Was Paare von Angeboten zur Ehevorbereitung erwarten

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Das Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) der KU hat in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Moraltheologie der Universität Regensburg Ehevorbereitungskurse in den Bistümern Regensburg, Passau und Eichstätt untersucht. Anliegen des Projektes war es, Einblick in die bestehenden Angebote zu erhalten und mehr darüber zu erfahren, welche Themen für die Paar wichtig sind und sinnvoller Inhalt einer kirchlichen Ehevorbereitung sein sollten.

Im Rahmen der ZFG-Befragung von über 1500 Teilnehmenden von Ehevorbereitungskursen in den drei Bistümern konnten erstmals fundierte Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welches demografische Profil Paare aufweisen, die kirchlich heiraten wollen. Demnach waren die Befragten im Schnitt 29 Jahre alt. 96 Prozent lebten zum Kurszeitpunkt bereits mit ihrem Partner in einem gemeinsamen Haushalt zusammen, im Durchschnitt seit 3,6 Jahren. Über ein Viertel hatte schon ein Kind. Die Forschenden in Eichstätt und Regensburg sind sich angesichts dieser Datenlage einig: „Es ist nicht so, dass sich für die Paare mit dem Tag der katholischen Trauung das Leben schlagartig ändert.“ Dennoch hat die kirchliche Hochzeit offensichtlich für die meisten eine religiöse Bedeutung: Obwohl nur etwa die Hälfte der Befragten angab, gelegentlich, oft oder sehr oft an Gottesdiensten teilzunehmen, konnten in der Studie rund 88 Prozent als religiös klassifiziert werden, 10 Prozent sogar als hochreligiös.

Im Fokus der quantitativen Befragungen stand insbesondere, welche Vorstellungen Paare, die kirchlich heiraten wollen, in Bezug auf die Ehevorbereitungskurse haben, mit denen die katholische Kirche Paare auf dem Weg zur kirchlichen Trauung begleiten und unterstützen will. Auffallend war, dass die Motivation im Vorfeld des Kurses bei vielen Teilnehmenden nicht sonderlich hoch ist. Befürchtet werden trockene Vorträge oder zu viel Gruppenarbeit. Die ZFG-Forscher/innen fragten aber auch, was sich die Befragten von der Teilnahme an einem Ehevorbereitungskurs erhoffen. Hier fiel auf, dass die wichtigsten Wünsche der Befragten einen Bezug zur Paarbeziehung aufweisen: An oberster Stelle stand der Wunsch, als Paar einen schönen Tag zu verbringen. Eine deutliche Mehrheit will sich durch die Ehevorbereitungskurse „bewusst machen, was wir uns bei der Trauung versprechen“. Äußerst wichtig sind den Befragten zudem die Themenbereiche „Tipps zur Stärkung der Beziehungsqualität in der Ehe“ sowie der „Umgang mit Krisen bzw. Streit in der Ehe“. Das Thema „Ehe als Sakrament“ wurde von 43 Prozent als sehr wichtig oder ziemlich wichtig angesehen. Die Themen „Natürliche Familienplanung“ und „Sexualität in der Ehe“ waren den meisten jedoch nicht so wichtig.

Trotz anfänglicher Befürchtungen stellen die allermeisten Paare den Ehevorbereitungskursen im Nachhinein gute Noten aus. Die Angebote finden auch bei kritischen Adressatinnen und Adressaten Akzeptanz. Die Mehrheit der Teilnehmenden würde den Kurs im weiterempfehlen.

Um Einblicke in die bestehenden Angebote einerseits und die Anliegen der Paare andererseits zu gewinnen, wurde eine Kombination aus qualitativen und quantitativen Methoden der empirischen Sozialforschung gewählt. Verantwortlich für die quantitativen Erhebungen war das ZFG. Mit seinen zahlreichen internationalen Kontakten unterstützte das Institut außerdem das Projektteam der Universität Regensburg bei der Vorbereitung qualitativer Interviews im Ausland. Auf diese Weise konnten Expertinnen und Experten in ausgewählten Diözesen auf fünf Kontinenten befragt werden. Anschließend kümmerten sich die Regensburger Partner um die theologische Reflexion der Ergebnisse. „Eine solche Kombination sozialwissenschaftlicher und theologischer Expertise“, so Dr. Veronika Hecht, die federführende wissenschaftliche Mitarbeiterin am ZFG, „war bei einem wissenschaftlichen Projekt dieses Zuschnitts bislang einzigartig“.

Vorgestellt wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Zur Ehe berufen. Eine empirisch-theologische Analyse kirchlicher Ehevorbereitungsangebote“ bei einer Abschlussveranstaltung an der Universität Regensburg. Die Projektleiter Prof. Dr. Rupert Scheule (Universität Regensburg) und Prof. Dr. Klaus Stüwe (KU Eichstätt-Ingolstadt) präsentierten mit ihren Teams die wichtigsten Ergebnisse der Studie und diskutierten sie u.a. mit Wissenschaftlern aus Belgien und Polen sowie mit den Bischöfen Prof. Dr. Rudolf Voderholzer, Prof. Dr. Stefan Oster und Dr. Gregor Maria Hanke und weiteren Vertreterinnen und Vertretern der katholischen Bistümer Regensburg, Passau und Eichstätt, die das Projekt finanziert hatten.