Wachsende Konfessionslosigkeit als Herausforderung für religiöse Bildung in der Schule

Wie sollte Religionsunterricht in Zukunft aussehen? Darüber haben 24 Expertinnen und Experten aus Deutschland und Österreich am 7. und 8. Oktober an der KU diskutiert.

Prof. Dr. Ulrich Kropač (KU) hatte gemeinsam mit Prof. Dr. Mirjam Schambeck sf (Universität Freiburg) zum fachlichen Austausch nach Eichstätt eingeladen. Der Think Tank stellte sich der Aufgabe, Auswirkungen und Herausforderungen wachsender Konfessionslosigkeit für das Feld der religiösen Bildung im schulischen Kontext zu analysieren und mögliche Zukunftsszenarien zu entwickeln.

Der Anteil der Menschen, die sich in Deutschland keiner Konfession bzw. Religion zurechnen, ist in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Während aktuell der Unterschied im Ost-/Westvergleich noch deutlich auszumachen ist, geht der Trend hin zu einer Niveauangleichung mit einem stetigen Anstieg der Konfessionslosigkeit bundesweit. Dadurch gerät der bekenntnisorientierte Religionsunterricht unter Druck, weil einerseits seine Schülerschaft abnimmt und andererseits zugleich deren konfessionelle Bindung schwindet. Dies wirft Fragen auf: Ist der herkömmliche konfessionelle Religionsunterricht auf Dauer zu halten? Wie müsste er sich verändern? Sollte Religion im Alternativfach, dem Ethik- bzw. Philosophieunterricht, stärker berücksichtigt werden - dann aber nur mehr im Sinne einer Religionskunde?

Um sich der Fragestellung zu nähern, wurden zum Auftakt der Fachveranstaltung Zahlen referiert, welche die aktuelle Entwicklung der Konfessionslosigkeit von Schülerinnen und Schüler verdeutlichen. Danach diskutierte der Expertenkreis mögliche Auswirkungen auf die beiden Schulfächer Religion und Ethik. Vorschläge zur Veränderung beider Fächer wurden entwickelt und in ihren Chancen und Grenzen abgewogen. Schließlich überlegten die Teilnehmenden mögliche Zukunftsperspektiven für den Religions- und Ethikunterricht im Horizont wachsender Konfessionslosigkeit. Einen Höhepunkt der Veranstaltung stellte das Kamingespräch mit Prof. Dr. Detlef Pollack, einem der führenden Religionssoziologen in Deutschland, dar. Er zeichnete ein differenziertes Bild des Verhältnisses von Religion und Säkularität, indem er die Frage „Was eine säkulare Gesellschaft von den Kirchen (nicht) braucht?“ beleuchtete.

Die Expertenkonferenz setzte sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammen, die im Fach Religionspädagogik/Didaktik der Religionslehre oder im Fach Didaktik des Ethik- bzw. Philosophieunterrichts ausgewiesen sind. Das Thema Konfessionslosigkeit wurde aus den Perspektiven der katholischen, evangelischen und islamischen Religionspädagogik reflektiert; auch die unterschiedlichen (nicht-)religiösen Kontexte aus Ost- und Westdeutschland wurden in die Diskussion einbezogen. Schließlich wurden Vorschläge zu einer veränderten Praxis im Religions- und im Ethikunterricht formuliert.

Der fachliche Austausch zeigte deutlich, dass die Entkonfessionalisierung für die religiöse Bildung in der Schule ein herausragendes Zukunftsthema ist, das es aufmerksam zu verfolgen und weiter zu erforschen gilt. Die Tagung war die Auftaktveranstaltung für ein Forschungsprojekt der beiden Initiatoren Kropač und Schambeck, das sich der Untersuchung des Feldes in den kommenden Jahren widmen wird.