Welttourismustag 2021: Faire und nachhaltige Angebote für ein inklusives Wachstum

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Alljährlich am 27. September begeht die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (World Tourism Organisation - UNWTO) den sogenannten Welttourismustag. Das diesjährige Motto „Tourism for inclusive growth“ steht ganz im Zeichen eines ausgewogenen Wachstums für einen neuen Tourismus in der Zeit nach der Pandemie. „Der Tourismus kann eine zentrale Rolle dabei spielen, Ungleichheiten, die sich in Folge der Pandemie massiv verschärft haben, durch ein faires und nachhaltiges Tourismusangebot zu beseitigen“, erklärt Prof. Dr. Harald Pechlaner, Inhaber des Lehrstuhls Tourismus an der KU.

Die globale Pandemie habe die Verletzlichkeit des Tourismus im Besonderen deutlich gemacht. Die massiv eingeschränkte Mobilität habe zum Erliegen des Reiseverkehrs und damit touristischer Dienstleistungen geführt. Aber es sei ein besonderes Merkmal des Tourismus, Menschen verschiedener Kulturen zusammen zu bringen, und durch Gastfreundschaft besondere Begegnungen zu ermöglichen – und damit, so die Forderung der Welttourismusorganisation, sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen werde, wenn in der Phase des Neustarts auch der Tourismus wieder an Fahrt gewinnt.

„Reisen war in der Hochphase der Pandemie vielfach verpönt, weil es mit der Verbreitung des Virus in Verbindung gebracht wurde. Jetzt hat der Tourismus die Chance und Aufgabe, breiten Gesellschaftskreisen nach vielen Monaten des Innehaltens und eingeschränkter Mobilität durch die wiedererlangte Reisefreiheit die Motivation für einen neuen Aufbruch und ,Restart' zu geben", so Pechlaner. Der Stillstand beim Reisen habe vielen Menschen die Augen geöffnet, nicht nur für die ökonomische Wichtigkeit der Branche, sondern auch für die Probleme im Umgang mit Massentourismus oder bei den Grenzen der Raumverträglichkeit. Die Verschärfung des Fachkräftemangels, schlechte Arbeitsbedingungen oder die geringe Wertschätzung der Dienstleistung komme zum Vorschein. Besonders falle auf, dass der Frauenanteil in Beherbergung und Gastronomie besonders hoch ist, und dass Frauen besonders von der Krise betroffen waren und sind, weil sie erfahrungsgemäß länger bräuchten, um wieder in die Erwerbstätigkeit zurückzufinden.

Der respektvolle Umgang mit Mensch und Natur werde jetzt stärker gefordert, was zu einem Umdenken bei den Geschäftsmodellen führen muss. Resilienz bedeutet im Tourismus, die Geschäftsmodelle fit zu machen für neue Krisen, ohne die Innovationsfähigkeit zu verlieren. Eine Voraussetzung dazu ist die verstärkte Ausrichtung auf Nachhaltigkeit. Ein neues Gesundheits- und Sicherheitsbedürfnis, die zunehmende Bedeutung von Natur & Outdoor bei den Reisemotiven, die verschwimmenden Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit oder die Nachfrage nach glaubwürdigen und verantwortungsvollen Reiseangeboten verändern laut Pechlaner den Tourismus gerade in großen Schritten: „Die große Herausforderung des Tourismus weltweit besteht darin, Verantwortung zu übernehmen, wenn es darum geht, nicht so sehr ein schnelles Zurück zu alten Mustern und Gewohnheiten und damit traditionellen Reisemustern zu fordern, sondern mitzuhelfen, die zum Teil krassen ökonomischen und gesellschaftlichen Missstände und Ungleichheiten zu erkennen und beim Namen zu nennen. Nicht nur Wettschöpfung, sondern vor allem Wertschätzung und Verantwortung gegenüber Mensch und Natur sind das neue Maß! Und damit ,Tourism for Inclusive Growth' “.