Theologen erforschen Rezeption der Liturgiereform in Ordensgemeinschaften

Vor über fünfzig Jahren verabschiedeten die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils die Liturgiekonstitution, die eine umfassende Erneuerung des Gottesdienstes auf den Weg brachte und tief in die Kirche hineinwirkte. Wie die Liturgiereform speziell in Ordensgemeinschaften des deutschsprachigen Raums rezipiert wurde, untersucht in den kommenden drei Jahren ein Team aus Theologen der KU und der Ludwig-Maximilians-Universität München. Gefördert wird das Projekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG mit 330.000 Euro.

Die Wissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Bärsch (Professur für Liturgiewissenschaft, KU), Prof. Dr. Florian Kluger (Professur für Liturgik, KU) und Prof. Dr. Winfried Haunerland (Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft, LMU) erforschen bereits seit 2005 gemeinsam die Rezeptionsprozesse des Zweiten Vatikanums. In zwei vorhergehenden Teilprojekten untersuchten sie dabei die Verwirklichung der Liturgiereform auf Ebene der Ortskirchen sowie der Bistümer im deutschsprachigen Raum, den Niederlanden, Chile und Polen. „Neben der territorialen Gliederung der Kirche in Bistum und Pfarrei haben die Ordensgemeinschaften als personale Untergliederungen eine eigene Rezeptions­geschichte, die bisher noch nie näher untersucht wurde“, erklärt Professor Bärsch.

Anhand der männlichen Ordensgemeinschaften der Franziskaner und der Benediktiner wollen die Theologen exemplarisch der Frage nach dem liturgischen Eigenleben innerhalb von Orden nachgehen. Weibliche Ordensgemeinschaften sollen Gegenstand eines Folgeprojektes sein, deren Strukturen eine andere Herangehensweise erfordern. Zentraler Forschungsaspekt sind die sogenannten Ritualien, in denen Ordensgemeinschaften ihre eigenen Riten und Feiern regeln. Solche Ritualien existieren zum einen für gesamte Orden, darüber hinaus jedoch auch für einzelne Provinzen oder gar Klöster. „Ordensritualien stellen eine hervorragende Quelle dar, um die liturgisch-sprituelle Praxis nachvollziehen zu können“, erläutert Professor Kluger. Neben der Arbeit in Ordensarchiven wollen die drei Forscher außerdem Zeitzeugengespräche mit Personen führen, die an der Umsetzung der Liturgiereform in den Ordensgemeinschaften beteiligt waren. In Deutschland, Österreich und der Schweiz haben Bärsch, Kluger und Haunerland dafür bereits 30 Kooperationspartner gewinnen können. „Eine Herausforderung besteht in der Zugänglichkeit der Ritualien durch die rückläufige Zahl an Ordensgemeinschaften. Insofern ist auch die Sicherung der Datengrundlage ein Anliegen unseres Projektes“, ergänzt Professor Haunerland.

Vor diesem Hintergrund soll mit dem Vorhaben außerdem die bibliographische Erfassung und inhaltliche Beschreibung von Ordensritualien im deutschen Sprachraum als Instrument für weitere Forschungen vorangetrieben werden. Eine solche Zusammenstellung ist bislang nicht vorhanden, so dass sich Wissenschaftler künftig auf elektronischem Weg leichter einen Überblick von den schriftlich niedergelegten Riten und Feiern einzelner Ordensgemeinschaften verschaffen können. Der Zeitraum dieser Bibliographie soll weit über das Zweite Vatikanische Konzil zurückreichen, um im Vergleich zu früheren Versionen die Rezeption der Liturgiereform nachvollziehen zu können.

Weitere Informationen zum Projekt finden sich unter www.ku.de/thf/liturgie/forschung/rezeption-der-liturgiereform