Wie geht es weiter bei der Präsidentschaftswahl in den USA?

Seit dem TV-Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump gibt es anhaltende Diskussionen darüber, ob der amtierende US-Präsident dem Amt weiterhin gewachsen ist oder seine Kandidatur zurückziehen sollte. Es sei fraglich, ob Biden mit seinen offensichtlichen Schwächen noch in der Lage wäre, volle vier Jahre das Präsidentenamt auszuüben, sagte KU-Politikprofessor Klaus Stüwe in einem Interview mit dem Donaukurier. „Ich bin kein Prophet, aber es stehen sehr viele Zeichen in Richtung Rücktritt von der Kandidatur.“ Im Gespräch äußert sich Stüwe auch zu Donald Trump und zu der politischen Polarisierung den USA und hierzulande.

Klaus Stüwe, Inhaber des Lehrstuhls für Vergleichende Politikwissenschaft und Vizepräsident für Internationales der KU, sprach in dem Interview von schweren Bedenken hinsichtlich der Eignung Bidens für eine weitere Amtszeit. „Der Präsident hat eine katastrophale Vorstellung gegeben“, so Stüwe. Es sei Biden nicht gelungen das zu kaschieren, was in den letzten Monaten vielen Insidern schon offensichtlich war, nämlich seine offensichtlichen Schwächen. Das Thema seines Alters werde die nächsten Tage und – sofern sich Biden nicht aus dem Wahlkampf zurückziehe – auch die nächsten Wochen beherrschen. „Das hat auch Auswirkungen auf deutsch-amerikanische und europäische-amerikanische Beziehungen“, so Stüwe. Der Politikwissenschaftler kommentierte Bidens Aussagen, nur der liebe Gott könne ihn zum Rückzug bewegen, mit den Worten: „Ich kann das nur als Realitätsverlust werten.“ Stüwe sagte weiter: „Ich bin kein Prophet, aber es stehen sehr viele Zeichen in Richtung Rücktritt von der Kandidatur.“ Er könne sich vorstellen, dass einige Vertraute Biden nahelegen, als Kandidat zurückzutreten. Es werde wahrscheinlich auch der Druck von seinen demokratischen Parteifreunden im Kongress wachsen.

Die Debatte um Donald Trump, den ersten straffällig gewordenen Präsidentschaftskandidaten, und dessen politisches Comeback, ist laut Stüwe ein Zeichen für die tiefe Polarisierung der US-amerikanischen Gesellschaft. Viele Wähler seien bereit, gravierende Charakterfehler zu übersehen, um eine politische Linie zu unterstützen. Die Polarisierung in anderen etablierten Demokratien wie auch in Deutschland sei ein Hinweis darauf, dass dieses Phänomen nicht einzigartig amerikanisch sei, sondern eine globale Herausforderung darstellt. Abschließend äußerte sich Stüwe skeptisch zur Vertrauens- und Verlässlichkeitsdebatte im Wahlkampf, indem er auf das niedrige Vertrauen in die Regierungsgewalt in den USA hinwies. Viele Wähler hätten das Gefühl , zwischen dem kleineren von zwei Übeln wählen zu müssen.

Klaus Stüwe

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Fragen von Marco Schneider (Donaukurier)
Kamera und Schnitt: Christian Klenk (KU)