Versöhnung statt Hass: Shalompreis für "The Parents Circle Families Forum"

Der Menschenrechtspreis des AK Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der KU ist an das israelisch-palästinensische Versöhnungsprojekt "The Parents Circle Families Forum" (PCFF) verliehen worden. Stellvertretend namen die Israelin Robi Damelin und der Palästinenser Mazen Faraj die Auszeichnung entgegen.

Sonnenstrahlen erhellen den Holzersaal der in der Eichstätter Sommerrsidenz. Durch das offene Fenster hört man die Vögel fröhlich zwitschern. Es wäre ein wunderbarer Tag für einen Spaziergang durch den Hofgarten. Doch der Holzersaal ist voll. Alle Augenpaare sind gespannt nach vorne auf das Rednerpult gerichtet. Niemand sehnt sich nach draußen. Alle warten auf das, was Robi Damelin und Mazen Faraj zu erzählen haben. Die beiden nahmen am Samstagabend stellvertretend für die israelisch-palästinensische Organisation „The Parents Circle Families Forum“ (PCFF) den diesjährigen Shalompreis entgegen. Schon am Tag zuvor, bei einem Vortrag der beiden im Eichstätter Rathaus, konnte man einen Einblick in die Arbeit der Organisation bekommen. Und verstehen, warum Robi Damelin und Mazen Faraj sich für den Frieden in ihrer Heimat einsetzen.

Wenn Robi Damelin anfängt zu sprechen, verstimmen die anderen Menschen im Raum. Ihre Stimme ist laut und strahlt dennoch Ruhe aus. Gefasst erzählt sie von ihrem Sohn, David, der von einem Palästinenser getötet wurde. Sie erzählt von ihrer unfassbaren Trauer und ihrem Unverständnis über seinen Tod, aber auch von Menschlichkeit und ihrer Suche nach Versöhnung: „Du kennst die Person hinter der Waffe nicht. Deshalb muss man versuchen die Menschlichkeit in den anderen zu sehen, um den Hass zu beseitigen“, sagt Damelin.

Ungefähr 600 israelische und palästinensische Familien versuchen das jeden Tag auf ein Neues. Sie alle gehören der Organisation PCFF, die es seit 1995 gibt, an. Sie alle haben im Konflikt zwischen Israel und Palästina einen Familienangehörigen verloren. Doch sie wollen Frieden, anstatt weiteren Hass durch Rache: „Wir sehen keine andere Möglichkeit, aus dem Teufelskreis des Hasses auszubrechen, außer den Frieden“, betont Mazen Faraj. Deshalb hat die Organisation viele Projekte in die Wege geleitet. Vertreter sprechen in der ganzen Welt über diese Projekte und über den langen Weg zur Versöhnung.

Mazen Faraj ist der Organisation vor zehn Jahren beigetreten. Er hat durch einen israelischen Soldaten seinen Vater verloren, war im Gefängnis und hat dann eingesehen, dass nur der Frieden eine Lösung für beide Konfliktparteien ist. Was ihn antreibt ist die Hoffnung. Darauf, dass er eines Tages das Flüchtlingscamp, in welchem er lebt, verlassen kann. Und darauf, dass sich Israelis und Palästinenser nicht mehr gegenseitig bekämpfen. Diese Hoffnung wird Mazen Faraj nicht so leicht verlieren, denn „ohne Hoffnung, wären wir keine Menschen mehr“.

Diese Einstellung der beiden Vertreter der Organisation hat nicht nur den AK Shalom, der diese für den Shalompreis ausgewählt hat, beeindruckt. Auch die Redner am Samstagabend würdigten die Organisation. Oberbürgermeister Andreas Steppberger, der auch Schirmherr des AK Shalom ist, betonte ebenfalls, dass nur der Dialog mit Anderen weitere Gewalt verhindern könne. Domkapitular Prälat Dr. Christoph Kuhn bestärkte die Preisträger indem er sagte, dass sie weiter aus der Vergebung heraus arbeiten und somit die Wege des Friedens ebnen sollen. Professor Werner Widuckel, welcher zusammen mit Ina Darmstädter den Freundeskreis PCFF Deutschland gegründet hat, hat für sich persönlich eine Lehre aus dem Kontakt mit der Organisation gezogen: „Man kann von Euch noch viel lernen. Ich habe gelernt, dass wenn man von außen auf einen Konflikt schaut, dann sollte man immer vorsichtig mit einem Urteil sein“.

Diese Worte bestätigte auch Robi Damelin in ihrer Rede. Sie riet davon ab, eine Seite zu wählen: „Indem Sie für Israel oder für Palästina sind, helfen Sie uns nicht. Sie müssen für eine Lösung sein“.

Für die beiden Preisträger geht es nach diesem Wochenende noch weiter nach Berlin. Ihrem zweiten Termin, nach Eichstätt, überhaupt in Deutschland. Dort wird im Willy Brandt Haus eine Fotoausstellung des PCFF eröffnet. Und sie bekommen die Chance ihre Organisation im Bundestag vorzustellen. Und vielleicht bekommen sie neben offenen auch ein wenig Unterstützung für ihre Projekte

Für den Shalompreis kann man noch bis September spenden. Alle Spenden gehen zu 100 Prozent an die Preisträger und ihre Organisation.

Infos unter:

http://www.ak-shalom.de/

http://www.theparentscircle.com/

 

Selina Clases