Interview mit Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf

OB Scharpf
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität derzeit aus?

Die Stadt Ingolstadt und die KU befinden sich seit der Gründung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in regem und konstruktivem Austausch. Gerade in den vergangenen Jahren wurde dieser unter meinem Vorgänger weiter intensiviert. Die hochschulpolitischen Entwicklungen des Standorts Ingolstadt sind regelmäßig Gegenstand der Gespräche und gemeinsames Anliegen, das in vielfältige Aktivitäten mündet. Auch mir ist dieser enge Kontakt wichtig und ich will ihn fortsetzen.

Können Sie ein Beispiel für die Zusammenarbeit geben?

Die Stadt Ingolstadt unterstützt beispielsweise die Errichtung eines neuen „Instituts für Angewandte Mathematik, Maschinelles Lernen und Data Science“ an der KU durch die Finanzierung von drei Stiftungslehrstühlen über fünf Jahre hinweg. Gemeinsam werden damit mehrere Ziele erreicht: Für die KU eröffnet sich eine weitere Zukunftsperspektive in Ingolstadt, das neue Institut stärkt den Wissenschaftsstandort und ergänzt zugleich die städtischen Bemühungen einer Wissenschaftsstrategie im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Wie hat sich das Verhältnis von Stadt und Universität in den vergangenen Jahren entwickelt?

Nach meiner Wahrnehmung hat sich sehr viel verbessert: in der Zusammenarbeit mit der Universität, in der Entwicklung gemeinsamer Projekte und in der Stärkung des Standortes Ingolstadt.

Wer profitiert mehr? Stadt oder Universität?

Die Zusammenarbeit und die Entwicklung der KU in Ingolstadt sind im wahrsten Sinne des Wortes eine Win-Win-Situation, das heißt, beide Partner profitieren: Die Stadt von der Entwicklung der Universität und ihrer Ausrichtung auf moderne Technologien und deren ethische Fundierung — die Universität vom Wachstum der Stadt und der damit zusammenhängenden wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklung. Wichtig ist hierbei auch die Vernetzung: Mit unserem Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (AININ) sind neue Kooperationen, beispielsweise mit der Technischen Hochschule, möglich.

Welche Verbundenheit und Erfahrung haben Sie mit dem Campus in Eichstätt?

Nach meinem Abitur habe ich mich mit dem Gedanken getragen, Geschichte zu studieren. Ich habe mir den Eichstätter Campus angeschaut und er hat mich begeistert. Eichstätt ist eine tolle Stadt. Dass es dann bei mir doch ein Jurastudium geworden ist, hatte andere Gründe.

Worin zeichnet sich das „Katholische“ an der KU Ihrer Meinung nach aus?

Ich sehe gerade in der ethischen Hinterfragung und Fundierung aktueller Entwicklungen die Aufgabe einer katholischen Universität.

Mit welchen drei Argumenten würden Sie Ihren Kindern die KU schmackhaft machen?

Überschaubare Universität in höchster Qualität in einer lebenswerten Region. Welche Uni hat das zu bieten?

 

Seit 2020 ist Dr. Christian Scharpf Oberbürgermeister der Stadt Ingolstadt. Das Interview ist Teil einer Ausstellung, die im Rahmen eines Projektseminars 2019/20 unter der Leitung von Prof. Dr. Frank Zschaler anlässlich des 40-jährigen Universitätsjubiläums entstand.

Universitätsstandort Ingolstadt

Ingolstadt
© Ingolstadt Tourismus

Ingolstadt ist mit rund 137.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Bayerns und Sitz wirtschaftsstarker Unternehmen. Neben der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die 1989 begründet wurde, besteht seit 1994 eine Technische Hochschule, die mit der Universität durch eine intensive Kooperation verbunden ist.

Die Stadt blickt zurück auf eine lange Geschichte: Im Mittelalter war Ingolstadt eine der Hauptstädte der bayerischen Teilherzogtümer (Bayern-Ingolstadt). Ab 1472 wurde Ingolstadt Sitz der ersten bayerischen Universität, die 1800 zunächst nach Landshut und 1826 schließlich nach München verlegt wurde und dort bis heute als Ludwigs-Maximilians-Universität fortbesteht. Ab 1537 war Ingolstadt 400 Jahre lang bayerische Landesfestung — aus dieser Zeit stammt die Selbstbezeichnung der Ingolstädter als „Schanzer”.