Im März 2016 spielte Lee Sedol bei einem Turnier fünf Partien Go gegen einen neuartigen Gegner. Vier dieser Spiele verlor er. Dieses Ereignis schockte ihn so sehr, dass er im Jahr 2019 seine Karriere als professioneller Go-Spieler aufgab. Was war passiert? Sedol – zur Zeit des Turniers der weltbeste Go-Spieler – hatte sich bereit erklärt, gegen AlphaGo, eine von der Google-Tochter Deepmind entwickelte Go-KI zu spielen. Go galt aufgrund seiner Komplexität für Maschinen als unbezwingbar; Sedol kündigte vor den Partien noch an, er werde sicher gewinnen. Im Internet findet sich Filmmaterial des Turniers. Man sieht deutlich, wie geschockt Lee Sedol von der Spielstärke der KI war.
Solche medial perfekt inszenierten Vorführungen der Fähigkeiten von KI-Anwendungen haben das Potenzial emotionale Reaktionen zu provozieren. 2020 erschien im britischen Guardian ein Artikel, der vollständig von einer künstlichen Intelligenz verfasst wurde. Sein Titel nimmt auf die Emotionalisierung dieser Tatsache Bezug: „A robot wrote this entire article. Are you scared yet, human?“
Dabei ist fraglich, ob wir uns tatsächlich fürchten sollten. KI ist längst in unserem Alltag angekommen. Wir bemerken oft gar nicht, dass unser online-Shopping-Erlebnis, die Ergebnisse von Internetrecherchen oder die Musikempfehlung auf Spotify mit Hilfe von Algorithmen auf uns zugeschnitten wird. „Es wird also höchste Zeit, dass wir uns damit auseinandersetzen, wie sich unser Alltag durch KI verändert hat, welches Potential in dieser Technologie steckt und welche Perspektiven auf KI sinnvoll eingenommen werden können“, betonen die Organisatoren der Vortragsreihe.