Preis der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte eG

Preisträger 2014 Dr. Kathrin Maier

Kathrin Maier wurde 1982 in München geboren. 2002 legte sie ihr Abitur in München ab und nahm ihr Pädagogikstudium an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt auf. Nach dessen Abschluss mit dem Diplom im Jahr 2007 und ersten Forschungs- und Lehrtätigkeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik schloss Maier 2008 auch ihr Studium als Diplom- Psychologin an der KU ab. Ihren wissenschaftlichen Werdegang setzte sie im selben Jahr als Projektmitarbeiterin an der Professur für Arbeits-, Umweltund Gesundheitspsychologie fort.

Als Doktorandin der INI.KUForschungskooperation zwischen der KU und der Audi AG widmete sie sich fortan der ergonomischen Gestaltung von Anzeige- und Bedienkonzepten für Fahrerassistenzsysteme. In einem interdisziplinären Team aus Ingenieuren, Ergonomen und Psychologen der Audi AG realisierte sie in den folgenden drei Jahren umfangreiche Forschungsarbeiten. Diese mündeten in die Entwicklung einer neuen Warnlogik zur Kommunikation und Anzeige von Fahrerwarnungen in unfallkritischen Fahrsituationen und stellten die Grundlage für ihr Dissertationsprojekt „Multimodaler Warnbaukasten“ bei Prof. Dr. Jürgen Hellbrück dar. Seit 2011 ist Kathrin Maier Lehrkraft für besondere Aufgaben am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie der KU und für die Ausbildung in Statistik und empirischen Methoden zuständig. Anfang 2014 schloss sie ihre Promotion mit summa cum laude ab.

Fahrerassistenzsysteme bereiten den Fahrer durch Informationen und Warnungen frühzeitig auf unfallkritische Verkehrsereignisse vor und erhöhen seine Reaktionsbereitschaft. Doch sind sie zur Fahrerunterstützung und Unfallvermeidung stets nur so gut, wie ihre Warnkonzepte als Kommunikationsschnittstelle zwischen System und Mensch für den Fahrer verständlich und intuitiv gestaltet sind. Wie kann jedoch vor dem Hintergrund einer immer größeren Vielfalt an Fahrerassistenzsystemen auch künftig sichergestellt werden, dass der Fahrer die zahlreichen Warnmeldungen korrekt interpretiert und Handlungsentscheidungen zuverlässig zu treffen vermag? Zur Beantwortung dieser Fragen widmete sich das INI.KU-Dissertationsprojekt „Multimodaler Warnbaukasten“ der Entwicklung und Evaluation einer neuen, innovativen Warnphilosophie für Fahrerassistenzsysteme. Aktuelle Konzepte sehen für jedes Assistenzsystem eine systemspezifisch- charakteristische Warnlogik vor. Diese erfordert vom Fahrer, eine Warnausgabe inhaltlich korrekt zu interpretieren, dem jeweiligen Assistenzsystem zuzuordnen und darauf basierend die notwendige Reaktionshandlung auszuwählen. Angesichts limitierter kognitiver Verarbeitungsressourcen kann diese komplexe Aufgabe mit einer künftig weiter zunehmenden Vielfalt an Warnausgaben vom Fahrer jedoch möglicherweise nicht mehr zuverlässig und fehlerfrei bewältigt werden.

Auf Basis zahlreicher empirischer Studien in realen Versuchsträgern und Fahrsimulatoren begründete das Dissertationsprojekt einen Paradigmenwechsel in der Konzeptauslegung von Fahrerassistenzsystemen. Die neue Warnlogik sieht eine systemübergreifende Anzeige- und Warnphilosophie vor, die ohne Rückbezug auf das konkret warnende System direkte Handlungsempfehlungen an den Fahrer kommuniziert. Auf diese Weise wird die Fülle an systemspezifischen Warnanzeigen durch nur zwei zentrale Warnstränge ersetzt: eine kritikalitätsgestufte Systematik für Bremsempfehlungen sowie für Ausweichempfehlungen, in die sämtliche Informations- und Warnmeldungen in Analogie zu einem Baukasten integriert werden können. Die kritische Validierung dieses theoretischen Konzeptionsentwurfs zeigte nicht nur auf Ebene mentaler Nutzermodelle eine hohe Fahrerakzeptanz, sondern bestätigte auch in der Fahrpraxis ein hochintuitives, effizientes Reaktionsverhalten. Als erster Baustein der neuen handlungsorientierten Warnlogik wurde ein neuartiges Bremswarnkonzept für akutkritische Gefahrenszenarien entwickelt und erprobt.

Preisträger 2014 Linus Ubl

Linus Ubl wurde 1992 in Nürnberg geboren. Nach dem Besuch der Unterstufe am Gymnasium Carolinum in Ansbach wechselte er an das Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen, an dem er im Jahr 2011 das Abitur als Zweitbester seines Jahrgangs erwarb. Im gleichen Jahr immatrikulierte er sich an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt für ein Studium für das Lehramt am Gymnasium in den Fächern Germanistik und Geschichtswissenschaften. Nach dem Abschluss des gleichzeitigen Bachelorstudiums im Sommer 2014 ist er für das akademische Jahr 2014/15 für ein Masterstudium mit dem Schwerpunkt Deutsche Literatur des Mittelalters an der Universität Oxford beurlaubt. Während seines Studiums arbeitete er bei verschiedenen akademischen Projekten mit, so zum Beispiel seit 2012 als studentische Hilfskraft an der Forschungsstelle für geistliche Literatur des Mittelalters in einem Projekt über Predigten der Dominikaner Meister Eckhart und Johannes Tauler unter Leitung von Prof. Dr. Rudolf Weigand. Auch an der Entwicklung multimedialer Schulbücher im Fach Geschichte für die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens sowie für das Bundesland Nordrhein-Westfalen wirkte er als Autor mit.

An der KU engagiert sich Linus Ubl neben seiner Aktivität in mehreren Sportteams vor allem in der Fachgruppe Geschichte, in der er von 2011 bis 2014 den stellvertretenden Vorsitz innehatte. Beim Erwerb einer Zusatzqualifikation in Theaterpädagogik am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur entdeckte er seine Affinität zum darstellenden Spiel und war seither in mehreren Theateraufführungen der studentischen Gruppe „Wanderbühne“ zu sehen – etwa als Tartuffe in der gleichnamigen Komödie von Molière (2013) oder als König Peter in Georg Büchners „Leonce und Lena“ (2014). Nebenbei veröffentlicht er kleinere Kurzgeschichten.

Seine Interessen und Schwerpunkte liegen in der interdisziplinären Erforschung des Mittelalters, vor allem bezüglich Literatur- und Geschichtswissenschaft, sowie in der Kulturgeschichte. Wie die Zulassungsarbeit zeigt, stellen auch die Historiographie und das Geschichtsbild der Gegenwart einen Interessensschwerpunkt Ubls dar. In dieser von PD Dr. Volker Scior betreuten Arbeit wurde ein Längsschnitt über die Schlacht von Tours und Poitiers zwischen Franken und Arabern im Jahr 732 ins Blickfeld genommen und untersucht, wie in verschiedenen Jahrhunderten darauf rekurriert wird. Dabei ist der genaue Verlauf der „Schlacht“, wohl eher mehrere kleinere Gefechte, immer noch unklar. Diese Unklarheit macht es jedoch für spätere Autoren einfach, die Schlacht in ihre „Geschichten“ einzubauen und bezüglich ihrer eigener Narrationsabsichten auszudeuten.

Der Bedeutung des politischgesellschaftlichen Hintergrundes der jeweiligen Autoren kommt dabei ein entscheidender Einfluss zu – deutlich sichtbar zum Beispiel in der religiösen Aufladung der Schlacht im Zeitalter der Türkenkriege oder in der Interpretation als Präfiguration nationaler Einheit im 19. Jahrhundert. Selbst in gegenwärtigen Geschichtsdarstellungen finden sich Elemente, die die Schlacht in einem Bewusstsein um eine Einheit Europas ausdeuten. Ein Blick in die Populärkultur, zum Beispiel historische Romane, Computerspiele, aber auch Schulbücher, zeigt, dass sich in der Gegenwart das Bild von Tours und Poitiers als eine der entscheidendsten Schlachten der Weltgeschichte fest im kollektiven Bewusstsein verankert hat.

Die Arbeit kann somit auch als exemplarische Erklärung der Funktionsweise von Medien gelesen werden, die mit gleichen Mitteln, zum Beispiel in der Selektivität der Quellen oder durch Bezug auf bestimmte Autoritäten, wie Geschichtsschreibung arbeiten. Auch hierbei werden bestimmte Ziele bei der Darstellung von Ereignissen oder Personen in Nachrichten oder Zeitung verfolgt – die oftmals nicht so offensichtlich zutage treten wie bei den Berichten über die Ereignisse im Jahre 732.