Solidarität und Gewerkschaften: Zwischen konservierender und transformierender Interessenpolitik

K'Universale: Interdisziplinäre Vortragsreihe im Wintersemester 2020/2021. Zur Frage der Solidarität: Konzepte – Kontroversen – Perspektiven

Insbesondere im Kontext multipler Krisen erfährt die Idee der Solidarität verstärkte Aufmerksamkeit. Forderungen nach „mehr Solidarität“ sind auch heute allgegenwärtig, und „mehr Solidarität“ wird, bisweilen leichtfertig und unhinterfragt, als vielversprechender, wenn nicht einzig tragfähiger Lösungsansatz in herausfordernden Zeiten dargestellt. Ziel der Vorlesungsreihe zur Frage der Solidarität ist eine kritische und multiperspektivische Kontextualisierung dieser ‚großen Idee’, die historische und aktuelle Kontroversen in den Blick nimmt, sozio-kulturelle und epistemisch-politische Voraussetzungen ausleuchtet und Problemlagen des Solidaritätsbegriffs nahebringt.

Die interdisziplinäre und internationale Vorlesungsreihe mit Vorträgen aus Philosophie, Soziologie, Theologie, Geschichte, Wirtschaftswissenschaft, Amerikanistik, den Postkolonialen Studien sowie den Gender Studies stellt kritische Perspektiven zu Grenzen und Möglichkeiten von Solidarität zur Diskussion. Das Programm bietet auch eine Lesung der Bachmann-Preisträgerin, Schriftstellerin und Aktivistin Sharon Dodua Otoo.

Solidarität und Gewerkschaften: Zwischen konservierender und transformierender Interessenpolitik
Solidarität ist in aller Munde. Gleichzeitig befindet sich die Arbeitnehmersolidarität offenkundig in einer ernsten Krise. Einerseits nehmen Arbeitskonflikte zu, andererseits verzeichnen viele Gewerkschaften national wie international gravierende Mitgliederverluste. In  Deutschland ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad unter die 18%-Marke gesunken. Stammbelegschaften tendieren zu exklusiver Solidarität, die sich nicht nur gegen „oben“, sondern auch von „unten“ und „anders“ abzugrenzen sucht. Ist die Solidarität von Lohnabhängigen ein Auslausmodell, das den Realitäten eines globalen, digitalen Kapitalismus des 21. Jahrhunderts nicht mehr gerecht wird? Klaus Dörre widerspricht solchen Pauschalurteilen. Gewerkschaftliche Solidarität ist, so seine These, zeitgemäßer denn je. Für eine Erneuerung ist es jedoch wichtig, dass die Gewerkschaften ihre Machressourcen offensiv nutzen und neue Allianzen eingehen, die sie zu progressiven Akteuren einer sozialen und ökologischen Nachhaltigkeitsrevolution machen.     

Referent: Prof. Dr. Klaus Dörre ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena

montags, 18:15 bis 19:45 Uhr
Livestream auf
www.facebook.com/uni.eichstaett und
www.youtube.com/unieichstaett

Ausführliches Programm der gesamten Reihe unter
www.ku.de/kuniversale