Der „Spiegel“-Fälscher Claas Relotius, „Fake News“-Vorwürfe von Donald Trump oder lautstarke „Systempresse“-Parolen: Besonders im Internet und in den sozialen Netzwerken scheint der Ton gegenüber den Medien rauer geworden zu sein. Die Wiederbelebung des politischen Populismus wird hier mehr als deutlich. Doch meist wird über die Leserschaft und skeptische Stimmen gesprochen – nicht aber mit ihnen.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit holte Sarah Beham mithilfe des interaktiven Innovationsprozesses nach Meier die Vertrauensdebatte aus der Lokalredaktion „Deggendorfer Zeitung“ heraus und ging mit – durchaus auch kritischen – Leserinnen und Lesern sowie der Redaktion der Frage nach: Wie kann man Vertrauensverlust entgegenwirken, Vertrauen stabil halten oder steigern? Der Fokus lag dabei auf dem Lokaljournalismus, dem mitunter immer noch höchstes Vertrauen entgegengebracht wird.
Die Ergebnisse zeigen, dass Vertrauen im Lokalen mit den drei Ebenen „Journalisten“, „Redaktion/Verlag“ sowie „Inhalte“ zusammenhängt. Dabei spielen die Faktoren Nähe, Partizipation und Transparenz eine entscheidende Rolle. Wenn Autorinnen und Autoren identifizierbar und für die Leserschaft ansprechbar sind, kann Vertrauen gewonnen werden. Transparenzinstrumente wie Fehlerberichtigungen oder ein „Tag der offenen Redaktion“ können Vorwürfen hinsichtlich „Fake News“ entgegenwirken. Leserinnen und Leser fordern mehr Partizipationsmöglichkeiten an ihrer Lokalzeitung, um so auch mit ihren Anliegen ernst genommen zu werden. Als Ergebnis des Projekts wurde neben einem „Drei-Ebenen-Modell Vertrauen“ auch ein „10-Punkte-Plan“ für Redaktionen entwickelt. Dieser soll Redaktionen, Journalistinnen und Journalisten im Alltag daran erinnern, ihr Publikum ernst zu nehmen, auf Augenhöhe mit ihnen zu diskutieren und Leservorschläge umzusetzen. Er kann helfen, der eigenen journalistischen Filterblase und der Routine zu entkommen, um die eigenen Leserinnen und Leser und das von ihnen entgegengebrachte Vertrauen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Sarah Beham ist trimediale Korrespondentin beim Bayerischen Rundfunk in Niederbayern. Zuvor absolvierte sie ihren Bachelor- und Masterabschluss Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Währenddessen war sie Hilfskraft am Lehrstuhl Journalistik, engagierte sich als Fachschaftsvorsitzende der Journalistik und im Fakultätsrat. Während ihres Studiums war Sarah Beham Stipendiatin des Max-Weber-Programms und der Bayerischen Elite-Akademie.
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