Seine Tätigkeit an der KU begann Professor Kuhn im Jahr 1997 – zunächst als Lehrstuhlvertreter, wenig später als Lehrstuhlinhaber. Die Entscheidung für den Standort Ingolstadt fällte er ganz bewusst: Die Kombination aus engagierten und nahbaren Studierenden und der Nähe zu wirtschaftlich starken Partnern wie der Automobilindustrie überzeugte ihn nachhaltig. Zuvor hatte Kuhn in Darmstadt promoviert und sich über eine Zwischenstation an der TU Braunschweig an der Universität zu Köln habilitiert.
An der KU baute er den Lehrstuhl aus und entwickelte ihn kontinuierlich weiter – sowohl inhaltlich als auch strukturell. Ihm war es ein zentrales Anliegen, den Lehrstuhl auf der Höhe der Zeit zu halten, was sich unter anderem in der bewussten Umbenennung in „Supply Chain Management & Operations“ widerspiegelte. Diese Neuausrichtung ging einher mit einer stärkeren Ausrichtung auf Digitalisierung und dem Einsatz quantitativer, analytischer Methoden, die in der Folge auch das Interesse der Studierenden an diesen, mitunter anspruchsvollen Veranstaltungen deutlich steigen ließen.
Professor Kuhn verzahnte seine Lehrtätigkeit eng mit der Praxis. So zählten regelmäßig stattfindende Werks- und Unternehmensbesichtigungen ebenso zum Lehrstuhlalltag wie Projekte in Kooperation mit Unternehmen aus der Region. In einem Beispielprojekt analysierten rund 50 Studierende in zehn Märkten des Lebensmitteleinzelhandels die Differenz zwischen Systembestand und physisch vorhandener Ware und leiteten daraus logistische Optimierungspotenziale ab. Projekte mit Audi zur Netzwerk-, Fabrik- und Ablaufplanung oder mit dm-Drogeriemarkt zur praktischen Analyse und Anwendung algorithmischer Methoden verdeutlichen die enge Verbindung von Forschung und betrieblicher Realität.
Vier Rufe an andere, sehr namhafte Universitäten lehnte Kuhn im Laufe seiner Karriere ab – aus Überzeugung. Entscheidende Gründe dafür waren die große Motivation der Studierenden, ihre Offenheit für komplexe Fragestellungen und das Gespür für das Fach, ebenso die vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten vor Ort. Auch seine Rolle als akademischer Lehrer prägte sein Selbstverständnis. Darüber hinaus engagierte er sich in der akademischen Selbstverwaltung – zweimal übernahm er das Amt des Dekans der Fakultät. Ein persönliches Markenzeichen war die jährlich stattfindende Lehrstuhlwanderung in die Münchner Hausberge, den Allgäuer oder den Salzburger Alpen, die er auch im Ruhestand mit den aktuellen und ehemaligen Doktorandinnen und Doktoranden fortsetzen wird.