Wissenschaftliche Weltoffenheit – ZILAS feierte 30-jähriges Bestehen

Mit vielen Wegbegleitern und Kooperationspartnern feierte das Zentralinstitut für Lateinamerikastudien am vergangenen Donnerstag sein 30-jähriges Bestehen. Als älteste Einrichtung dieser Art an der KU versteht es seit Beginn als Institut, in dem Forscher unterschiedlicher Disziplinen insbesondere kulturelle und gesell-schaftliche Entwicklungen in Südamerika untersuchen. „Die Auseinandersetzung mit Lateinamerika ist genauso wichtig wie vor 30 Jahren“, sagte ZILAS-Direktor Prof. Dr. Thomas Fischer.

Die Gründung erfolgte seinerzeit alles andere als reibungslos, wie Professor Dr. Karl Kohut, erster Direktor des Instituts, in seinem Rückblick schilderte. Kohut wechselte damals aus Duisburg an die KU, um hier das ZILAS aufzubauen – zum Missfallen seiner damaligen Kollegen in NRW: „In der deutschen Wissenschaftslandschaft galt Bayern damals noch als ,Bauernmädchen‘. Zudem schienen die goldenen Zeiten der Lateinamerikaforschung vorbei, die ihren Boom schon in den 60er- und 70er-Jahren hatte.“ Doch der Wissenschaftsrat hätte Lateinamerikaforschung als mögliches Alleinstellungsmerkmal für die KU identifiziert. Zudem habe man noch die positive Wirkung des Zweiten Vatikanischen Konzils verspüren können, der dem Institut Rückenwind gegeben habe.

Diesen nutzte es und machte sich seit seiner Gründung national und international einen Namen: „Bei meiner vergangenen Reise durch Lateinamerika mit den bayerischen Universitätspräsidenten stachen wir als KU positiv hervor, indem wir häufig auf Kooperationspartner des ZILAS trafen“, bemerkte KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien in ihrem Grußwort und betonte, dass das Institut ein wichtiger Bestandteil der Universität sei. Prof. Dr. Hans-Joachim König, gemeinsam mit Karl Kohut weiterer Direktor des Instituts, schilderte als wichtiges Anliegen des ZILAS, nicht nur in und über Lateinamerika zu forschen, sondern mit Achtung für die andere Kultur Wissenschaftler nach Eichstätt zu holen. „Daraus ergaben sich Dialoge zwischen Autoren, Kritikern und Wissenschaftlern, die so in Lateinamerika häufig gar nicht stattfanden.“

In diesem Zusammenhang sprach Dr. Barbara Göbel, Direktorin des Ibero-Amerikanischen Instituts in Berlin, in ihrem Festvortrag von der Notwendigkeit eines „wissenschaftlichen Kosmopolitismus“. Wissen über den anderen sei die Voraussetzung, um dessen Perspektive einnehmen zu können. So untersuche die deutsche Lateinamerikaforschung zunehmend auch die internationalen Verflechtungen Südamerikas mit Asien oder Afrika sowie deren Wechselwirkungen. Dies eröffne ein multi- und transdisziplinäres Forschungsfeld, für das Kompetenz nicht nebenbei erworben werden. Es habe Mut und Weitblick gebraucht, das ZILAS damals zu Zeiten zu etablieren, in denen die Lateinamerikaforschung im Stagnieren begriffen war. „Das ZILAS ist ein stehender Begriff; man müsste er erfinden, wenn es nicht schon vorhanden wäre“, so Göbel.