Trauer um früheren KU-Präsidenten Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz

Die KU trauert um ihren ehemaligen Präsidenten Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz, der die Universität von 1984 bis 1996 leitete. Lobkowicz starb am Donnerstag im Alter von 88 Jahren. „Seiner Weitsicht sind wesentliche Schritte zu verdanken, die die KU gemacht hat. Professor Lobkowicz war im besten Sinne ein Kosmopolit und brachte die KU in Verbindung mit den Intellektuellen der Welt. Er hatte eine klare Vorstellung davon, was eine Universität sowie was akademische Freiheit ist und genoss dabei Vertrauen der Bischöfe“, würdigt KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien den Verstorbenen. Lobkowicz sei selbst einer der großen katholischen Intellektuellen Mitteleuropas im 20. Jahrhundert gewesen und habe nach der Wende einen wichtigen Bezugspunkt für Intellektuelle aus Osteuropa dargestellt.

Zu den Gesprächspartnern von Lobkowicz gehörten Theologen, Philosophen, Politiker aller Couleur: Mit Johannes Paul II war er bestens bekannt, Josef Kardinal Ratzinger vertraute ihm. Vaclav Havel machte ihn zu seinem Berater als er Staatspräsident wurde. Henry Kissinger folgte seiner Einladung an die KU ohne ein Honorar zu verlangen. Der polnische Außenminister Prof. Dr. Wladyslaw Bartoszewski gehörte zu seinen Freunden.

Lobkowicz wurde 1931 als Nachfahre eines alten böhmischen Fürstengeschlechtes in Prag geboren und emigrierte 1948 aus der Tschechoslowakei. Nach dem Abitur in der Schweiz studierte Lobkowicz Philosophie an den Universitäten Erlangen und Fribourg/Schweiz, wo er 1958 zum Dr. phil. promovierte. Ebenfalls an der Universität Fribourg war er bis 1960 Assistent am Institut de l'Europe Orientale und ging anschließend für sieben Jahre als Associate Professor for Philosophy an die University of Notre Dame (Indiana, USA). Seit 1967 war Professor Lobkowicz US-Staatsbürger. Von 1967 bis 1990 war er Inhaber des Lehrstuhls für Politische Theorie und Philosophie an der Universität München. Von 1970 bis 1971 leitete er als Dekan die dortige Philosophischen Fakultät I und zeitgleich als Rektor die Münchner Hochschule für Politik. Seine Forschungsschwerpunkte bildeten Geschichte des Marxismus, Theorie der Sozialwissenschaften, Kulturphilosophie sowie (politische) Ethik.

In Zeiten massiver Studentenproteste wurde er 1971 zum Rektor der Universität München gewählt, die er bis 1982 leitete. Im Februar 1984 wählte ihn die Katholische Universität Eichstätt zu ihrem Präsidenten (Wiederwahl 1990), er hatte das Amt bis 1996 inne. In seiner Amtszeit trieb er den Ausbau der KU weiter voran: So wurde unter Lobkowicz’ Federführung die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Ingolstadt aufgebaut und 1994 das von ihm initiierte Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) gegründet, dessen Direktor er bis zum Frühjahr 2011 war.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war Lobkowicz ein gefragter Ratgeber in Polen und seiner tschechischen Heimat. Papst Johannes Paul II. berief ihn von 1982 bis 1993 in den Internationalen Päpstlichen Rat der Kultur. Professor Lobkowicz war Ehrendoktor der University of Notre Dame, der Wayne State University (Detroit), der Sung Kyun Kwan University (Seoul), der Ukrainischen Freien Universität (München), der Catholic University of Washington sowie der Karls-Universität Prag. Zudem wurde Lobkowicz mit zahlreichen kirchlichen und weltlichen Auszeichnungen gewürdigt: Er war Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies und Träger des Komturkreuzes des Gregoriusordens sowie des Souveränen Malteserordens. Er erhielt die Verdienstorden des Freistaates Bayern und der Republik Senegal. Die Stadt München ehrte ihn mit der Ludwig Thoma Medaille. Lobkowicz war Ehrenbürger der Stadt Dallas (Texas) sowie Träger des Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und des Masaryk-Ordens der Tschechischen Republik.