Verantwortung und Beteiligung in der Kirche – Antrittsvorlesungen beleuchten Synodalität

Zwei Lehrstuhlinhaber und eine Professorin der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt bestreiten am Freitag, 8. Juli, zusammen ihre Antrittsvorlesungen und haben die Veranstaltung unter den Titel „Gemeinsam Unterwegs? Verantwortung und Beteiligung in der Kirche heute“ gestellt. Der Dogmatiker Prof. Dr. Benjamin Dahlke, der Kirchenrechtler Prof. Dr. Rafael M. Rieger OFM und die Pastoraltheologin Prof. Dr. Katharina Karl beleuchten aus ihrer jeweiligen fachlichen Perspektive das Prinzip der Synodalität sowie praktische und rechtliche Möglichkeiten und Grenzen. Die Antrittsvorlesungen finden im Rahmen des Dies Theologicus statt.

Eine stärkere Beteiligung aller Gläubigen an der Ausgestaltung des kirchlichen Lebens und mehr Verantwortung auch für Laien – das sind Themen, über die in der katholischen Kirche derzeit intensiv diskutiert und gerungen wird. Der Synodale Weg, den die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam seit 2019 bestreiten, ist ein Ort, an dem Beteiligung eingeübt wird und von dem zugleich mehrheitlich Forderungen nach mehr Verantwortung in der Kirche auch für Nichtgeweihte ausgehen. Papst Franziskus hat mit der 2021 begonnenen Weltsynode die Gläubigen ebenso zu Mitverantwortlichkeit und Teilhabe am Sendungsauftrag der Kirche aufgerufen. Während der Synodale Weg – ausgehend vom Missbrauchsskandal und seinen Ursachen – stärker die strukturellen Reformen behandelt, hat der Papst mit seiner Weltsynode vor allem den Lebens- und Haltungsstil innerhalb der Kirche im Blick.

Prof. Dr. Rafael M. Rieger OFM, Prof. Dr. Katharina Karl und Prof. Dr. Benjamin Dahlke (von links)
Prof. Dr. Rafael M. Rieger OFM, Prof. Dr. Katharina Karl und Prof. Dr. Benjamin Dahlke (von links)

Die Pastoraltheologin Katharina Karl, die seit Herbst 2020 an der KU lehrt, wird in ihrem Vortrag ausgehend von einem gelungenen Beispiel einer „Kirche zum Mitmachen“, darstellen, wie Beteiligung und geteilte Verantwortung in der Kirche praktisch funktionieren und welche theologischen Begründungsmuster zugrunde gelegt werden können. Auch will Karl darlegen, dass in der kirchlichen Lebenswelt von heute viele Christinnen und Christen als „selbstermächtigte religiöse Subjekte“ selbst über die Art und Weise und das Maß ihrer Beteiligung in der Kirche entscheiden.

Benjamin Dahlke, seit Oktober 2021 Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und Dogmengeschichte, erörtert die Fragen von Beteiligung und Verantwortung ausgehend vom Zweiten Vatikanischen Konzil und der Konstitution Lumen gentium, die Kirche vornehmlich als Volk Gottes verstanden und das Verständnis vom gemeinsamen Priestertum aller begründen. Hieraus lassen sich für Dahlke wichtige Impulse für die Gegenwart gewinnen. Konsequenterweise greift Papst Franziskus auf das Volk Gottes-Konzept zurück, um eine Kirche zu formen, in der das Miteinander stärker als bislang verwirklicht wird.

Im dritten Vortrag erörtert Rafael M. Rieger OFM, der seit Sommer 2021 an der KU lehrt, welchen Rahmen das Kirchenrecht für die synodalen Wege in Deutschland und der Weltkirche sowie für weitere punktuelle Ereignisse und langfristig angelegte Strukturen von Synodalität absteckt. Der Gestaltungsspielraum für die kirchliche Gemeinschaft sei größer als mitunter angenommen, finde aber seine Grenzen im Leitungsamt von Papst und Bischöfen, so Rieger. Wichtig sei es, dass die gegebenen Strukturen der Mitverantwortung auch mit Leben erfüllt werden müssen.

Die Veranstaltung in der Aula der KU beginnt um 15 Uhr. Im Anschluss an die drei Vorträge diskutieren Karl, Dahlke und Rieger über das Thema mit Dr. Christian Klenk, Leiter der Hochschulkommunikation der KU und Mitglied der Synodalversammlung des Synodalen Wegs.

Bereits am Vormittag beginnt der Dies Theologicus der Theologischen Fakultät um 10 Uhr mit einem Wortgottesdienst in der Schutzengelkirche. Beim Akademischen Festakt in der Aula ab 11 Uhr werden der langjährige Kirchenrechtler der KU, Prof. Dr. Dr. Andreas Weiß, verabschiedet und Absolventinnen und Absolventen der Fakultät für herausragende Studienabschlüsse und Forschungsarbeiten ausgezeichnet.