Vier Fossilienmuseen veranstalten gemeinsam den Archaeopteryx-Sommer

Vier Museen entlang des Altmühltals widmen sich in ihren Ausstellungen den weltberühmten Fossilienfunden aus den Jura-Steinbrüchen der Region. Jetzt kooperieren die Einrichtungen erstmals in ihrer Geschichte und rücken den Weltstar Archaeopteryx in den Fokus. Auf einer „Flugroute“ von Solnhofen über Eichstätt bis nach Denkendorf können Gäste sieben der bisher 14 entdeckten versteinerten Urvogel-Skelette bestaunen.

Der Archaeopteryx, der im Jura Museum auf der Willibaldsburg in Eichstätt zu sehen ist, präsentiert sich auf zwei Steinplatten. Auf den dünnen Kalksteinen, jeweils knapp einen halben Meter groß und typischer Tönung in beige mit orange-ockerfarbenen Sprenkeln, sind als Positiv- und Negativ-Abdruck der Schädel, die Wirbelsäule, Flugarme und die Beine eines Tieres zu sehen – das älteste fliegende Federvieh, das die Wissenschaft bis heute kennt. Vor ungefähr 150 Millionen Jahren lebte der Urvogel in der Mitte Bayerns, auf kleinen Inseln aus Riffen und Sandbänken inmitten eines tropischen Meers.

Die Plattenkalke aus dem Eichstätter Jura Museum mit dem versteinerten Skelett hat die Paläontologische Gesellschaft zum Fossil des Jahres 2020 gekürt. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Museumsleiterin Christina Ifrim und verweist auf die wissenschaftliche Bedeutung des Fossils. Schließlich sei der Archaeopteryx „das Symbol schlechthin für die Evolution“. Seit das erste Exemplar im Jahr 1860 bei Solnhofen entdeckt wurde, ist dies eine Weltsensation. Denn das Tier besaß zugleich Merkmale von Dinosauriern und Vögeln: ein Skelett mit Zähnen, langem Schwanz und Fingerkrallen, aber eben auch mit einem Federkleid und Flügeln. Der Fund bewies damit, dass sich die verschiedenen Tiergruppen durch Übergangsformen entwickelten. „Der Archaeopteryx ist daher ein Kronzeuge für Charles Darwins Evolutionstheorie“, sagt Martin Röper vom Geo-Zentrum Solnhofen, wo Besucher des Bürgermeister-Müller-Museums gleich drei Exemplare des Urvogels besichtigen können. „Jeder, der in den Naturpark Altmühltal kommt, sollte den Archaeopteryx gesehen haben“, sagt Röper, der das Fossil als „eine Ikone der Paläontologie“ bezeichnet.

Der Archaeopteryx-Sommer bietet dazu eine gute Gelegenheit. Neben dem Museum in Solnhofen und dem Jura Museum sind auch das Museum Bergér in Eichstätt und das Dinosaurier Museum in Denkendorf beteiligt. Jede Einrichtung bringt dabei ihre Besonderheiten in die Kooperation ein. So bietet das Museum Bergér am Eichstätter Blumenberg auch einen eigenen Steinbruch, in dem Hobbysammler selbst mit Hammer und Meißel nach Versteinerungen suchen können. Im Jura Museum geben Aquarien mit lebenden Nachfahren der Fossilien einen Eindruck von der Rifflandschaft während der Jura-Zeit. Und im Dinopark in Denkendorf können Gäste entlang eines anderthalb Kilometer langen Erlebnispfades mehr als 70 lebensgroße Dinosaurier-Nachbildungen bestaunen, zwei weitere Originale des Altmühltaler Weltstars sowie das einzige Originalskelett eines jugendlichen Tyrannosaurus rex. Erstmals gibt es mit dem Archaeopteryx-Sommer eine Zusammenarbeit zwischen den vier Einrichtungen, „dabei bilden wir doch schon immer eine Familie“, sagt Röper.

Die Museen planen gemeinsame Veranstaltungen und rufen zu einem Kreativwettbewerb auf, bei dem man den Urvogel und seine Welt vor 150 Millionen Jahren in gemalten Bildern, gebauten Skulpturen, selbst verfassten Texten, musikalischen Kompositionen oder in anderen künstlerischen Medien nach eigener Fantasie darstellen kann. Eine Auswahl der eingereichten Werke soll in einer Ausstellung im Informationszentrum Naturpark Altmühltal in Eichstätt gezeigt werden. Die Preise sind außergewöhnlich: Unter den Einsendungen jedes Altersjahrgangs wird eine Familienjahreskarte für alle vier Museen ausgelobt. Wer alle Ausstellungen entlang der Archaeopteryx-Flugroute im Laufe dieses Sommers besucht und sich dies mit Stempeln dokumentieren lässt, erhalte außerdem ein Forscher-Diplom, erläutert Frederik Spindler vom Dinosaurier Museum.

Die außergewöhnliche Bedeutung des Altmühltals in Bezug auf die Erdgeschichte machte auch die große Zahl der Unterstützer deutlich: Neben der Landtagsabgeordneten Tanja Schorer-Dremel überbrachten auch der Landrat des Landkreises Eichstätt Alexander Anetsberger, der Eichstätter Oberbürgermeister Josef Grienberger und Günter Obermeyer als Vertreter des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen persönlich Ihre Dankesworte und Glückwünsche an alle Museen. Auch die Präsidentin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Prof. Dr. Gabriele Gien, zeigte sich als Vertreterin des neuen Museumsträgers sehr erfreut über die Kooperation, ebenso Regens Michael Wohner vom Bischöflichen Seminar St. Willibald und der Vorsitzende der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns Prof. Gerhard Haszprunar, die die Bedeutung der Urvogel-Fossilien weit über die Wissenschaft hinaus würdigten. Dr. Helmut Tischlinger, 2. Vorsitzender des Vereins „Freunde des Jura Museums“ und Dr. Günter Viohl, ehemaliger Leiter des Jura Museums, schlossen sich mit eigenen Worten den Vorrednern an.

Weitere Informationen zum Programm auf den Internetseiten der Museen:

www.jura-museum.de

www.dinopark-bayern.de

www.museum-berger.de

www.geo-zentrum-solnhofen.de