Zentrale Erkenntnis war, dass sich Intensität und Auswirkungen des Tourismus auf Lanzarote zwar bislang nicht - wie andernorts - in konkreten Konflikten entladen. „Dennoch droht die soziale und ökologische Kapazitätsgrenze des Tourismus auf Lanzarote langsam aber sicher erreicht zu sein“, erklären Pechlaner und Eckert. Einen Beitrag dazu leisteten unter anderem die Entwicklung von Hotel-Resorts, Kreuzfahrttourismus oder Billigfluglinien. Die Studierenden, die das Projekt außerhalb des Curriculums auf freiwilliger Basis durchführten, identifizieren einige konkrete Probleme: Neue Beherbergungsmöglichkeiten führen zu einem gravierenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum für die lokale Bevölkerung. Zudem konnte festgestellt werden, dass die Einheimischen zwar zu über 85% im Tourismus beschäftigt sind, der Großteil der generierten Umsätze gelange jedoch nicht primär in regionale Wirtschaftskreisläufe, sondern zu weiten Teilen an Reiseanbieter und touristische Dienstleister in den Herkunftsländern.
Lösungsansätze scheinen in erster Linie in einer Tourismusentwicklung zu bestehen, deren Fokus auf Qualitäts- statt Quantitätssteigerung liegt und die durch eine alternative Produktentwicklung dazu beiträgt, die negativen Konsequenzen zu reduzieren. So können durch Anreize in der Landwirtschaft (z.B. Subventionen sowie Genossenschaften zur Vermarktung regionaler Produkte), den Ausbau erneuerbarer Energien (vornehmlich Solar- und Windenergie) und auch im Mobilitätsbereich (z.B. Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zur Verringerung der Anzahl an Mietwagen) gezielte Strategien entwickelt werden, um die Tourismusentwicklung stärker auf die lokalen Ansprüche auszurichten. Eine wichtige Rolle scheinen auf dem Weg zu einer solchen Entwicklung die regional- und lokalpolitischen Institutionen zu spielen, die gemäß den Interviewgesprächen einen übergeordneten Rahmen für die Insel Lanzarote als Destination zu bilden haben, welche zugleich auch Lebensraum für die einheimische Bevölkerung ist.
Im Anschluss an die Vor-Ort-Erhebung auf Lanzarote trafen sich Prof. Harald Pechlaner und Christian Eckert im Rahmen der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin mit dem Tourismuschef Lanzarotes, Héctor Fernández, um ihm die ersten Eindrücke der Erhebung zu präsentieren. In den kommenden Wochen werden die Studierenden die Ergebnisse in einer systematischen Auswertung nun noch tiefgreifender analysieren, um diese in einem abschließenden Projektbericht festzuhalten.