Weihnachtsgrüße der Hochschulleitung

Weihnacht

Nicht auf die Präzision,
mit der wir unsere Apparate bedienen,
nicht auf die geschickte Ordnung,
mit der wir unseren Verkehr meistern,
sondern auf unser Herz, das sich öffnet,
auf unsere Ohren, die lauschen,
auf unsere Hände, die einander finden
und sich falten können, kurz:
Auf das eigentlich Menschliche des
Menschen kommt es in der Christnacht an.
Und im tiefsten Grunde wissen wir das auch.
Nur wenn wir den Menschen in uns retten,
kann sich Gott im Menschen offenbaren.

 

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Studentinnen und Studenten,

mit diesen Zeilen lenkt Gertrud von le Fort (1876-1971), eine der bedeutendsten katholischen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts, unseren Blick auf das, was wesentlich ist – in unserem Leben und bei dem uns nun bevorstehenden Fest, an dem wir die Geburt Jesu in Erinnerung rufen: 

„Auf das eigentlich Menschliche des Menschen kommt es an.“

In unserem Alltag, gerade an einer Universität, legen wir Wert darauf, dass uns alles möglichst in bester Weise gelingt. Natürlich: Forschung verlangt gründliches Arbeiten und Genauigkeit. Wissenschaft bedarf der Präzision. Wir streben danach, alles unter Kontrolle zu haben, den Gang der Dinge zu steuern, Ordnung zu schaffen. Doch so gut uns das hilft, das komplexe Leben zu meistern – Präzision und Ordnung sind nicht alles: 

„Auf das eigentlich Menschliche des Menschen kommt es an.“

In den vergangenen Jahren mussten wir erleben, wie schnell es passieren kann, dass die gewohnten Abläufe und die Ordnung in unserem Leben plötzlich aus den Fugen geraten. In der Corona-Pandemie galt es von heute auf morgen unsere Arbeit in Forschung und noch mehr in der Lehre neu zu denken. Improvisationstalent war gefragt, ein Hinsehen und Hinhören auf die Sorgen der anderen. Wir haben in dieser Zeit viel gelernt – und profitieren heute davon.

Auch dieses Jahr brachte einen tiefen Einschnitt: in das Leben der Menschen in der Ukraine, aber auch in unser eigenes. Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat die Welt verändert – und wir vermögen heute noch nicht abzusehen, welche Folgen wir noch zu erwarten haben.

„Auf das eigentlich Menschliche des Menschen kommt es an.“ 

Wir durften an unserer Universität eine große Hilfsbereitschaft mit den Menschen in der Ukraine erfahren (die in Anbetracht des nun schweren Winters Fortsetzung finden muss). Wir waren und sind weiter in Gedanken bei unseren ukrainischen Studierenden und deren Familien sowie bei Kolleginnen und Kollegen an unserer Partneruniversität in Lwiw. Und die Tatsache, dass seit Monaten in Europa ein Krieg geführt wird, ruft uns auch in Erinnerung, dass es gewaltsame Auseinandersetzungen an vielen Orten der Welt gibt.

„Auf das eigentlich Menschliche des Menschen kommt es an.“ 

Der Mensch steht an unserer Universität im Mittelpunkt, „mit all seinen ihm gegebenen Fähigkeiten, aber auch mit seinen Schwächen“, wie es in unserem Leitbild heißt. Zum Ende dieses Jahres möchte ich allen Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Studierenden danken, die dazu beitragen, dass wir an der KU immer wieder das Menschliche des Menschen neu entdecken und wertschätzen.

Im Namen des gesamten Präsidiums der KU wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr.

Ihre Gabriele Gien
Präsidentin der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt