandhof Dollinger – als zweites Projekt des ASA-Praktikums – will unter anderem einen Gegenentwurf zum „globalen Supermarkt“ bieten, der Menschen in der näheren Umgebung mit Lebensmitteln versorgt und bei der die Mitglieder der solidarischen Landwirtschaft wiederum den Hof mittragen. „Bei den Partnern in Deutschland und Uganda stehen Fragen der Gemeinschaft im Mittelpunkt. Aber der Hintergrund unterscheidet sich grundlegend: Das deutsche Projekt richtet einen alternativen Blick auf Fragen von Konsum, Lebensstil und Nachhaltigkeit. In Uganda geht es um die Verbindung von Existenzsicherung und Umweltschutz, indem Alternativen zum Fischfang entwickelt werden. Aber in beiden Ländern sind die Initiativen quasi von unten gewachsen, was den Vergleich spannend machen“, sagt Mona Leminski. Als Ergebnis des halbjährigen Praktikums soll basierend auf der Untersuchung ein Leitfaden für den Umgang mit Vertrauensbruch in der Verwaltung von Gemeingütern veröffentlicht werden.