Trauer um Archäologie-Professor Georg Daltrop

Die KU trauert um Prof. Dr. Georg Daltrop, der über 15 Jahre das Fach Klassische Archäologie in Eichstätt aufgebaut und wissenschaftlich vertreten hat. Im Alter von 90 Jahren ist Georg Daltrop, der mit seiner Frau bis zuletzt in Eichstätt lebte, am 21. Januar verstorben.

Ab 1982 war Daltrop als Berater am Aufbau der gerade erst zur Katholischen Universität erhobenen Hochschule tätig – mit einem besonderen Augenmerk auf den Altertumswissenschaften und Alten Sprachen. Gemeinsam mit anderen entwicke­lte er ein neues Konzept, welches das Lateinstudium mit der Archäologie verband, um die zur Sprache gehörenden Kenntnisse der antiken Kunst und Kultur zu vermitteln – das Modell hat bis heute Bestand. Als erster Inhaber der Professur für Klassische Archäologie wirkte er an der KU von 1983 bis zu seiner Emeritierung 1997.

Seine wissenschaftliche Laufbahn hatte Daltrop durch viele Städte und Institutionen geführt. Der geborene Burgsteinfurter studierte zunächst in Münster Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Kunstgeschichte. Von Münster ging er 1959 nach Berlin und war unter Adolf Greifenhagen, damals Direktor der Antikensammlung, an der Neuaufstellung der Museumsbestände in Westdeutschland nach dem zweiten Weltkrieg zuständig. Die Sammlung wurde im Stülerbau in Charlottenburg präsentiert. Daran anschließend durfte Daltrop, ausgezeichnet für seine hervorragende Dissertation, mit einem einjährigen Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts um das Mittelmeer reisen. Im Anschluss war er ab 1963 in Hamburg tätig als Leiter der Antikenabteilung des Kunst- und Gewerbemuseums. Vier Jahre später wechselte er an eine ungleich größere Antikensammlung: Daltrop wurde Inspektor („Ispettore“) der Päpstlichen Museen und Galerien im Vatikan. Während dieser Zeit kamen unter anderem die Lateranantiken neu ins Museum Gregoriana Profano sowie ins Museum Pio Christiano. 1972 wurde Daltrop Direktor der Abteilung Klassische Altertümer der Päpstlichen Museen und Galerien – und damit verantwortlich für den reichen Antikenbestand. Außerdem fiel ihm 1975 die Aufsicht über die Ausgrabungen auf vatikanischem Staatsgebiet zu, etwa die Nekropole und frühe Kirche unter Sankt Peter, die römische Villa im Park von Castel Gandolfo, der Sommerresidenz der Päpste, sowie das Areal der vier Hauptkirchen Roms. Im Rom blieb er bis zu seinem beruflichen Wechsel an die KU.

Georg Daltrop
Georg Daltrop (links) im Jahr 1979 bei der Umsetzung einer antiken Säule des Antoninus Pius aus dem 2. Jahrhundert in den Cortile della Corazze (vor Daltrop Francesco Roncalli, damals Direktor der Abteilung für etruskisch-italische Altertümer der Vatikanischen Museen)

In seiner Dissertationsschrift hatte sich Georg Daltrop mit den stadtrömischen Privatbildnissen trajanischer und hadrianischer Zeit auseinandergesetzt. Zu den Privatportraits kamen noch die Büsten auf Grabreliefs hinzu. Auch den Kaiserportraits wendete er sich zu, speziell den Flaviern wie Kaiser Domitian. Einzelportraits hat er sich ebenso angenommen, wie etwa dem Portraitkopf des Aristoteles in Hamburg, oder einzelner Römer. Außer für die dreidimensionale Kunst interessierte er sich auch für Reliefs; er arbeitete unter anderem über die römischen Jagdsarkophage. Sein großes Interesse an antiker Skulptur und Plastik war mit seiner Position in den Museen und besonders im Vatikan verbunden. Dort wandte sich Daltrop ganz der Skulptur zu, ihrer Beschreibung, Deutung, Datierung, aber auch der Restaurierung und Ergänzung sowie der Sammlungsgeschichte. Der Apollon von Belvedere und der Laokoon sind dabei besonders hervorzuheben.

„Das berufliche Wirken Georg Daltrops war von zwei großen Arbeitsfeldern geprägt: dem Museum und der Universität“, sagt Prof. Dr. Nadin Burkhardt, die als Nach-Nachfolgerin seit 2017 Klassische Archäologie an der KU lehrt. „An dem einen Ort, im Museum, wirkte er ordnend, bewahrend, präsentierend und arbeitete an der wissenschaftlichen Aufarbeitung. Andernorts, an der Universität, bereitete er neben eigenen Forschungen angehende Philologen, Lateinfachkräfte und Archäologen auf ihr künftiges Arbeitsfeld vor, schulte deren Auge, trainierte sie im genauen Hinsehen und Beschreiben und weckte in ihnen die Begeisterung für die einst lebendige Antike.“ Daltrops wissenschaftliches Werk und sein Wirken an den verschiedenen Institutionen seien sein Vermächtnis an die Bewahrung und die Erforschung der Antike, so Burkhardt weiter. Daltrop habe mit großem Engagement seine Lehre gestaltet. „Die Liebe zu und die Freude an der Antike waren ihm anzumerken. Noch nach seiner Emeritierung war er ein häufiger Gast im Kolloquium unseres Faches.“ Bis zuletzt habe er außerdem Studierende mit dem Deutschlandstipendium gefördert.