Zur Zukunft der Stiftungsprofessur für Bioethik

In einem Zeitungsartikel und auf Internetportalen wird derzeit über die Professur für Bioethik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) berichtet. Die Darstellungen sind dabei unvollständig und enthalten falsche Behauptungen.

So heißt es in einer anonymen Online-Petition: „Kardinal Marx und der Stiftungsrat streichen der deutschlandweit führenden philosophischen Professur für Bioethik-Fragen das Geld. [...] Mit Unterzeichnung der beistehenden Petition bitten Sie Kardinal Marx und den Stiftungsrat der KU seine Entscheidung zugunsten der Bioethik-Professur zu überdenken!“

Die Berichte verschweigen, dass es sich bei der Professur um eine Stiftungsprofessur handelt. Sie wird aus Mitteln finanziert, die ein externer Stifter zur Verfügung gestellt hat. Die Professur war von Beginn an auf eine befristete Laufzeit anlegt und auch so ausgeschrieben worden. Wie für Stiftungsprofessuren üblich beträgt die Laufzeit fünf Jahre, endend am 31.8.2018. Dem Inhaber der Professur und seinen Mitarbeitern war diese Befristung immer bekannt. Das Auslaufen der Professur folgt somit – anders als es die Berichte darstellen – keinem Einstellungsbeschluss eines Kardinals oder eines Stiftungsrats. Vielmehr beabsichtigt die Hochschulleitung, die Befristung der Professur um neun Monate bis Mai 2019 zu verlängern, um ein laufendes Forschungsprojekt abschließen zu können.

Die Universitätsleitung kann die Anzahl ihrer aus staatlichen Haushaltsmitteln finanzierten Professuren und Lehrstühle nicht frei bestimmen. Sie ist in einem Konkordat zwischen Kirche und Staat festgelegt. Ebenso darf die Universität aus den zuletzt gewährten kirchlichen Sondermitteln, welche ihr die Freisinger Bischofskonferenz zur Verfügung stellt, keine verbeamteten Dauerstellen schaffen. Dies schließt die Neueinrichtung von Professuren und Lehrstühlen aus – ebenso die Weiterfinanzierung von bislang über Dritte finanzierten Stiftungsprofessuren. Folglich wäre eine Weiterführung der jetzigen Professur für Bioethik für die Universität derzeit nur möglich durch Aufgabe einer anderen Professur an der KU oder durch Akquise eines neuen Stifters. Beides lässt sich momentan nicht realisieren.

Die KU wird den Bereich Ethik jedoch nicht abschaffen, sondern vielmehr ausbauen. Wie verschiedenen Medienberichten zu entnehmen war, plant die KU die Einrichtung eines Ethikzentrums. Die Stadt Ingolstadt wird hierfür das ehemalige Georgianum renovieren. Im Zusammenhang mit der Konzeption des Ethikzentrums führt die Hochschulleitung bereits Gespräche zur Einwerbung einer oder mehrerer Stiftungsprofessuren bzw. finanzieller Mittel Dritter, um den Bereich globaler Ethikfragen an der KU perspektivisch personell noch weiter zu stärken. Außerdem hat die KU soeben den Lehrstuhl für Moraltheologie neu besetzt mit einem in Ethikfragen ausgewiesenen Wissenschaftler.