Das Themenheft ‚Liturgische Ästhetik‘ exploriert literarisch produktive Bezugnahmen auf die monastische Liturgie in mittelalterlichen Gebeten, Visionen und Legenden sowie am Bsp. eines modernen Romans des Neukatholizismus.
Hier finden Sie die Einleitung zum Themenheft.
Prof. i. R. Dr. Konrad B. Vollmann († 25.10. 2012) hat über Jahrzehnte in mehreren Forschungsgruppen an der Überlieferung des Liber de naturis rerum von Thomas von Cantimpré gearbeitet. 1992 erstellte er auf der Grundlage von fünf Handschriften eine Leseausgabe einer anonymen Bearbeitung von De naturis rerum (Thomas III). Auf seine Initiative hin wurde 2011 bei der DFG die Förderung der abschließenden Edition dieser Fassung „Thomas III“ beantragt.
Die 1992 auf der Grundlage von fünf Handschriften erstellte Leseausgabe wurde durch die auf 23 Handschriften beruhende kritische Ausgabe ersetzt und 2017 publiziert (Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2017, Reihe WILMA, Bd. 54/1).
Ergänzt wird die Ausgabe neuerdings durch eine vollständige nhd. Übersetzung (WILMA Band 54/2, Wiesbaden 2022).
Janine Déus und Prof. Christian Hünemörder (†2012) haben die Rohfassung eines umfangreichen quellenanalytischen Kommentars zu Thomas III erstellt. Die Kommentarbemerkungen beinhalten sachliche Erläuterungen und Quellennachweise zum Text von Thomas III. Derzeit wird der Inhalt für die Publikation überarbeitet.
Weitere Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie hier.
Zu Neujahr 1459 verfasst der Priester Heinrich Kötzler aus Gerolzhofen eine als ‚Epistel‘ deklarierte spirituelle Unterweisung für die Mitglieder einer geistlichen Laienbruderschaft. Sie ist uns – bislang weitgehend unbeachtet – in der spätmittelalterlichen Eckhart-Handschrift Brs1 überliefert, die auch die Predigten 101–103 des Gottesgeburtszyklus enthält. Die vorliegende Studie stellt den ‚übersehenen Autor‘ Heinrich Kötzler, seine 'Epistel' und seine vielfältigen weiteren literarischen Zeugnisse erstmals vor. Seine Schriften werden dokumentiert und auf ihren literarischen und spirituellen Gehalt sowie ihre medialen Bedingungen hin untersucht. Autor und Werk können so in die volksprachige geistliche Literatur und den historischen Diskurs des 15. Jahrhunderts eingeordnet und ihr Anteil am „Mündigkeitsprozess der deutschsprachigen Welt“ (K. Ruh) aufgezeigt werden.
Das Dissertationsprojekt wurde betreut von Prof. Dr. Rudolf Kilian Weigand.
Rezensiert wurde die Publikation auf Archivalia! und im Eichstätter Kurier (am 30.08.2022).
Eine Leseprobe finden Sie hier.
Die von 1501-22 entstandenen etwa drei Dutzend frühneuhochdeutschen und ca. 2700 lateinischen Predigten Boehms werden im Rahmen der Diss. als "intellektuelle Rituale" betrachtet, die der Wissensvermittlung innerhalb einer Text- bzw. Erzählgemeinschaft dienen. Die Predigtexempla sind dabei von herausragender Bedeutung, regen sie doch - für Boehm einer erczney entsprechend - den zur göttlichen Gnade führenden Heilungs- und Erkenntnisprozess durch die Induktion seelischer Dispositionen an. Neben der philologisch-materialen Erschließung des opulenten Werks soll die Rekonstruktion der Genese eines Funktionsgedächtnisses im Zentrum der Untersuchung stehen. Dabei gilt es, sowohl die Auswahl und die Organisation des in den Predigten dargestellten Wissens als auch die möglichen Funktionen der Inhalte für die Stabilisierung der Doktrin-Gesellschaft (Kloster Rebdorf) zu berücksichtigen. Das Dissertationsprojekt wurde von Prof. Dr. Gerd Dicke betreut.
Die Studie ist gedruckt in der Reihe LIT.
Das lateinische Malogranatum, ein noch vor der Mitte des 14. Jahrhunderts im Zisterzienserkloster Königsaal bei Prag verfasster Dialog über den Inhalt der christlichen Botschaft zwischen einem geistlichem 'Vater' und seinem 'Sohn', umfasst in der Prager Handschrift (1385) 332 Folioblätter (ca. 350.000 Wörter).
Die Einteilung des Traktats in drei Bücher orientiert sich an der in der mystischen Tradition verbreiteten Dreistatuslehre (De triplici statu), welche in der Klassifizierung des nach Vollkommenheit strebenden Christ-Gläubigen zwischen dem status der Anfänger (incipientium), der Fortschreitenden (proficientium) und der Vollkommenen (perfectorum) differenziert. Das Werk wurde nicht nur im binnenklösterlichen Entstehungsraum, sondern nach 1350 vor allem von den kirchlichen Reformgruppen der städtischen Laienbewegung rezipiert. Im weiteren Verlauf der sich schließlich in ganz Europa ausbreitenden spirituellen Erneuerungsbewegung kam es zu Übersetzungen des Malogranatum ins Niederländische und Deutsche, die durch insgesamt acht Handschriften mit unterschiedlichem Textbestand bezeugt werden.
Ein PDF der Publikation ist online frei zugänglich.
Genauere Informationen zur Publikation gibt es hier.
Aus den für eine Umbruchszeit typischen Konstellationen dieser Textsammlung heraus bemüht sich der Kommentar um die Erläuterung einzelner Begriffe und Textpassagen. Auch stellt er anhangsweise weitere Texte vor - nicht in vollgültigen Editionen, sondern in Form von Zusammenfassungen, Zitaten und näheren Erklärungen.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Über die lateinische Übersetzung von Taulers Predigten durch Laurentius Surius konnte das Werk des Dominikaners auch im romanischen Sprachraum eine enorme Wirkung entfalten. Die heutige Forschungssituation leidet allerdings darunter, dass ein verbindlich zitierbarer Text der Predigten insbesondere in spanischer Übersetzung nicht zugänglich ist. Im Rahmen der Forschungsförderprogramme der KUEI (ProFor) wurde ein mehrmonatiger Forschungsaufenthalt des renommierten Mystik-Kenners Carlos Ruta (vgl. Bibliographie der Meister-Eckhart-Gesellschaft) ermöglicht. In dieser Zeit konnte für die ersten Predigten der rezeptionsorientierten Tauler-Edition eine spanische Übersetzung erarbeitet werden.