Die Germanistin Prof. Dr. Caroline Emmelius ist in den wissenschaftlichen Beirat der deutschen Handschriftenzentren berufen worden. Die an großen Forschungsbibliotheken angesiedelten Handschriftenzentren leisten durch die Digitalisierung und Erschließung des mittelalterlichen Handschriftenerbes Grundlagenarbeit für die Mittelalter- und Frühneuzeitforschung. Der wissenschaftliche Beirat begleitet diese Arbeit aus Sicht der Forschung an Hochschulen und Akademien.
Sechs Handschriftenzentren gibt es in Deutschland, angesiedelt an Bibliotheken mit historischen Buchbeständen in Berlin, Frankfurt, Leipzig, München, Stuttgart und Wolfenbüttel. Sie sind eine zentrale Anlaufstelle, wenn es um die Digitalisierung und Erschließung von mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Textüberlieferung geht. Hier werden handgeschriebene Bücher der mittelalterlichen Jahrhunderte gesichtet, äußerlich und inhaltlich genau beschrieben und digitalisiert. Die interdisziplinär besetzten Teams der Handschriftenzentren bündeln die dafür erforderlichen Kompetenzen und leisten mit ihrer Arbeit und Expertise einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung und Erforschung mittelalterlicher Literatur, Kultur, Kunst und Geschichte.
In der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Handschriftenzentren sind die sechs Einrichtungen institutionell verbunden. Das neueste gemeinsame Projekt der Handschriftenzentren ist der digitale Gesamtkatalog mittelalterlicher Handschriften aus dem deutschen Sprachraum, online abrufbar unter www.handschriftenportal.de Weltweit können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende und Interessierte über die Datenbank auf detaillierte Informationen und Digitalisate von mittelalterlichen Handschriften zugreifen. Die Handschriftenzentren engagieren sich überdies in der Nachwuchsförderung, indem sie regelmäßig Sommerkurse für Studierende und Promovierende anbieten.
Der sechsköpfige Wissenschaftliche Beirat bildet eine wichtige Brücke zwischen den Handschriftenzentren und Bibliotheken auf der einen und den Hochschulen und Forschungsakademien auf der anderen Seite. Der kontinuierliche Austausch zwischen den Teams der Erschließung und Digitalisierung an den Handschriftenzentren sowie der mediävistischen Forschungscommunity im Wissenschaftsbereich soll sicherstellen, dass die Arbeit der Kompetenzzentren und die Bedarfe der Wissenschaft aufeinander abgestimmt sind. So kann der Beirat bei den Handschriftenzentren Projekte anregen und zugleich deren Arbeit an Hochschulen und Forschungseinrichtungen publik machen.
Die KU-Professorin Caroline Emmelius ist nun als neues Mitglied in diesen Beirat berufen worden. Die Germanistin, die 2022 den Lehrstuhl für Ältere Deutsche Literaturwissenschaft in Eichstätt übernahm und zugleich die KU-Forschungsstelle für Geistliche Literatur des Mittelalters leitet, hat ein großes Interesse an der materialen Überlieferung der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Texte, die sie untersucht: „Handschriften führen uns als materiale Überlieferungszeugen aus dem Mittelalter dicht an die Entstehungsbedingungen von Texten und ihre Produzentinnen und Rezipienten heran. Die Handschriften ermöglichen es uns, den Prozess der Literaturgeschichte in der Nahaufnahme zu beobachten.
Aktuell forscht Emmelius unter anderem zu hagiographischen Handschriften, die im späten 15. Jahrhundert im Umfeld des Freiburger Klarissenklosters entstanden sind. Außerdem hat sie die Digitalisierung und Erschließung der Handschriftenbestände der Eichstätter Benediktinerinnenabtei St. Walburg angestoßen – ein Projekt, für das die Abtei, die Universitätsbibliothek Eichstätt und die Bayerische Staatsbibliothek München zusammenarbeiten wollen. Die Abteilung Historische Bestände der Universitätsbibliothek Eichstätt unter der Leitung von Dr. Heike Riedel ist für ein solches Projekt bestens aufgestellt: Sie betreut nicht nur einen umfangreichen historischen Buchbestand von rund 150.000 Exemplaren, darunter mehr als 3000 Handschriften und 1200 Frühdrucke, sondern verfügt auch über Expertise in der Produktion und langfristigen Bereitstellung von Digitalisaten historischer Dokumente. „Die Erforschung des spätmittelalterlichen Buchbestands von St. Walburg hier in Eichstätt ist eine Aufgabe, die uns in den nächsten Jahren begleiten wird und auf die ich mich besonders freue“, so Caroline Emmelius.
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Weitere Informationen zu Arbeit, Angeboten und Veranstaltungen der Handschriftenzentren sowie zum Wissenschaftlichen Beirat unter www.handschriftenzentren.de
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