Von Blatt zu Bit: Europäisches Projekt entwickelt innovative Lernumgebungen für Umweltbildung der Zukunft
„Schools between sky & stars: metaverse and new learning environments“ – schon der Name des europäischen Projekts macht deutlich, dass die Schule der Zukunft nach den Sternen greift. Dabei entwickeln das Zentrum für Lehrerinnen und Lehrerbildung (ZLB) und der Fachbereich Biologie-Didaktik der KU gemeinsam mit Projektpartnern aus Spanien, Italien, Ungarn und Polen neue Lehr- und Lernumgebungen. Ziel ist es, das Lernerlebnis vom Kindergarten bis zur Universität auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts auszurichten.
Laura Kovac, wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZLB, koordiniert an der KU die Projektaufgaben von „Schools between sky & stars: metaverse and new learning environments“, abgekürzt SKYSS. Gemeinsam mit Dr. Maximiliane Schumm, Fachvertretung der Didaktik der Biologie, und Dr. Petra Hiebl, Leiterin des ZLB, arbeitet sie außerdem an der Durchführung des Projektes, dessen Fokus auf drei Bereichen liegt. Durch die Symbiose von Service Learning, Biophilia und die Nutzung digitaler Werkzeuge sollen innovative Ideen der Unterrichtsgestaltung entstehen. In der Folge werden Zukunftskompetenzen wie kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeit, Kreativität, Nachhaltigkeitskompetenz und Selbstmanagement kultiviert und gestärkt.
Erstes Treffen der Projektgruppe im Aostatal
Die KU trägt neben der Evaluation des Projektes in erster Linie die fachliche Expertise im Bereich Service Learning bei. Service Learning ist eine Lehr- und Lernform, bei der Lernende durch aktive Mitarbeit in gemeinnützigen Projekten theoretisches Wissen praktisch anwenden. Dabei engagieren sie sich sozial oder ökologisch, reflektieren ihre Erfahrungen im Kurs oder Klassenzimmer und lernen, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Außerdem wird das Konzept der Biophilia bei der Gestaltung von neuen Lernumgebungen mitbedacht. Dieses wurde von dem amerikanischen Biologen Edward O. Wilson beschrieben. Wilson prägte den Begriff, um die angeborene emotionale Affinität des Menschen zu anderen Lebewesen und zur Natur als Ganzes zu erklären. Im Kontrast dazu steht die dritte Säule des Projekts: die Einbindung von digitalen Tools und dem Metaverse in Lernumgebungen. Durch die Einbindung digitaler Elemente in Lernszenarien sollen die Möglichkeiten der digitalen Technologien für Unterricht nutzbar und sichtbar gemacht werden.
Die Projektpartner bilden sich gegenseitig in den drei genannten Themenbereichen fort, entwickeln und erproben Unterrichtsszenarien und reflektieren diese gemeinsam. Außerdem sollen durch Öffentlichkeitsarbeit und Weiterbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte die gewonnenen Erkenntnisse weitergegeben und so möglichst viele Bildungseinrichtungen in ganz Europa erreicht werden.
Damit hat sich SKYSS viel vorgenommen und will den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wie der wachsenden Heterogenität im Klassenzimmer, digitaler Transformation, Biodiversitätsverlusten und Klimawandel oder der Notwendigkeit von bürgerschaftlichem Engagement differenziert und inklusiv begegnen.
Wie dies konkret aussehen kann, zeigt sich an einem Projekt, das aktuell vom spanischen Projektpartner geplant wird. Hier werden durch Schülerinnen und Schüler einer weiterführenden Schule Blattsilhouetten verschiedener Bäume mit Hilfe eines CAD-Programms programmiert, gefräst und mit einem 3D-Drucker gedruckt. Diese so erstellten künstlichen Blätter sollen dann mit Erläuterungen versehen in der Gemeinde und im Wald als Infotafeln aufgestellt werden. Hier wird die Verbindung der verschiedenen Projektsäulen sichtbar. Die Klasse selbst lernt und erarbeitet sich Artenkenntnis und bereitet ihre Erkenntnisse technisch auf. Durch die Gestaltung der Infotafeln wird dieses Wissen direkt angewandt und geteilt. Durch das Aufstellen der haptischen Infotafeln im öffentlichen Raum kann die Gemeinschaft von der Arbeit der Klasse profitieren. Außerdem können durch die Umsetzung im Digitalen – Programmierung und Erstellung mit CAD und 3D-Drucker – die Schülerinnen und Schüler ihre digitalen Kompetenzen wie auch Gestaltungskompetenz vertiefen.
Um die Umsetzung und die Effekte der neuen Lernumgebungen zu überprüfen, sind die teilnehmenden Organisationen fortwährend Teil eines Evaluationsprozesses, den die KU konzipiert und koordiniert. Schließlich will SKYSS am Ende bereits geprüfte und effektive Lehrmethoden für Bildungseinrichtungen in ganz Europa zur Verfügung stellen können.
Nach dem offiziellen Projektstart von SKYSS Ende Oktober 2024, trafen sich die Projektpartner aus den verschiedenen Ländern im Januar 2025 erstmals persönlich. Bei dem Treffen in Verrès im italienischen Aostatal stellte nach einem Workshop zum Thema Biophilia, der von einem italienischen Partner geleitet wurde, die KU das Konzept von Service Learning vor und schulte die Teilnehmenden, die Methode in ihren Unterricht zu integrieren.
Die Projektpartner treffen sich mehrmals im Monat online. Das nächste persönliche Treffen ist nach Ostern in Polen geplant. Im Oktober 2025 sollen dann erste Best Practice-Beispiele in einer internationalen Online-Lehrerfortbildung vorgestellt werden. Im folgenden Projektjahr wird der Fokus dann mehr auf die Einbindung digitaler Tools in die Unterrichtsszenarien gelegt. Hier soll ein Computerspiel – angelehnt an Minecraft –entstehen. Insgesamt läuft das Eramus+-Projekt drei Jahre bis Oktober 2027. Erasmus+ ist ein Programm der Europäischen Union, das die europaweite Bildungszusammenarbeit fördert. SKYSS wird mit einer Abschlusskonferenz und Fortbildung in Budapest enden.
Nachhaltige KU
Die KU hat sich das Ziel gesetzt, Nachhaltigkeit als festen Bestandteil in allen Bereichen des universitären Lebens, der Lehre und Forschung zu integrieren, zu leben und kontinuierlich weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang hat die KU eine Vision für eine nachhaltige Zukunft: Ökologische und soziale Verantwortung sollen Hand in Hand gehen, um zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, die lokal und global wirken. Als engagierte Universität arbeitet die KU deshalb eng mit vielfältigen Partnerinnen und Partnern in allen Gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen zusammen. In ihrer Rolle als Vorreiterin will sie auch Vorbild und Impulsgeberin für eine gelingende Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele sein.