„Taten sprechen lauter als Worte“: Auftakt zu Unternehmerkonferenz an KU

Die Katholische Soziallehre sieht den Menschen als Person, der „Ursprung, Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Institutionen“ ist. Wie lässt sich dies in den Unternehmen verwirklichen? Was macht eine Unternehmenskultur aus, in der sich die Menschen mit ihren Talenten entfalten können, innovativ werden und nachhaltig leistungsfähig sind? Diesen Fragen geht noch bis zum 2. Dezember die achte Auflage der „Eichstätter Gespräche Kirche-Wirtschaft-Wissenschaft“ nach, die vom Bund Katholischer Unternehmer (BKU) und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) gemeinsam ausgerichtet werden. Zum Auftakt diskutierten in der Aula der KU die Arbeits- und Organisationspsycholo-gin Prof. Sonja Sackmann, Dr. Eberhard Sasse (Präsident der IHK München und Oberbayern) und der neue BKU-Präsident Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel zum Oberthema der Veranstaltung: „Wirtschaft kultivieren“.

KU-Vizepräsident Prof. Dr. Klaus Stüwe betonte in seiner Begrüßung, dass der Erfolg eines Unternehmens nicht nur von harten Faktoren abhänge, sondern ebenso ein verbindliches Wertesystem, Normen und Wertschätzung entscheidenden Einfluss haben. Als einen wesentlichen Schwerpunkt der KU beschrieb Stüwe daher die Anleitung zu unternehmerischem Handeln, das Hand in Hand gehe mit einer ethischen Fundierung. In ihrem Impulsvortrag definierte Professorin Sackmann grundlegende Merkmale einer menschgerechten Unternehmenskultur, welche unternehmerischen Ziele mit menschlichen Bedürfnissen kombiniere. Zu letzteren gehörten unter anderem Sicherheit, der Wunsch nach Wertschätzung und Anerkennung, die Möglichkeit, eigene Fähigkeiten einsetzen und weiterentwickeln zu können, sowie die Sinnhaftigkeit der Arbeit. In der Gesamtschau eines Unternehmens sei dessen Kultur neben einer grundlegenden Strategie unter anderem geprägt von der Gestaltung der Organisation und deren Arbeitsabläufen sowie der Auswahl der Mitarbeiter. Zudem bedürfe es einer Führung mit Vorbildcharakter: „Taten sprechen lauter als Worte“, so Sackmann.

Auch BKU-Präsident Hemel unterstrich, dass die bloße Proklamation von Sinn und Werten nicht ausreiche. Integrität sei eine Brücke zur Balance von ethischen und wirtschaftlichen Zielen. „Beim Wirtschaften geht es um den gesamten Menschen“, betonte er. Als Ideal beschrieb Hemel den Grundsatz „So sein dürfen wie man will, mitwirken sollen, so weit man kann“. Das christliche Verständnis vom Menschen biete hierbei einen großen Schatz für Unternehmen.

Der Präsident der IHK München und Oberbayern, Dr. Eberhard Sasse, griff in seinem Beitrag das Bild des ehrbaren Kaufmanns auf, der auf Treu und Glauben verhandele. Bis sich in jüngster Zeit „die dunkle Seite des Wirtschaftens“ gezeigt habe, sei diese Tradition lange belächelt worden. Das Image von Unternehmern sei in der Öffentlichkeit beschädigt. Dennoch gelte es, zu unterstreichen, dass es unternehmerisch tätige Eigentümer, Spitzenmanager und Verbände wie die IHK brauche als tragende Kräfte des Wohlstandes – und als „Hirten“, die sich mit schwarzen Schafen auseinandersetzen. „Es genügt nicht, wenn wir den ehrbaren Kaufmann in einer Monstranz vor uns hertragen. Verantwortungsvolles Wirtschaften ist eine Haltung, die einen großen Mehrwert in sich birgt“, so Sasse. Ethik erfolge jedoch nicht zum Nulltarif – beispielsweise bezogen auf die angemessene Entlohnung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 In der abschließenden Podiumsdiskussion thematisierten Sackmann, Sasse und Hemel unter anderem die Haltung von Unternehmen bezogen auf Bestechlichkeit und Korruption. BKU-Präsident Hemel berichtete von einer Studie, die in verschiedenen Ländern das Vertrauen in Mitmenschen auf die Wirtschaftskraft bezog. Das Ergebnis der Untersuchung: In Staaten mit hoher Wirtschaftskraft herrscht großes Vertrauen und geringe Korruption vor. „Auf lange Sicht ist Korruption Gift für jede Wirtschaft“, unterstrich auch IHK-Präsident Sasse.