Die vorrangige Option für Gewaltfreiheit: Spirituelle Grundlagen und politische Möglichkeiten

Vortrag im Rahmen der Reihe K'Universale zum Thema „Welt - Krieg - Frieden“

Referent: Prof. Wolfgang Palaver

Während Papst Franziskus 2017 die Gewaltfreiheit als Stil einer Politik für den Frieden ausrief, hat der Angriffskrieg gegen die Ukraine pazifistische Positionen verstärkt in Frage gestellt. Mit Blick auf Mahatma Gandhi, Martin Luther King jr. und Nelson Mandela werden sowohl spirituelle Grundlagen der Gewaltfreiheit als auch ihre politischen Möglichkeiten erörtert. Dabei zeigt sich, dass Gewaltfreiheit weder mit einem absoluten Pazifismus gleichgesetzt werden kann, noch, dass Gewalt und Gewaltfreiheit analog einem simplen Schwarz-Weiß-Schema einander gegenüberstehen. Gewaltfreiheit steht für eine Langfristperspektive und setzt eine Spiritualität universaler Geschwisterlichkeit voraus.

Prof. Wolfgang Palaver war bis September 2023 Professor für christliche Gesellschaftslehre an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck und ist seit 2019 Präsident von Pax Christi Österreich.


Über die K'Universale-Reihe „Welt - Krieg - Frieden“

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 ist die Gewalt des Krieges mitten in Europa eskaliert: Die damit verbundene Zerstörung und das unsägliche Leid in der Ukraine rütteln auf. Der Krieg prägt die öffentlichen Debatten in Europa, er setzt eine Gewaltspirale in Gang, deren Ende derzeit nicht absehbar ist. Zugleich fügt er sich in eine weltweite Dynamik der Gewalt und des Rechtsbruchs, in denen die Hoffnung auf eine neue Weltordnung und auf eine Zusammenarbeit für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung zu zerbrechen droht. In der Enzyklika „Fratelli tutti“ spricht Papst Franziskus 2020 von einem „Dritten Weltkrieg in Stücken“ und wendet sich gegen die Vorstellung eines gerechten Krieges (FT 256-262).
Umso stärker zeigt sich die Notwendigkeit, nach Wegen zur Unterbrechung und Überwindung von Gewalt zu suchen, an der Wiederherstellung von Recht und an Möglichkeiten eines neuen Zusammenlebens zu arbeiten.
Die Sehnsucht nach Frieden bildet den Horizont der Ringvorlesung, in der Erfahrungen von Krieg und Gewalt thematisiert, Strategien zu ihrer Unterbrechung und Überwindung diskutiert, literarische Verarbeitungen besprochen und Ansätze der Friedensarbeit vorgestellt werden. Die globalen Herausforderungen kommen an lokalen Beispielen und Perspektiven in den Blick und werden aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und Praxisfeldern heraus beleuchtet.

Die Reihe wird von Prof. Dr. Miriam Lay Brander, Prof. Dr. Martin Kirschner, Prof. Dr. Thomas Fischer und Dr. Jochen Kleinschmidt organisiert.

Weitere Informationen zum Programm der Reihe unter www.ku.de/kuniversale.