Wissen für den Wandel: KU gründet neue School of Transformation and Sustainability

Mit der „School of Transformation and Sustainability“ (STS) etabliert die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) zum Wintersemester eine neue Fakultät, die mit ihrer innovativen Struktur und Programmatik auf die Herausforderungen der Zeit ausgerichtet ist. „Wir sind konfrontiert mit multiplen Krisen. Digitalisierung, ökologische Fragen und eine zunehmende Komplexität prägen die Fragestellungen in Lehre und Forschung. Klassische Berufsbilder müssen um neue Kompetenzen ergänzt werden, um in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, aber auch in der Kirche eine Transformation gestalten zu können. Mit unseren Angeboten an der School of Transformation and Sustainability wollen wir aus unserem Selbstverständnis heraus dazu passende Perspektiven schaffen, die sinnstiftend und werteorientiert sind“, erklärt KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien. Die neue Fakultät sei bewusst nicht als fertiges Produkt konzipiert, sondern befinde sich in einem laufenden Prozess.

Die School of Transformation und Sustainability knüpft an die bisherige Fakultät für Religionspädagogik/Kirchliche Bildungsarbeit an und wird an beiden Standorten der KU in Eichstätt und Ingolstadt angesiedelt sein. An der STS kooperieren außerdem gleichermaßen Forschende und Dozierende aus dem universitären als auch aus dem Hochschulbereich. „Im Sinne einer transformativen Wissenschaft will die neue Fakultät nicht nur in der Lehre, sondern auch durch Forschung und Transfer die tiefgreifenden gesellschaftlichen, politischen, ökologischen und religiösen Veränderungen begleiten. Ansätze und Initiativen aus allen Fächern und Fakultäten, die sich mit ihrem spezifisch-fachlichen Fokus mit gesellschaftlichen Herausforderungen und Transformationsprozessen befassen, wollen wir in der STS verknüpfen. Zudem spielen sowohl die regionale als auch die globale Vernetzung eine bedeutende Rolle“, erklärt Prof. Dr. Harald Pechlaner als Gründungsdekan der Fakultät. Das Spektrum an Themen in Lehre und Forschung zu Nachhaltigkeit und Transformation reiche von den vorhandenen Kompetenzen aus dem Bereich der Religionspädagogik über Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften, Psychologie und Mathematik bis hin zu Wirtschaftswissenschaften.

„Die Verwobenheit und Verflechtung der Transformationsprozesse und Krisen erfordert eine inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit, also akademische Forschung über Fächergrenzen hinweg, die in Interaktion mit Interessengruppen und Praktikern aus allen relevanten Bereichen stattfindet“, betont Pechlaner weiter. Zwar setze dies ein breites und tiefes Verständnis und Wissen in den einzelnen Wissenschaften voraus. Auf die meisten Fragen, mit denen wir in unserer globalisierten Welt konfrontiert seien, könnten ohne inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit keine Antworten gegeben werden. Pechlaner schildert: „Sektorübergreifende Kooperationen ermöglichen es uns, Grundlagenwissen und anwendungsbezogenes Wissen, künstlerisch-kulturelle Bildung sowie die Fähigkeit zu praktischer Anwendung bei der Entwicklung sozial robuster, zukunftsfähiger Ideen und Lösungsansätze miteinander zu verknüpfen.“ Deshalb wird die Forschung an der STS bewusst einen projektorientierten Charakter haben. Ein sogenannter „Sounding Board“ wiederum fungiert als Bindeglied zu den anderen Fakultäten der KU und gewährleistet als Gremium die Durchlässigkeit zu Forschenden über die STS hinaus. Darüber hinaus wird ein Fellowprogramm als permanente Plattform dienen, um externe Expertise in die Fakultät einzubinden.

Die Studierenden wiederum erhalten über das Student Board institutionalisiert die Gelegenheit, sich in die laufende Entwicklung der Fakultät einzubringen. Dieses Gremium als Vollversammlung der STS-Studierenden ist fester Bestandteil der Fakultätsstruktur. „Das Studienprogramm der STS richtet sich an junge Menschen, die stärker nach dem Sinn und der Wirkung ihres Handels fragen und reflektieren, warum sie überhaupt studieren sollten. Wir wollen Zukunftskompetenzen vermitteln und eröffnen damit Perspektiven sowohl für eine Tätigkeit im kirchlichen Bereich, NGOs, Verbänden und Bildungsstätten im Nachhaltigkeitsbereich als auch darüber hinaus“, schildert Prof. Dr. Simone Birkel. Die Professorin für Religionspädagogik beschäftigt sich insbesondere mit Fragen von Bildung für Nachhaltige Entwicklung und ist mitverantwortlich für das zum Wintersemester erstmals startende zweisemestrige Zertifikatsstudium „Transformation – Orientierung – Zukunft“. In inter- und transdisziplinären Lehrveranstaltungen werden unter anderem Grundlagen der Transformations- und Nachhaltigkeitswissenschaften vermittelt. Aber auch ethische Reflexionen, Projektmanagement, interkulturelle Erfahrungen, Führungskompetenzen, Projektarbeiten und Coaching sind Bestandteil des Lehrangebots. Es ist geplant, dass sich an das Zertifikatsstudium nahtlos das Studienprogramm des neuen Bachelors „Transformation – Nachhaltigkeit – Ethik“ anschließt, der an der KU zum Wintersemester 2024/25 starten soll. Das Bachelorprogramm wird wahlweise die thematischen Schwerpunkte „Nachhaltigkeit“ oder „Angewandte Theologie“ haben. Im Anschluss an das Zertifikat kann aber auch ein anderer, zu den Kompetenzen und Inhalten des Zertifikats anschlussfähiger Studiengang an der KU studiert werden.

Ebenfalls zum kommenden Wintersemester startet an der STS der neue digitale Masterstudiengang „Transformation und nachhaltige Lebensraumentwicklung – Tourismus neu gestalten“, den die KU gemeinsam mit der Technischen Hochschule Deggendorf, der Hochschule Kempten sowie der Hochschule München anbietet. Der Master befasst sich mit den großen Krisen unserer Zeit und den Transformationsprozessen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Im Tourismus standen lange ausschließlich die Bedürfnisse der Gäste im Fokus. Tourismus kann durch die regionale Netzwerkkompetenz ein Agent der sozial-ökologischen Transformation sein. Nachhaltige Geschäftsmodelle und Reisestile können einen maßgeblichen Beitrag zu gesellschaftlicher Entwicklung liefern. Der neue Masterstudiengang will die entsprechenden Kompetenzen dafür vermitteln. Innovative Lehre mit einem besonderen Fokus auf forschungorientiertem Transfer bildet eine wichtige Säule hierfür.

Darüber hinaus führt die STS das bereits bestehende Weiterbildungsangebot „Nachhaltige Bildung und sozial-ökologische Transformation in kirchlichen Institutionen“ weiter – ebenso wie die erfolgreiche Kooperation mit dem Netzwerk Jesuit Worldwide Learning, in dem die KU Weiterbildung für talentierte junge Menschen aus Armutsgebieten, sozialen Brennpunkten und Krisenregionen anbietet. In Lernzentren vor Ort, die über Internetanschluss verfügen, kommen die Teilnehmenden regelmäßig zusammen, um sich dort untereinander und mit Betreuenden auszutauschen. Eine speziell für JWL entwickelte Lernplattform bietet den virtuellen Rahmen für den Kontakt mit Dozierenden der KU und Gelegenheit zum Austausch im „globalen Klassenzimmer“ mit internationalen Studierenden. Die Teilnehmenden leben unter anderem in Afghanistan, Kenia, Indien, Myanmar, Sri Lanka oder dem Irak.