Die Kooperation mit Prof. Dr. Cornelia Herberichs, Freiburg (Schweiz) zielt auf die gemeinsame Erforschung der Offenbarungsliteratur des 15. Jahrhunderts und ihrer Interdependenz mit den mystikkritischen, vor allem klerikalen Diskursen in dieser Zeit. Diskutiert wird das Vorhaben im Rahmen eines international besetzten Workshops, der vom 30.5.-01.06.2024 an der KU Eichstätt-Ingolstadt stattfindet. Die internationale Kooperation wird im Jahr 2023-2024 von der DFG gefördert.
In Kooperation mit dem Konvent von St. Walburg und der Abteilung Historische Bestände der Universitätsbibliothek an der KU Eichstätt-Ingolstadt werden vom Herbst 2023 an die mittelalterlichen deutschen und lateinischen Handschriften der Abtei digitalisiert. Die Digitalisate werden öffentlich über die Digitalen Sammlungen der UB zugänglich sein. Die Digitalisierung bereitet eine Neuerschließung der Handschriften vor, für die sich der Lehrstuhl gemeinsam mit dem Konvent und der UB einsetzt.
Der Elisabeth-Libellus der Freiburger Klarissen gehört zu drei im Umfeld des Klarissenklosters St. Klara in Freiburg entstandenen kostbaren deutschsprachigen Handschriften des 15. Jhs., die in Anlage und Ausstattung eng miteinander verwandt sind. Die heute im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig aufbewahrte Handschrift (Leipzig, DNB, Klemmsammlung I, 104) enthält neben der von Sibilla von Bondorf aufwändig illustrierten Vita der Elisabeth von Thüringen weitere hagiographische Schriften, vor allem deutschsprachige Paraliturgica wie Gebete, Sequenz- und Antiphonübersetzungen.
Der Libellus überliefert eine auf die verbreitete lateinische Vita S. Elyzabeth des Erfurter Dominikaners Dietrich von Apolda zurückgehende Fassung, die jedoch – vermutlich in Basel und Freiburg – in origineller Weise bearbeitet wurde.
Die digitale Edition macht die Vita und die paraliturgischen Texte in Verbindung mit den Miniaturen zugänglich und bietet einen überlieferungs- und frömmigkeitsgeschichtlichen Kommentar.
Leipzig, DNB, Klemm-Sammlung 1,104 https://portal.dnb.de/bookviewer/view/1222562618
Gaude Syon. Zur Vita und zu den deutschsprachigen Paraliturgica im Elisabeth-Libellus der Freiburger Klarissen (1481). In: Vom Hymnus zum Gebet. Gattungs- und Gebrauchswechsel liturgischer Lieder in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Pavlina Kulagina / Franziska Lallinger. Berlin 2022 (Liturgie und Volkssprache 6), S. 239-270.
Link zur Publikation: Gaude Syon.
Trînca, Beatrice: Verschobener Frühling in der Franziskus-Vita Sibillas von Bondorf (BL Add Ms 15710). In: Spiritual Vegetation: Vegetal Nature in Religious Contexts Across Medieval and Early Modern Europe, hg. von Guita Lamsechi / Beatrice Trînca unter Mitarbeit von Tobias Petry, Göttingen 2022 (Berliner Mittelalter- und Frühneuzeitforschung 26), S. 173‒189.
Emmelius, Caroline: Die Elisabeth-Vita der Freiburger Klarissen (Leipzig, Klemm-Sammlung I, 104). Hinweise zur textgeschichtlichen Verortung (in Vorbereitung).
Emmelius, Caroline / Trînca, Beatrice (Hgg.): Andacht und Heiterkeit. Intermedialität in Handschriften der Freiburger Klarissen, vorauss. Berlin 2024 (Liturgie und Volkssprache 7).
(in Kooperation mit der UB Heidelberg)
Der Edelstein des von 1324-50 in Bern urkundenden Dominikaners (Ulrich?) Boner ist mit 100 von Pro- und Epilog umrahmten Texten die erste geschlossene und als einheitliches buoch konzipierte Sammlung äsopischer Fabeln und funktionsverwandter anonymer Exempla in deutscher Sprache. Sie ist (incl. Streugut) in 36 zumeist illustrierten Handschriften und zwei Inkunabelausgaben noch der Gutenberg-Zeit (Bamberg 1461 und 1463/64) überliefert und in letzteren das mutmaßlich erste mit Typen und Holzschnitten gedruckte Buch überhaupt. Erste gattungs- und quellengeschichtliche Edelstein-Studien verdankten sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts prominenten deutschen Dichtern (Ch. F. Gellert, J. Ch. Gottsched, G. E. Lessing), bevor die Sammlung bei den Gründervätern der germanistischen Mediävistik (J. J. Bodmer, J. J. Breitinger, G. F. Benecke, J. und W. Grimm, K. Lachmann, F. Pfeiffer) zum Erprobungsobjekt verschiedener editionsmethodischer Angänge für breit überlieferte vormoderne volkssprachige Texte wurde. Die bis dahin bereits fünfte und bis heute letzte ihrer Edelstein-Ausgaben, die editio citanda Pfeiffers von 1844 (Neuaufl. Stange 2016), liegt nun schon gut 175 Jahre zurück und konnte sich auf nicht einmal die Hälfte der heute bekannten 38 Textzeugen stützen. Da die opulente Überlieferung einen jedoch auffällig unfesten Textumfang mit im wesentlichen drei Bestandsklassen zu 100, 90 und 84 Sammlungstexten aufweist, gab sie die stemmatologisch langhin kruziale Frage auf, "ob dies allein auf Verstümmelungen im Überlieferungsablauf zurückgeht oder ob sich darin von B[oner] zu verantwortende Editionsschritte spiegeln" (K. Grubmüller, Art. 'Boner', in: 2VL, Bd. 1, 1978, Sp. 948f.). Mittlerweile hat eine Gesamtkollationierung der Überlieferung und der flankierende Einsatz digitaler phylogenetischer Stemmata klare Evidenz dafür ergeben, dass das heterogene Überlieferungsbild nicht von sukzessivem 'Aufwuchs' eines Ausgangsbestands, sondern von gebrauchsbedingt eklektischer Tradierung und Bestandsfragmentierung der Ursprungssammlung verursacht wurde.
Da es ein philologischer Anachronismus wäre, den 'Urtext' – wie es Pfeiffer versuchte – rekonstruktionsmethodisch anzuzielen, kann (zumal die Filiationen kontaminiert sind) eine neue Edition nur nach dem Leithandschriftenprinzip verfahren. Aber auch dem stellt die Überlieferungslage erhebliche Hindernisse in den Weg, da beide dem Archetyp nächsten Handschriften verschollen oder vernichtet und nurmehr in Teilen bezeugt sind und drei weitere der umfangreichsten Bestandsklasse starke materielle Verluste oder unikale Lesarten aufweisen. Um die von Boner intendierte Gesamtsammlung mit dem numerus perfectus von 100 bîschaft samt Pro- und Epilog zu repräsentieren, ist daher bis zu fünf Leitcodices und unvermeidlich auch solchen dezimierter Bestandsgruppen zu folgen. Der geplante digitale Darstellungsmodus ermöglicht es, dem zurückhaltend normalisierten Editionstext (mit textkritischem Apparat und Kommentar) die für Fassungsvarianten repräsentativsten Textzeugen in Transkriptionen synoptisch zuzuschalten, die dem XML-basierten Standard der Text Encoding Initiative (TEI) folgen. Zudem können den Editionstexten auch sämtliche der nicht transkribierten Überlieferungsträger in Digitalfaksimiles zur Seite gestellt werden. Eine Bilddatenbank soll überdies die insgesamt annähernd 1.350 Edelstein-Illustrationen vergleichend erschließbar machen.
Die Digital Humanities der UB Heidelberg werden dem Projekt neu zu erarbeitende Werkzeuge zur editionsunterstützenden Datenmodellierung (wie etwa der Transformation von TEI-Daten in die editorischen Operationen) beisteuern.
Einen entsprechenden Verbundantrag zur Förderung des Vorhabens hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft Ende Mai 2023 bewilligt. Die erste Projektphase läuft bis Februar 2027.
Zu einer Einführung in das Projekt (Überlieferungsdokumentation, Forschungslage, Editionskonzept etc.) lädt das Boner-Portal auf den Seiten der Heidelberger digitalen heiEDITIONS ein.
Das Projekt wurde vom 01.02.2018 bis 31.05.2021 durch die DFG (WE 4364/6-1) gefördert; die 25 in dieser Zeit fertig edierten Predigten sind einsehbar.
Der Fortsetzungsantrag für die weiteren 39 Predigten ist in Begutachtung.
Die im Rahmen des Eichstätter DFG-Projekts 'Predigt im Kontext' betrachteten Handschriftenbestände beinhalten auch die Gesamtüberlieferung der Predigten Johannes Taulers. Mittelfristig soll auf der Basis der vielfältigen Begleituntersuchungen aus und zu diesem Projekt die mittlerweile obsolete Ausgabe von Ferdinand Vetter [(Hg.), Die Predigten Taulers, aus der Engelberger und der Freiburger Handschrift sowie aus Schmidts Abschriften der ehemaligen Straßburger Handschriften, Berlin 1910 (DTM 11)], durch eine neue, aus der Analyse dieser Überlieferungszeugen hervorgehende rezeptionsorientierte Ausgabe ersetzt werden. Diese Edition wird in Kooperation mit der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel und theologischen Fachkollegen (Gerwing, Leppin) erarbeitet.
Genauere Informationen finden Sie hier.
Das Verständnis des Predigers Johannes Tauler ist durch die Vielzahl von Druckexemplaren leitend geformt von dem Bild des Mystikers, das in den Taulerdrucken vorzufinden ist. Das vermeintliche Predigtwerk des Dominikaners Johannes Tauler († 1361) wurde ab 1498 von mehreren Offizinen und an verschiedenen Orten in den Druck gebracht, so etwa in Leipzig (1498), Augsburg (1508), Basel (1521/22), und Köln (1543).
Den umfassendsten Textbestand liefert der 1543 in Köln bei Jaspar von Gennep entstandene Druck. In dieser von verschiedenen Akteuren geprägten „Tauler“-Sammlung ist nicht nur der Ursprung hinzugekommener „neuer“ Texte unbekannt, sondern oft ist auch nicht einfach erkennbar, an welchen Stellen durch Umstellung, Neusortierung und Anpassung sogar Texte eingebunden werden, die eindeutig nicht aus Taulers Hand, sondern aus der anderer großer mystischer „Meister“ stammen. Dieser Kölner Druck von 1543 war in der Anordnung und Fassung der enthaltenen Texte weiterhin Grundlage für die von Laurentius Surius initiierte lateinische Übersetzung von 1548 – und damit Grundstein für Taulers Wirkung in den romanischen Sprachraum, was den Kölner Taulerdruck von 1543 eine wichtige Schlüsselstellung einnehmen lässt.
Im Dissertationsprojekt „Der Kölner Taulerdruck von 1543 (VD16 J 777) – Texttraditionen, Sammlungskonzeption, Rezeption (Arbeitstitel)“ soll diese Ausgabe im Fokus stehen.
Das Projekt fragt nach der Zusammenstellung der Predigten sowie deren Texttradition. Weiterhin will es die Konzeption dieser Sammlung ergründen, die aus einem ersten Grundstock von 84 Predigten der Leipziger Druckfassung von 1498 über zahlreiche Erweiterungen ein weitaus umfassenderes Oeuvre Taulers entwickelte, welches sich nicht mehr auf die Textsorte der Predigt beschränken sollte. Die zahlreichen neu hinzugekommenen Texte von und über Johannes Tauler sollen näher beleuchtet werden, um eine Antwort auf die Frage zu geben, welcher Tradition sie entstammen und wie sich diese Texte durch die personellen wie räumlichen Entstehungshintergründe der Kölner Ausgabe in das Spannungsfeld zwischen Reformation und Gegenreformation einordnen lassen.
Neben der Textgeschichte und der Sammlungskonzeption, der Herkunft und der Tradition der "neuen" Texte und ihrer Bedeutung als Grundstein für die Wirkung Taulers in der Romania soll auch die tatsächliche Rezeption dieser Kölner Ausgabe durch ihre Benutzerinnen und Benutzer untersucht werden.
Das Dissertationsprojekt wird betreut von Prof. i. R. Dr. Rudolf Kilian Weigand und Prof. Dr. Caroline Emmelius.
Das Projekt wird seit 1983 durch die DFG und durch die Meister-Eckhart-Stiftung gefördert.
Bis jetzt erschienen ist: Meister Eckhart. Deutsche Werke Band 4,1: Predigten. Herausgegeben und übersetzt von Georg Steer unter Mitarbeit von Wolfgang Klimanek und Freimut Löser. Stuttgart 2003.
Momentan werden weitere Predigten für die Publikation vorbereitet: Meister Eckhart. Deutsche Werke Band 4,2: Predigten. Herausgegeben und übersetzt von Georg Steer. [noch nicht erschienen].
Das „Repertorium der lateinischen Sermones des Mittelalters“ wurde für die Zeitspanne 1150–1350 von dem (aus Schweinfurt gebürtigen) Freiburger Theologieprofessor Johannes Baptist Schneyer erarbeitet und im Verlag Aschendorff in Münster herausgegeben (Reihe: Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters), es erschienen 11 Bände in den Jahren 1969-1995.
In Kooperation mit dem Aschendorff Verlag sollen diese Materialien des Schneyer I (1150-1350) nun (bis 31.12. 2024) so aufbereitet werden, dass künftig eine Koppelung mit den digitalen Daten des Schneyer II [Schneyer, Johannes Baptist; Hödl, Ludwig (Hrsg./Bearbeiter): Repertorium der lateinischen Sermones des Mittelalters für die Zeit von 1350 - 1500 = CD-ROM inventory of medieval Latin sermons 1350 – 1500, nach den Vorarbeiten von J. B. Schneyer hrsg. von L. Hödl. Münster: Aschendorff, 2001] möglich sein wird.
Ziel des Projekts ist es, den gesamten Datenbestand des „Schneyer“ in einer öffentlich zugänglichen Datenbank verfügbar zu machen.
Das Projekt basiert auf einer Gemeinschaftsfinanzierung des Aschendorf Verlags und der „Forschungsstelle für geistliche Literatur des Mittelalters“. Dazu hat auch der Berliner Unternehmer Dr. Hans-Jörg Leuchte einen erheblichen Zuschuss beigesteuert – Musterfall einer Public-Private-Partnership (PPP).