Verjüngungskur für renommierte Architektur: Kollegiengebäude der KU werden generalsaniert

Als unverwechselbare architektonische Unikate prägen sie den Eichstätter Campus der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) – die fünf Kollegiengebäude, die unter Leitung des damaligen Diözesanbaumeisters Karljosef Schattner in den 1960er-Jahren entstanden. Nach über 50-jähriger Nutzung steht nun ab dem kommenden Jahr eine Generalsanierung des Ensembles an, das aktuell etwa 9000 Quadratmeter Nutzfläche bietet. Neben Seminarräumen und Hörsälen werden die Räumlichkeiten auch fachspezifisch etwa von den Bereichen Kunst, Biologie, Musik und Sport genutzt. Für das mehrstufige Großprojekt wird eine Laufzeit von etwa fünf bis sechs Jahren veranschlagt.

„Die Gebäude der KU sind architektonisch weit über die Region hinaus ein Anziehungspunkt. Dass die Kollegiengebäude 2018 unter Denkmalschutz gestellt wurden, unterstreicht ihren Stellenwert, auf den wir sehr stolz sind. Nun wird das Ensemble nicht nur technisch auf den neuesten Stand gebracht, sondern auch im Hinblick auf die sich verändernden Konzepte von Hochschullehre. Wir sind sehr dankbar für die Finanzierung dieses Vorhabens durch den Freistaat und unseren kirchlichen Träger“, betont KU-Kanzler Thomas Kleinert. Die Kosten für das Gesamtvorhaben belaufen sich auf über 84 Millionen Euro, inklusive der Baunebenkosten und einer prognostizierten Baupreissteigerung während der Projektlaufzeit. Entsprechend der konkordatären Vereinbarung zur Finanzierung der KU übernimmt der Freistaat 85 Prozent der Kosten, die Stiftung Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt 15 Prozent.  

Interim
© Architekturbüro Diezinger Entwurf des modularen Interimsbaus, der neben der Zentralbibliothek platziert wird.

Sobald das bereits verabschiedete Haushaltsgesetz veröffentlicht ist, können die Planungen weiter voranschreiten. „Auf Grundlage der aktuellen Entwurfsplanung, die von der Regierung von Oberbayern geprüft und durch das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst genehmigt wurde, werden wir in die Genehmigungs- und Ausführungsplanungen gehen, die dann Basis sind für die eigentlichen Ausschreibungen und Vergaben der Bauleistungen sind“, schildert Stefan Wenzel, Leiter des Bereichs Bau- und Technisches Gebäudemanagement, das erforderliche Prozedere.

Die erste sichtbare Neuerung wird voraussichtlich zum Wintersemester nächsten Jahres ein Interimsgebäude in modularer Bauweise bilden, das parallel zur Universitätsallee neben der Zentralbibliothek errichtet wird. Denn eine grundlegende Herausforderung besteht darin, dass die Gebäude im laufenden Betrieb der Universität saniert werden müssen. Daher erfolgen die Arbeiten in mehreren Bauabschnitten, für die die jeweiligen Gebäudeteile in den zunächst dreistöckigen Interimsbau ausgelagert werden. Dieser wird mit einer textilen Fassade verkleidet sein und sich im Lauf des Sanierungsfortschritts sukzessive von rund 2500 Quadratmetern auf 1200 Quadratmeter Nutzfläche halbieren sobald sanierte Gebäude wieder zur Verfügung stehen. Zudem werden einzelne Fachbereiche im Zuge der Sanierung innerhalb der Kollegiengebäude umziehen, um fachspezifischem Bedarf zügig entsprechen zu können.

Kollegiengebäude
Augenfällig sind beim Gang über den Campus derzeit mehrere Gerüsttreppentürme, die als Zwischenlösung an den Außenseiten der Kollegiengebäude platziert sind. Diese zusätzlichen Fluchtwege werden mit der Sanierung wieder nach innen verlagert.

Im ersten zweijährigen Projektteil werden die Kollegiengebäude A und C sowie das Gebäude der Poststelle an der Ostenstraße saniert. In zwei weiteren Bauphasen erfolgen dann die Arbeiten an den restlichen Kollegiengebäuden. Diese Maßnahmen werden den Charakter einer grundlegenden Kernsanierung haben. Intensiv eingebunden in die Planungen wurden die Denkmalschutzbehörden. Augenfällig sind beim Gang über den Campus derzeit mehrere Gerüsttreppentürme, die als Zwischenlösung an den Außenseiten der Kollegiengebäude platziert sind. Diese zusätzlichen Fluchtwege werden mit der Sanierung wieder nach innen verlagert. Zudem werden alle Kollegiengebäude barrierefrei erschlossen. „Die dafür notwendige Fläche gewinnen wir zurück, indem wir das bislang zweigeschossige Kollegiengebäude B um eine Etage aufstocken“, erläutert Alexander Würth als Leiter des Facility Managements der KU. Außerdem wird die Bausubstanz im Hinblick auf mehr Barrierefreiheit und Energieeffizienz auf den neuesten Stand gebracht, denn sowohl Inklusion als auch die Nachhaltigkeit als Gesamtinstitution sind der KU ein wichtiges Anliegen. Darüber hinaus wird die Sanierung dazu genutzt werden, um die Ausstattung und Konfiguration der Räume grundlegend zu überarbeiten. Stefan Wenzel erklärt: „Die Funktion wird im Mittelpunkt stehen. Entsprechend neuer Anforderungen an einen zeitgemäßen Lehrbetrieb wollen wir in Zukunft möglichst flexible Räume für Forschung, Lehre und Transfer anbieten.“

Aufstockung
© Architekturbüro Diezinger Im Zuge der Sanierung ist geplant, das derzeit zweistöckige Kollegiengebäude B um eine Etage aufzustocken.

Doch nicht nur die Bausubstanz selbst wird Gegenstand der Sanierung sein, sondern auch der Innenhof der Kollegiengebäude. Dieser soll künftig noch mehr zum Verweilen einladen, aber auch zum Beispiel Arbeits- und Ausstellungsbereiche für die Kunstpädagogik bieten.

Hintergrund zu den Kollegiengebäuden
Die Gebäude der KU spiegeln auch die historische Entwicklung der Universität wider. So geht die heutige Universität unter anderem auf die Pädagogische Hochschule Eichstätt zurück, die 1958 ergänzend zur bereits bestehenden Theologischen Hochschule gegründet wurde. Diözesanbaumeister Karljosef Schattner (1924-2012) und der Architekt Josef Elfinger schufen mit den Kollegiengebäuden von 1960 bis 1965 das bis heute prägende Zentrum des Eichstätter Campus. Die kubischen Baukörper gliedern sich um einen begrünten Innenhof – angrenzend an den historischen Hofgarten und die ehemalige fürstbischöfliche Sommerresidenz – dem Sitz der Zentralverwaltung der Universität. Gestalterisch prägend für die Kollegiengebäude ist die Betonskelett-Bauweise mit einer Ausfachung aus regionalem Jurabruchstein. Ursprünglich öffnete sich der Campus im Süden zur Altmühlaue hin. Mitte der 1980er-Jahre war jedoch angesichts gestiegener Studierendenzahlen der Bau eines eigenen Mensagebäudes erforderlich, das seitdem die Südflanke des Areals abschließt. Bereits zu Lebzeiten Schattners wurde die Besonderheit der Universitätsbauten überregional in Fachwelt und Öffentlichkeit gewürdigt. Denn neben den Kollegiengebäuden schuf Schattner für die stetig wachsende Universität in Eichstätt Symbiosen von moderner Architektur mit historischer Bausubstanz – etwa im ehemaligen Waisenhaus, der ehemaligen Orangerie oder dem „Ulmer Hof“. Der Architekturkritiker und Filmemacher Dieter Wieland etwa kommentierte bereits 1984 in einem seiner Beiträge: „Eichstätt ist ein Glücksfall. (…) Wer sehen will, wie ein auf- und neugebautes Deutschland aussehen hätte können, er prüfe das in Eichstätt nach. Denn in Eichstätt baut Karljosef Schattner, der Baumeister des Bischofs, auf einem leider einsamen Niveau in diesem Lande.“