Zukunftsexpertise für eine bedrohte Welt: Perspektiven (nicht-)nachhaltiger Entwicklung

K'Universale 2021/22

Zukünfte

 

Zukunft hat Konjunktur. In Politik, Film und Literatur, in fiktionalen wie fachwissenschaftlichen Medien. Als Utopie und Verheißung oder als apokalyptisches Endzeitszenario. Lethaler Klimawandel und Umweltzerstörung oder zunehmende Selbstbestimmung und Wohlstand für alle? Wie schnell und wie weit wird sich unsere Lebenswelt verändern, in den nächsten 5, 10 oder 100 Jahren? Werden wir ganz neue Lebensformen erkunden (etwa auf Raumschiffen oder extraterrestrischen Kolonien)? Oder werden wir zurückkehren (müssen) zu einer asketischeren Lebensweise in naturnahen Grenzen? So heterogen wie die Gesellschaften geworden sind, so heterogen wird all das gesehen: Nicht zufällig hat die Zukunft im Plural Konjunktur.

 

Welche „Zukünfte“ sind es, die die Wissenschaften für uns entwerfen? Dem Pluriversum ihrer Modelle, Prognosen und Szenarien wollen wir uns in diesem Semester widmen. Und ausloten, was Philosophen, Theologen und Kulturwissenschaftler, Ökonomen, Soziologen und Politikwissenschaftler, Physiker, Mediziner und Stadtplaner von der Zukunft erwarten.

 

Dass die Zukunft endlich ist, wissen wir aus der Kosmologie, mit dem Big Rip ist alles vorbei! Erfreulicherweise wird das aber noch dauern.

 

Die Reihe wird von Prof. Dr. Dr. Manfred Brocker und Prof. Dr. Frank Zschaler organisiert.

Klimakrise, Biodiversitätsverlust, Covid19-Pandemie, Kriege, Armut, zerfallende Staaten: Das Leben auf dem Planeten Erde ist in vielfältiger Weise bedroht. Dies belegen wissenschaftliche Berichte zu diversen globalen Herausforderungen, auch ist dies zur Lebenserfahrung vieler Menschen geworden. Mit der Politik zu nachhaltiger Entwicklung werden international seit dreißig Jahren anspruchsvolle Ziele – prominent etwa 2015 als Agenda 2030 beschlossen – verfolgt. Allerdings sind diese Bemühungen durch vielfache Einschränkungen gekennzeichnet. Kommt hinzu, dass es auch einflussreiche gegensätzliche Antworten auf die Bedrohungslagen gibt. Diese setzen – anstelle einer nachhaltigen Gesellschaftstransformation – auf die Transformation der menschlichen Konstitution oder auf außerirdische Alternativen. Bei der Erörterung dieses Perspektivengemenges werden grundlegende politische Konflikte ersichtlich, die neben bestimmtem (Nicht-)Handeln auch (Nicht-)Wissen und Ethik / Moral umfassen. Damit verschärft sich die Problematik, wie Verständigungen über tragfähiges zukünftiges Leben erreicht werden können, das Ansprüche von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität zu erfüllen vermag.

Prof. Dr. Daniel Barben ist Universitätsprofessor für Technik- und Wissenschaftsforschung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

Weitere Informationen: www.ku.de/zukunft