Von Pfützenhüpfern und einer Diva: Tagung zum Umgang mit Tod und Trauer

Unter dem Titel „Gehen lassen – Tod und Trauer in Schule und Pastoral“ hat die Fakultät für Religions­pädagogik und Kirch­liche Bildungs­arbeit der KU eine Studien­tagung veranstaltet, die vielfältige Einblicke in die Thematik und den professionellen Umgang mit Trauerarbeit bot.

In ihrem Hauptvortrag ging Dr. Monika Marose vom Bonner evangelischen Institut für berufsorientierte Religionspädagogik auf die Bedeutung von Trauer, insbesondere nicht gelebter Trauer für unsere gegenwärtige Gesellschaft ein. Zunehmend gebe es Tendenzen, die Tod und Trauer als durch technische Lösungen zu behebende Probleme behandelten. So werde etwa die Zeitspanne, in der Trauer als „normales“ und nicht pathologisches Phänomen gesehen werden, zunehmend kürzer angesetzt. Auch gebe es Ansätze, die versuchten das „Gehen lassen“ dadurch zu vermeiden, dass sie virtuelle Abbilder der Verstorbenen erschaffen. „Trauer ist eine Diva“, sagte Marose. Denn Trauer benötige Aufmerksamkeit und einen bewussten und respektierenden Umgang. Entsprechende Angebote –unter anderem auch in beruflichen Kontexten – zeigten wie gefragt Unterstützung für Menschen in Trauerphasen ist. Christliche Hoffnungsbilder könnten in Trauersituationen eine wichtige Stütze sein.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Prodekan Prof. Dr. Florian Kluger moderiert wurde, kamen Praktikerinnen und Praktiker aus der pastoralen Arbeit mit Trauernden zu Wort: Helmut Enzenberger (Schulseelsorger und Religionslehrer sowie Diözesanbeauftragter für Krisenintervention Seelsorge in Neumarkt), Hans Iberl (Pastoralreferent und Leiter der Telefonseelsorge Ingolstadt) sowie Dr. Cordula Klenk (Referentin für Flüchtlingshilfe und Integrationsdienste bei den Maltesern), die jahrelange Erfahrung mit Kindertrauergruppen gesammelt hat, gaben Einblicke in ihre Erfahrungen und Umgehensweisen mit Tod und Trauer. Klenk berichtete aus ihrer Arbeit mit Kindertrauergruppen, dass Kinder beim Trauern wie „Pfützenhüpfer“ seien – für bestimmte Momente könne die Trauer sehr präsent sein, dann aber auch schnell wieder verschwinden. Erwachsene hingegen befänden oft in einem „Meer aus Trauer“. Dem schloss sich Helmut Enzenberger an und betonte, wie wichtig Trauerorte und –räume auch im metaphorischen und konkreten Sinne seien, da sie den Trauernden zeigen könnten, dass sie sich in den Trauerraum hineinbegeben, ihn aber auch wieder verlassen können. Hans Iberl erzählte aus der Telefonseelsorge, welche Bedeutung es für trauernde Menschen habe, dass man ihnen zuhöre, dass es aber nicht darauf ankäme, ihnen fertige Antworten zu geben. Dies schloss auch an eine Frage aus dem Plenum an, wo die Grenze zwischen Trost und Vertröstung zu ziehen sei. Hier waren sich die Podiumsmitglieder einig, dass Trost in den Trauernden wachsen müsste und dass auch die Würde der Untröstlichkeit zu respektieren sei. Gerade deshalb sei es sowohl in Schule als auch im pastoralen Bereich so wichtig, Trauernden einen Ort zu eröffnen, an dem sie ihre Trauer leben könnten, da dies im familiären Umfeld nicht immer möglich sei.

Am Nachmittag boten Workshops den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit, die zuvor besprochenen Themen vertieft zu behandeln.