Umkämpfte Solidaritäten: Zivilgesellschaftliche Aushandlungen von Zugehörigkeit in Migrationsgesellschaften

Vortragsreihe „In Gesellschaft“ am ZFM im Wintersemester 2022/2023 zum Oberthema „Zugehörigkeiten – Mobilisierung und Marginalisierung in der Migrationsgesellschaft“

Referentin:
Dr. Larissa Fleischmann (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)

Moderation:
Lea Gelardi

Zum Inhalt des Vortrags:
Dieser Vortrag plädiert für ein Verständnis von Solidarität und zivilgesellschaftlicher Mobilisierung in Migrationsgesellschaften, dass den Blick für die Vielfalt von Unterstützungspraktiken, ihre zeitlichen Dynamiken, heterogenen Akteure, teils widersprüchlichen und ambivalenten Erklärungslogiken sowie ihre politischen Potentiale öffnet. Ein solcher Analyserahmen stellt Aushandlungsprozesse um Teilhabe und Zugehörigkeit in den Mittelpunkt der Untersuchung und schärft das Verständnis für die feinen Nuancen und Zwischentöne zivilgesellschaftlichen Engagements, statt bereits zu Beginn der Analyse zwischen „politisch-aktivistischen“ und vermeintlich „unpolitischen“ Ausprägungen von Solidarität zu unterscheiden. In diesem Sinne erörtert der Vortrag, wie im Plural von der Existenz mehrerer Solidaritäten gesprochen werden kann - Solidaritäten, die durch divergierende Interessen, Motivationen und Bedeutungszuschreibungen hervorgebracht werden und umkämpft sind. Damit zeigt sich, dass sich zivilgesellschaftliche Mobilisierungen stets in weiteren Spannungsfeldern positionieren müssen, welche die Frage betreffen, wie Teilhabe und Zugehörigkeit in postmigrantischen Gesellschaften gestaltet werden sollen und wer im Umkehrschluss davon ausgeschlossen bleibt. Dieser Vortrag basiert auf einer 20-monatigen ethnographischen Feldforschung zu Praktiken der Flüchtlingsunterstützung vor, während und nach dem Migrationssommer 2015.

Zur Person:
Larissa Fleischmann lehrt und forscht als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg u. a. zu den Themen Zivilgesellschaft, Solidarität und politische Mobilisierung in Migrationsgesellschaften. In Ihrer Dissertation zu „The Contested Solidarities of Refugee Support in Germany: Actions between Humanitarian Help and Political Activism“ (2019) befasste sie sich mit den Unterstützungspraktiken während des Langen Sommers der Migration 2015 und arbeitete verschiedene Modi des „Helfens“ bzw. „Solidaritäten“ im Kontext zivilgesellschaftlicher Mobilisierungen im Kontext von Migrationsgesellschaften heraus.

Detaillierte Informationen zu den Vorträgen der Reihe sowie zur Teilnahme finden sich auf der Homepage des ZFM.