Marius Müller studierte von 2017 bis 2023 an der KU Eichstätt Geschichte und Romanistik. Während seines Studiums war er als studentische Hilfskraft an der Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit und Vergleichende Landesgeschichte in verschiedenen Forschungsprojekten tätig. Nach einem Studienaufenthalt in Frankreich am Institut Catholique de Paris und einem Praktikum am Deutschen Historischen Institut in Paris schloss er mit einem Master of Arts (M.A.) ab. Marius Müller ist seit Oktober 2023 Universitätsassistent für Globalgeschichte im Fachbereich Geschichte an der Paris Lodron Universität Salzburg.
Den Preis der Maximiliana Kocher Stiftung erhielt er für seine Masterarbeit mit dem Titel „Jesuiten und Juden in globalen Kontexten. Zur Wahrnehmung und Funktion des Judentums in Joseph Stöckleins Missionszeitschrift ‚Der Neue Welt-Bott‘ (1726-1758)“. Sie verknüpft zwei Themenbereiche ─ die neuere kulturwissenschaftlich ausgerichtete Geschichte der Jesuitenmission mit der jüdischen Geschichte im außereuropäischen Rahmen – und frägt dabei nach der Wahrnehmung und Deutung außereuropäischer Judengemeinden durch die Missionare während ihrer Reisen. Als Quellengrundlage diente eine Sammlung von mehr als 800 Einzelbriefen und -berichten verschiedenster Missionare aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Durch eine systematische Sichtung der Texte konnte gezeigt werden, dass die Missionare nicht nur über ihre Kulturkontakte mit der indigenen Bevölkerung Bericht erstatteten, sondern auch über die jüdischen Gemeinden, z.B. im Osmanischen Reich, in Ägypten und Äthiopien, in den Kolonien Nordamerikas, in der Karibik oder in K’ai-feng in China. Die Berichte der Missionare sind einerseits im Stil ethnographischer Beobachtungen verfasst und gewähren faszinierende Einblicke in den Alltag der jüdischen Bevölkerung unter den spezifischen lokalen Bedingungen. Andererseits finden sich immer wieder antijüdische Stereotype, wie der Vorwurf der Gotteslästerung oder des Wuchers. Im Ergebnis zeigt die Arbeit die enge Verflechtung von kolonialen und antijüdischen Diskursen im Kontext der außereuropäischen Kontaktzonen von Christen und Juden während der Frühen Neuzeit.
Nach ihrem Bachelor in European Studies an der Universität Passau studierte Frau Merz von 2020 bis 2023 den Masterstudiengang Internationale Beziehungen (MIB) an der KU, den sie mit einem Prädikatsexamen abschloss. Im Verlauf ihres Studiums verbachte sie zwei Semester im Ausland, zunächst an der Universidad Católica de Córdoba (Argentinien) und dann am renommierten Institut d’Etudes Politiques in Strasbourg (Frankreich). Erste berufliche Erfahrungen sammelte sie als Praktikantin bei der Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union in Brüssel (Belgien), der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland beim Büro der Vereinten Nationen in Genf (Schweiz) und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Berlin. An der KU war Frau Merz zudem als studentische Hilfskraft im Green Office tätig. Seit dem Abschluss ihres Studiums arbeitet Frau Merz als Referentin für Nachhaltigkeitsstrategie am Heidelberg Center for the Environment (HCE).
Den Preis erhält sie für ihre Masterarbeit mit dem Titel „E-Mobilität als Beitrag für eine nachhaltige Energiewende? Eine Analyse des Anpassungsbedarfs der deutschen Rohstoffpolitik im Kontext ökologischer Folgen des Lithiumabbaus in Lateinamerika“, die am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft (Prof. Dr. Klaus Stüwe) betreut wurde. In ihrer Arbeit analysiert Frau Merz die sozial-ökologischen Auswirkungen des Lithiumabbaus im Dreiländereck Bolivien, Chile und Argentinien im Kontext des Ausbaus der E-Mobilität. Neben der Betrachtung der direkten Folgen des Abbaus vor Ort untersucht sie die politischen, rechtlichen und umweltbezogenen Rahmenbedingungen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene sowie auf Ebene der Förderländer. Im Kern der Studie steht dabei die Frage, inwiefern E-Mobilität die Energiewende vorantreibt. Auf der Basis ihres Mixed-Methods-Ansatzes kommt sie zu der Schlussfolgerung, dass die sozial-ökologischen Kosten des Vorantreibens der Elektromobilität auf Länder des globalen Südens abgewälzt werden. Sie folgert daraus, dass Anpassungen im Bereich der deutschen Rohstoffpolitik im Hinblick auf externalisierte Folgen erforderlich wären.
Andrea Pojer studierte an der KU im interdisziplinären Bachelorstudiengang Geschichte im Hauptfach, Kunstgeschichte, Latein sowie Ältere deutsche Literatur im Nebenfach. Seine Bachelorarbeit zum Thema „Vor der Entdeckung der Dolomiten. Kartographische Wahrnehmungsperspektiven aus dem 17. Jahrhundert“ im Fach Frühe Neuzeit wurde mit der Bestnote bewertet. Es folgte der interdisziplinäre Masterstudiengang „Aisthesis. Kultur und Medien“, den er 2022 ebenfalls mit Auszeichnung abschloss.
Pojer erhielt diesen Preis für seine Masterarbeit „Preces ad Canonicatum. Wahrnehmungsbilder autoritativer Machtfelder des Kaisers in Italien anhand von Supplikationsverfahren am Kaiserhof (1573-1582)“. Die Studie behandelt die historischen Beziehungen zwischen Italien und dem Reich im 16. Jahrhundert aus einem spezifischen Blickwinkel. Ausgehend von am Kaiserhof anhängigen Supplikationsverfahren, die im Rahmen eines von der DFG geförderten Projekts erschlossen wurden, fragt die Arbeit danach, wie die Macht des Kaisers durch die Untertanen in Italien wahrgenommen und konkretisiert wurde. In seiner historischen Analyse belegt Pojer, dass die Erwartungen, die Untertanen in ihren Bittgesuchen formulierten, wesentlich dazu beitrugen, die Macht des Kaisers in Italien als eine autoritative Macht wahrnehmbar zu machen. Dazu wurde auf die Gesuche zur Verleihung von kirchlichen Pfründen zurückgegriffen. Im Ergebnis zeigt die Analyse von Andrea Pojer, dass die Pfründenverleihungen ein wiederkehrend eingesetztes Mittel der kaiserlichen Macht- und Einflussnahme in Italien waren, zugleich aber aufgrund der Machtverhältnisse mit einem bedeutenden Konfliktpotential verbunden waren.
Derzeit forscht er im Rahmen seiner Promotion am Italienisch-Deutschen Historischen Institut in Trient zu umweltgeschichtlichen Perspektiven auf die Dolomiten als eine alpine Grenzlandschaft (vgl. https://webapps.unitn.it/du/en/Persona/PER0264488/Curriculum).
Sebastian Egelhof studierte ab 2013 an der KU Eichstätt den Bachelorstudiengang Politik und Gesellschaft. Daran schloss sich ein Studium im interdisziplinären Masterstudiengang mit der Fächerkombination Politikwissenschaft, Kommunikation und Journalistik ebenfalls in Eichstätt an. Anschließend arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft.
Sebastian Egelhof erhielt diesen Preis für seine Dissertation "Faking the news? Agenda Building mithilfe sozialer Medien in der präsidentiellen Kommunikation Donald J. Trumps", in der er sich vor dem Hintergrund des so genannten Agenda Building-Ansatzes mit den Twitter-Aktivitäten des 45. Us-Präsidenten Donald J. Trump beschäftigte. In einer mehrstufigen qualitativen Inhaltsanalyse konnte er erstmals nachweisen, dass es eine deutliche Korrelation zwischen bestimmten Tweets des Präsidenten und den medialen Agenden der Zeitung "Washington Post" und "New York Times" gab. Dr. Egelhof belegte auf der Grundlage empirischer Methoden, wie Donald Trump durch Twitter Einfluss auf die Berichterstattung dieser Printmedien nahm.Mit seiner Arbeit leistete er einen wichtigen Beitrag zur Analyse der poitischen Kommunikationstaktik des ehemaligen Präsidenten Trump, und zugleich konnte damit in einem konkreten Fall der Nachweis gelingen, inwiefern sich im Rahmen von Agenda Building-Prozessen Einflussmöglichkeiten auf mediale Agenten eröffnen. Die Arbeit ist 2022 in der Reihe Politik und Kommunikation erschienen.
Sebastian Egelhof ist derzeit Leiter der Abteilungen Planung, Public Affair und Digitalisierung beim Baden-Württembergischen Handwerkertag in Stuttgart.
Frau Maria Theresa Weidinger (geb. 1993 in Traunstein) hat nach dem Abschluss ihres Abiturs am Rottmayr-Gymnasium in Laufen an der Salzach den Interdisziplinären Bachelorstudiengangs Latein/ Geschichte sowie Gymnasiallehramt an der KU und an der UCO Angers erfolgreich studiert und im SS 2019 mit der Bestnote abgeschlossen. Während ihres Studiums erwarb sie Zusatzqualifikationen in den Historischen Hilfswissenschaften und war als wissenschaftliche Hilfskraft sowie als Tutorin tätig.
Maria Theresa Weidinger erhält diesen Preis für ihre Bachelorarbeit zum Thema „Vermächtnisse der Salzburger Jenseitsvorsorge aus dem Spätmittelalter“, die sich durch ihre herausragenden Qualitäten deutlich von anderen Abschlussarbeiten abhebt. Die vorgelegte eigenständige wissenschaftliche Forschungsleistung umfasst die Erschließung einer umfangreichen handschriftlichen Überlieferung. Die in lateinischer und frühneuhochdeutscher Sprache verfassten Texte wurden von ihr quellenkritisch bewertet sowie einer umfassenden inhaltlichen Analyse unterzogen. Dabei handelt es sich um Testamente aus den Jahren 1363 bis 1511 aus dem Archiv der Erzabtei St. Peter (Salzburg), die damit erstmals erschlossen und interpretiert wurden. Ihre Befunde auf der Grundlage einer akribischen Interpretation, die ein hoch entwickeltes historisches Fachwissen zeigt, ergänzen die bisherigen Forschungen zur spätmittelalterlichen Jenseitsvorsorge aus einer regionalen Perspektive. In Übereinstimmung mit einer in Lateineuropa nachweisbaren Intensivierung der Vorsorge für das Seelenheil, das seinen Ausdruck in einer Zunahme frommer Stiftungen fand, kann sie die wachsende Bedeutung dieser religiösen Praxis auch im Erzstift und in der Bischofsstadt Salzburg nachweisen. Der von ihr dabei erbrachte hohe zeitliche und intellektuelle Einsatz verdient besondere Wertschätzung und Anerkennung.
Frau Weidinger ist derzeit am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte (Prof Dr. Thomas Wetzstein) der KU als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.
Tobias Stampfer M.A. hat an der KU in Eichstätt - nach dem Abschluss der Allgemeinen Hochschulreife an der Staatlichen Fach- und Berufsoberschule Kehlheim - zunächst den interdisziplinären Bachelor-Studiengang „Zeiten, Räume und Kulturen“ erfolgreich studiert. Anschließend erwarb er den interdisziplinären Master mit der Fächerkombination Geschichte der Frühen Neuzeit, Bayerische Landesgeschichte, Mittelalterliche Geschichte und Didaktik der Geschichte. Während seines Studiums absolvierte er Praktika in verschiedenen Archiven und war als Aushilfskraft im Bayerischen Hauptstaatsarchiv München tätig.
Tobias Stampfer erhielt diesen Preis für seine Masterarbeit, in der er seine herausragende historisch-fachliche Kompetenz unter Beweis gestellt hat. Die Arbeit greift ein leider immer noch höchst aktuelles Thema auf: die lange tradierten Stereotypen über den jüdischen Kredithandel. Dem bis in die Gegenwart reichenden Vorurteil vom „wuchertreibenden jüdischen Händler“ setzt Tobias Stampfer eine historische Detailanalyse zur Komplexität jüdisch-christlicher Kreditbeziehungen im 16. Jahrhundert entgegen. Ausgehend von der Aktenüberlieferung am Reichskammergericht in Speyer untersucht er die Geschäftspraxis Simons von Günzburg und gibt damit einen exemplarischen Einblick in die Kreditpraxis einer Zeit, in der die Kreditvergabe noch nicht institutionalisiert war, sondern über private Netzwerke organisiert wurde. Simon von Günzburg ist als Angehöriger einer kleinen jüdischen Elite zwar der Forschung bekannt, aber es ist das Verdienst von Tobias Stampfer, erstmals seine Kreditgeschäfte einer eingehenden Untersuchung unterzogen zu haben. In seiner Masterarbeit rekonstruiert er deren räumliche Erstreckung sowie die breit gestreute soziale Herkunft seiner Kunden. An diesem Beispiel zeigt er so eindrücklich die wichtige Funktion jüdischer Kredithändler für ihre nichtjüdische Umwelt, die diese unter vielfältigen, restriktiven Auflagen einer antijüdischen Politik erfüllten. Diese Forschungsbefunde konnten nur durch die akribische Bearbeitung einer umfangreichen wie schwer erschließbaren handschriftlichen Überlieferung erbracht werden, welche besondere Anerkennung verdient.
Nach Abschluss seines Studiums arbeitete er an einer Promotion zu Simon von Günzburg, die von der Hanns-Seidel Stiftung mit einem mehrjährigen Stipendium finanziert und 2024 abgeschlossen wurde.
Maria Weber studierte ab dem Wintersemester 2011 an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt Lehramt für Realschule mit den Fächern Geschichte und Germanistik, gleichzeitig absolvierte sie ein Bachelorstudium Geschichte, das mit einer Bacheolorarbeit am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte zur Reisefinanzierung König Sigismunds nach Frankreich und England abgeschlossen wurde. Im Herbst 2016 beendete sie mit dem 1. Staatsexamen das Lehramtsstudium.
Prämiert wurde die Masterarbeit „Um ain Suma geltz - Schuldenpraxis in der Reichsstadt Augsburg im 15. Jahrundert“ (Betreuer Prof. Dr. Thomas Wetzstein). Anhand der Überlieferungen des Stadtgerichts von 1480 und der Ratsobrigkeit der Reichsstadt Augsburg geht die Studie der Frage nach, wie die städtische Obrigkeit und die Menschen des 15. Jahrhunderts in der Reichsstadt Augsburg mit Geldschulden umgingen, weshalb sie sich – dies geben die Aufzeichnungen aus dem Gerichtsbuch, dem Urgichtbuch oder Missivenbuch preis – Geld liehen oder leihen mussten und welche Folgen eine Nichtbezahlung nach sich ziehen konnte. In der Kombination eines mikrohistorisch-praxeologischen Zugriffes auf die Überlieferung war es Frau Weber möglich, die jurisdiktionellen Handlungsspielräume des Rates als Obrigkeit aufzuzeigen, die praktischen Handhabungen der Gläubiger bei der Eintreibung von bestehenden Forderungen zu analysieren und die ökonomischen Möglichkeitsräume der Bürger über das "Schuldenmachen" deutlich herauszustellen.
Aufbauend auf den beiden Abschlussarbeiten beschäftigte sich die Preisträgerin in ihrem Promotionsprojekt an der Universität Regensburg mit der Frage nach dem Umgang, den Praktiken und der Wahrnehmung von Geld und Schulden in spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Metropolen. Die Studie ist 2021 unter dem Titel “Schuldenmachen. Eine soziale Praxis in Augsburg (1480 – 1532) in der Münsteraner Reihe ”Verhandeln, Verfahren, Entscheiden" erschienen.
Nach Abschluss ihrer Promotion war Maria Weber zunächst als wiss. Mitarbeiterin an der LMU München (Lehrstuhl Frühe Neuzeit, Prof. Dr. Arnd Brendeke) tätig. Seit 2022 ist sie wiss. Mitarbeiterin an der Professur für Geschichte der Frühen Neuzeit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Alexander Denzler hat sein Magisterstudium an der Universität Augsburg mit den Fächern Geschichte der Frühen Neuzeit, Neuere und Neueste Geschichte und Medienpädagogik 2007 mit der Bestnote abgeschlossen. Anschließend trat er an der KU eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Frühe Neuzeit und Vergleichende Landesgeschichte an.
Ausgezeichnet wurde das Werk „Über den Schriftalltag im 18. Jahrhundert. Die Visitation des Reichskammergerichts von 1767 bis 1776“ von Alexander Denzler, das 2016 in der Reihe ‘Norm und Struktur’ erschienen ist. Das Buch geht zurück auf die von Prof. Dr. Sabine Ullmann betreute und mit „summa cum laude“ benotete Dissertation des Verfassers im Fach Geschichte der Frühen Neuzeit. Denzlers Buch behandelt eines der großen Reformprojekte in der Ära des Reformabsolutismus unter Kaiser Joseph II.: die letzte Visitation des Obersten Reichsgerichts in Wetzlar. Sehr anschaulich wird die Reformarbeit vor Ort, der Wechsel zwischen Sitzungszeiten, Aktenstudium und Schreibarbeit bis hin zum geselligen Zeitvertreib der Visitatoren und ihrer Sekretäre in den Freimaurerlogen aus den Quellen rekonstruiert. Der präzise Blick auf Strategien und Wertorientierungen der Akteure aus akteurszentrierter und mediengeschichtlicher Perspektive eröffnet eine Fülle von Einsichten in die politische und gerichtliche Praxis des 18. Jahrhunderts. Ersichtlich wird, dass das Visitationsverfahren Ausfluss einer zeittypischen Schriftkultur war, die von barockisierten Sprach- und Schreibnormen, einer immensen Schriftaufwertung, einem Mehr an Schriftlichkeit sowie einer systematischen Erfassung und sorgfältigen Verwahrung der produzierten Schriftmassen geprägt war. Denzlers Werk liefert einen wichtigen Beitrag zur Debatte um Chancen und Perspektiven einer Reform des Alten Reiches Ende des 18. Jahrhunderts. Denzler stellt die komplexe historische Thematik in verständlicher, begriffsstarker und ansprechender Weise dar. Neben der breiten empirischen Fundierung ist besonders der innovative methodische Ansatz hervorzuheben, mit dem der Autor aktuelle Theorien der neueren Kulturgeschichte auf das Feld der Rechts- und Verfassungsgeschichte anwendet.
PD Dr. Alexander Denzler hat sich 2023 mit einer Studie zu ‘Straßen im 16. Jahrhundert: Erhalt – Nutzung – Wahrnehmung’ habilitiert und ist derzeit als Akademischer Oberrat an der KU beschäftigt.
Teresa Neumeyer hat an der KU Eichstätt-Ingolstadt die Fächer Vergleichende Landesgeschichte, Mittelalterliche Geschichte sowie Ältere Deutsche Literaturwissenschaft studiert. Nach Abschluss ihres Magisterstudiums 2010 sowie einem Auslandssemester an der Universität Wien promovierte sie, gefördert durch ein Stipendium der Konrad-Adenauer- Stiftung e. V., bei Prof. Dr. Sabine Ullmann mit einer Arbeit zum Historischen Atlas von Bayern. Während ihres Studiums war Teresa Massinger in mehreren Forschungsprojekten an den Universitäten in Eichstätt und Augsburg beschäftigt. Seit Oktober 2014 ist sie Archivreferendarin bei der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns.
In ihrer 2014 abgeschlossenen und 2018 erschienenen Promotion hat sie mit dem Band für den Teil Franken zum Altlandkreis Dinkelsbühl (Reihe I, Heft 40) einen wichtigen Beitrag zu einem an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften angesiedelten Projekt geliefert. Der Historische Atlas von Bayern beschreibt das Wachstum frühmoderner Staatlichkeit unter den besonderen Bedingungen vormoderner Verfassungsstrukturen in der deutschen Geschichte und mit Blick auf die regionalspezifischen Entwicklungen. Für den Atlasteil Franken und insbesondere den Altlandkreis Dinkelsbühl war dies eine besondere Herausforderung, da es sich um einen Raum mit ausgesprochen hoher herrschaftspolitischer Komplexität handelt. Während in den bisherigen Atlasbänden unter dem Zuschnitt einer klassischen Herrschaftsgeschichte das Bemühen im Vordergrund stand, die Erscheinungsformen und Entstehungszusammenhänge von Landeshoheit als wesentliches Substrat staatlicher Hoheit zu fassen, verfolgte Teresa Massinger in ihrer Studie einen neuen Ansatz. Sie richtete ihr Erkenntnisinteresse weniger auf die strukturellen Ergebnisse fürstlich-adeliger Territorialpolitik, sondern fokussierte vielmehr die Kommunikationsprozesse der verschiedenen zeitgenössischen Akteure. Damit trug sie den territorialen Verhältnissen in ihrem Untersuchungsraum Rechnung: Die vom historischen Staatsrecht vorgegebene ‚höchste obrigkeitliche Gewalt‘ lässt sich empirisch auf lokaler Ebene hier kaum ausmachen, vielmehr finden sich Bündelungen verschiedener Hoheitsrechte, die unter wechselnden machtpolitischen Konstellationen in Konkurrenz und unter erheblichen Konflikten ausgeübt wurden.Mit ihrer Studie hat Teresa Massinger unter Anwendung praxeologischer sowie diskursgeschichtlicher Ansätze einen innovativen Vorschlag vorgelegt, wie vormoderne Herrschaft in Regionen mit geringer territorialer Integrität erkenntnisperspektivisch angemessen beschrieben werden kann.
Seit Oktober 2014 ist Frau Dr. Teresa Neumeyer Archivreferendarin bei der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns.
Der Preisträger studierte an den Universitäten in Berlin und Eichstätt-Ingolstadt. An der KU absolvierte er ein Magisterstudium in den Fächern Kunstgeschichte, Bayerische Landesgeschichte und Klassische Archäologie.
Die interdisziplinär angelegte Magisterarbeit, für die Juri Leuschner den Preis erhielt, behandelt anhand von Urkunden und baulichen Überresten die Geschichte eines bedeutenden regionalen Schlosses. Gezeigt werden konnte dabei, dass Ort und Burg Hofstetten auch als Gegenstand dynastischer Erwägungen eines ministerialischen Sippenverbandes zu begreifen sind. Diese Herren von Hofstetten waren sowohl den Hirschberger Vogtgrafen bis zu Ihrem Aussterben 1305 als auch den Eichstätter Bischöfen durch Doppelministerialität hörig. Erst durch die Territorialisierungsbestrebungen Bischofs Wilhelm von Reichenau (1464-96) endete der hoch- und spätmittelalterliche Allodialbesitz 1466, indem er in das Hochstift eingegliedert wurde. Baugeschichtliche Untersuchungen konnten ferner deutlich machen, dass das Gebäude seitdem als fürstbischöfliches Jagdschloss und zugleich als Amtssitz diente, bevor es durch einen 1694 beendeten Umbau des Hofbaumeisters Jakob Engel seine heutige Gestalt erhielt. Die von Herrn Leuschner erstellte mikrogeschichtliche Analyse eines herrschaftlichen Gebäudes vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart besticht durch die Zusammenfassung dreier Forschungsstränge: Bauforschung, Landesgeschichte und Kunstgeschichte. Sie unterstreicht damit, wie sehr Orts- und Regionalgeschichte an einem einzigen Baudenkmal abgelesen werden können, ohne dabei den Kontext übergeordneter historischer Entwicklungen aus den Augen zu verlieren.
Juri Leuschner ist als freischaffender Historiker und Kunsthistoriker tätig.
Frau Teresa Anna Massinger studierte an den Universitäten in Eichstätt-Ingolstadt und an der LMU München Lehramt Deutsch/Geschichte sowie im Magisterstudiengang die Fächer Bayerische Landesgeschichte, Mittelalterliche Geschichte und Ältere Deutsche Literaturwissenschaft. Den Preis erhielt sie für ihre Magisterarbeit (Betreuerin Prof. Dr. Sabine Ullmann) mit der sie ihr Studium 2010 abschloss.
Die Magisterarbeit zu den Supplikationen des Augsburger Kunstuhrmachers Georg Roll (1546-1592) an den Reichshofrat erschließt und interpretiert eine Reihe von Bittschriften, die ein einzelner Bürger im Verlauf seines Lebens in verschiedenen Notlagen an den Kaiser richtete. Da der Wirkungskreis Georg Rolls, der v. a. durch seine Himmelsgloben berühmt wurde, von Augsburg über den Wiener Hof bis an den Kaiserhof reichte, mussten die aufgefundenen Quellenstücke in die verschiedenen lokalen wie territorialen Kontexte eingeordnet werden. Um seine Handlungsstrategien, seine Patronageverhältnisse sowie seine handwerklich-ökonomischen Interessen nachzuvollziehen, bedurfte es mithin einer umfangreichen Rechercheleistung. Entstanden ist dabei ein einzigartiger Einblick in den wirtschaftlichen und sozialen Alltag eines Kunsthandwerkers und Händlers des 16. Jahrhunderts. Seine Bittschriften an den Kaiser legen aus einer subjektiven Perspektive seine Vorhaben, seine Nöte sowie seine Handlungsstrategien offen und ergänzen damit das ansonsten aus ökonomischen Fakten gewonnene strukturelle Bild der frühneuzeitlichen Wirtschaftsordnungen. So erfährt der Leser auf welche Weise Georg Roll die ökonomischen Zwänge der Augsburger Zunftordnungen zu umgehen suchte, indem er etwa ein Lotteriegeschäft installierte, das den Absatz seiner Produkte sicherstellte. Zugleich wird ersichtlich, wie das Bild des gerechten und gnädigen Kaisers noch im 16. Jahrhundert in breiten Bevölkerungskreisen wirksam blieb und damit dem obrigkeitlichen Anspruch der Landesfürsten entgegenwirkte.
Simon Falch studierte die Fächer Bayerische Landesgeschichte, Europäische Ethnologie/Volkskunde und Ältere deutsche Literaturwissenschaft an der KU Eichstätt-Ingolstadt. Den Preis erhielt er für seine Masterarbeit, mit der er 2009 sein Studium abschloss.
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Geschichte des Eichstätter Hochstifts zur Zeit der katholischen Konfessionalisierung ausgehend von einer Generalvisitation, die der Fürstbischof Johann Konrad von Gemmingen (1561-1612) zu Anfang des 17. Jahrhunderts durchführen ließ. Diese Visitation steht im Kontext der durch das Trienter Konzil ausgelösten Kirchenreformbewegung. Erprobt wird dabei eine weitere Lese- und Verständnismöglichkeit von Visitationsakten als klassische Texte der Konfessionalisierungsforschung. Das Verfahren der Eichstätter Visitation wurde so an ausgewählten Fallbeispielen, über einen diskursanalytischen Ansatz, in seiner Funktion als frühneuzeitliche Herrschaftstechnik untersucht. Primäre Aufgabe des Visitators war es, administrativ verwertbare Daten insbesondere über den Klerus zu erheben sowie eine Bestandsaufnahme der Kirchenausstattung, des Vermögens und der Finanzverhältnisse zu leisten. Zugleich wurde die Einhaltung von Statuten, Ordnungen und des Eichstätter Ritus in Stiften, Klöstern und Pfarreien des Hochstifts und der Diözese überprüft. Im Zentrum der Magisterarbeit stand dabei die Analyse des variablen Einsatzes von Normen und Doktrinen einer Obrigkeit, die um Kommunikation mit dem Klerus bemüht war und als wichtigstes Ziel die Verbreitung heilsnotwendigen Wissens verfolgte.
Nach Abschluss seiner Promotion war Simon Falch wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ältere deutsche Literaturwissenschaft an der KU Eichstätt-Ingolstadt und wiss. Mitarbeiter am “Parzival-Projekt” am Institut für Germanistik der Universität Bern.
Veronika Hain studierte an der KU Eichstätt-Ingolstadt Lehramt an Gymnasien mit den Fächern Deutsch und Geschichte sowie den Erweiterungsstudiengang Geschichtskultur. Den Preis erhielt sie für ihre Zulassungsarbeit, mit der sie 2007 ihr Studium abschloss.
Die Zulassungsarbeit gewann neue Erkenntnisse über die noch weitgehend unerforschte vierbändige Handschrift Mundus Christiano-Bavaro-Politicus mittels einer "Tiefenbohrung" zum Frauenbild und eines Vergleichs mit drei weiteren frühneuzeitlichen Werken. Bei den Vergleichswerken handelt es sich um Justus Lipsius' "Von Unterweisung zum Weltlichen Regime[n]t: Oder von Burgerlicher Lehr, Sechs Bücher", um das auf das Jahr 1641 datierte Testament Kurfürst Maximilians I. von Bayern und um Abraham de Wicqueforts "L'ambassadeur oder Staats-Bothschaffter und dessen hohe Functions, und Staats-Verrichtungen (...)". Die quantitative Auswertung dieser Werke ergab, dass Frauen in Staatsschriften eher Nebenfiguren waren. Nichtsdestotrotz war es möglich, Aufgaben und Handlungsspielräume der fürstlichen Töchter, Ehefrauen, Regentinnen, Witwen und Mätressen sowie der Herrscherinnen, Gesandtinnen und des Frauenzimmers aufzuzeigen. Auffällig war, dass weibliches Agieren immer dann negativ konnotiert wurde, wenn männliche Vorrechte bedroht wurden. Besonders deutlich zeigten dies die Querelles des femmes-Kontroversen. Auf geistesgeschichtlicher Ebene ließen sich für den Mundus Tendenzen nachweisen, die im Laufe des 18. Jahrhunderts an Bedeutung gewannen (z.B. die Abdrängung der Frau ins Private). Daneben ermöglichte die vergleichende Untersuchung Rückschlüsse zur Rezeptionsweise von bedeutenden Werken im Mundus.
Veronika Hain ist zur Zeit Lehrkraft am Ostendorfer-Gymnasium in Neumarkt.
Ludwig Härteis absolvierte an der KU Eichstätt-Ingolstadt ein Magisterstudium mit den Fächern Bayerische Landesgeschichte, Neuere und Neueste Geschichte und Politikwissenschaft sowie ein Lehramtsstudium für Gymnasien.
Die Magisterarbeit "Zum Politik- und Staatsverständnis in Bayern um 1700" ist aus dem Editionsprojekt "Mundus Christiano-Bavaro-Politicus" entstanden. So lautet der Titel des umfangreichen, vierbändigen Werkes von Franz Kaspar von Schmid (1658-1721) aus der Zeit um 1709. Auf über 3700 handbeschriebenen Seiten setzt sich der kurbayerische Hofrat und promovierte Jurist darin mit den politischen und staatstheoretischen Grundfragen seiner Zeit auseinander. Dabei erweist sich der Sohn des leitenden Ministers unter Kurfürst Ferdinand Maria (1636-1679) nicht nur als Musterbeispiel breiter barocker Gelehrsamkeit, sondern auch als intimer Kenner der politischen Verhältnisse in Kurbayern. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen deshalb die zentralen Fragestellungen absolutistischer Fürstenherrschaft, die Franz Kaspar von Schmid in seinem Traktat thematisierte. Dazu zählen etwa der vom Fürsten gegenüber den Landständen vertretene Souveränitätsanspruch, das Verhältnis des Landesherrn zu seinen Ministern und Räten, die absolutistische Herrschaftspraxis im Spannungsfeld zwischen Staatsräson und christlichem Herrschaftsideal oder auch die Ambitionen des bayerischen Kurfürsten auf dynastische Rangerhöhung vor dem Hintergrund des Spanischen Erbfolgekrieges. Neben der inhaltlichen Analyse beleuchtet die Magisterarbeit mit Blick auf die in Vorbereitung befindliche Edition die komplexe Überlieferungsgeschichte des ungedruckten Werkes und klärt die bislang im Einzelnen ungelösten Fragen zu dessen Autor und der genauen Entstehungszeit.
Ludwig Härteis ist zur Zeit Lehrkraft (OStR) am Willibald-Gluck-Gymnasium in Neumarkt i.d. Oberpfalz.
Der Preisträger studierte an der KU Eichstätt-Ingolstadt die Fächer Landesgeschichte mit bes. Berücksichtigung Bayerns, Ost- und Mitteleuropäische Zeitgeschichte, Kultur- und Wirtschaftsgeographie.
Im Rahmen der bilateralen Beziehungen untersucht die Magisterarbeit die (Nicht-) Zusammenarbeit zwischen bayerischen und polnischen Repräsentanten während der Weimarer Republik, der Zeit bis zum Kriegsausbruch 1939 und den ersten Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Münchner Amt, für weite Teile Süddeutschlands zuständig, entstand, als Polen nach dem Ersten Weltkrieg einen unabhängigen bayerisch-süddeutschen Staat erwartete, ja erhoffte. Gegen den Willen des Gastlandes und unter Berufung auf den Versailler Vertrag eingerichtet, nutzen die polnischen Vertreter die Repräsentanz, um im Sinne der Polnischen Republik rücksichtslos deren Interessen zu vertreten. Sie stand stets in enger Verbindung mit dem Außenministerium in Warschau und der vorgesetzten Botschaft in Berlin. Dabei reichte die Bandbreite der Tätigkeiten von der Betreuung polnischer Saisonarbeiter über Kontakte mit in München akkreditierten Vertretern anderer Staaten oder Mächte wie Frankreich oder dem Heiligen Stuhl bis hin zu bloßer Berichterstattung und Informationsbeschaffung. Die Arbeit ist in die Schilderung von Organisation, Personal und Tätigkeitsbereichen gegliedert. Deutlich wird letztlich, welche Auswirkungen die schlechten Beziehungen auf zwischenstaatlicher Ebene im Kleinen hatten.
Daniel Schönwald ist zur Zeit Leiter des Landeskirchlichen Archivs der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.
Genoveva Rausch studierte die Fächer Bayerische Landesgeschichte, Mittelalterliche Geschichte und Klassische Archäologie an der KU Eichstätt-Ingolstadt.
Der lange vernachlässigten Erforschung der geistlichen Staaten in der frühen Neuzeit wird seit den letzten 30 Jahren wieder erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. In diesem Forschungszusammenhang steht die Untersuchung über einen der bedeutendsten Eichstätter Fürstbischöfe, der nicht nur wegen seiner langen Amtszeit, sondern wegen seiner langjährigen Tätigkeit als kaiserlicher Prinzipalkommissar auf dem Immerwährenden Reichstag in Regensburg für die Reichsgeschichte von enormer Bedeutung war. Im Vordergrund steht jedoch nicht die Biographie, sondern die Reorganisation des Hochstifts. Neben dem Wiederaufbau der Residenzstadt sowie des Hochstifts, werden die Bemühungen zur Wiederherstellung geordneter Verhältnisse und zur Verbesserung der Finanzlage thematisiert. Breiten Raum nimmt zudem die Verwaltungsgeschichte ein. Erstmals werden dabei Zentralbehörden, Hofstaat und Außenämter parallel untersucht. Betrachtungen zum Sozialprofil der Beamtenschaft (mit Kurzbiogrammen) runden diesen Teil ab. Nachgegangen wird auch dem Einfluss des Domkapitels. In einem Perspektivenwechsel wird schließlich ein Blick auf die Einstellung der Untertanen zur fürstbischöflichen Verwaltung geworfen.
Genoveva Rausch ist seit 2007 im Archivdienst im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München tätig.
Der Preisträger studierte an der KU Eichstätt-Ingolstadt die Fächer Englisch und Geschichte im Studiengang Lehramt an Gymnasien sowie die Fächer Bayerische Landesgeschichte, Alte Geschichte und Volkskunde im Magisterstudium
Die Arbeit untersucht die Gesandtschaft Großbritanniens, die seit dem Jahre 1683 am Immerwährenden Reichstag zu Regensburg - und seit 1766 in Personalunion auch in München - Präsenz gezeigt hatte. Aus zahlreichen europäischen Archiven zieht der Verfasser die Quellen für seine Studie. Ernst Schütz beschränkt sich dabei nicht auf die amtliche Überlieferung, sondern versucht gezielt, durch die Auswertung privater Korrespondenz auch die subjektiven, nicht genuin politisch erklärbaren Aspekte dieser Gesandtschaft in seine Betrachtung mit einbeziehen. Seine Erkenntnis über den Aufbau und die alltägliche Funktionsweise der Gesandtschaft vom späten 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert bieten einen Überblick sowohl aus ereignisgeschichtlicher als auch institutions- und kulturgeschichtlicher Perspektive. Der Autor vergisst dabei zu keiner Zeit, seine Ergebnisse in den Gesamtzusammenhang der europäischen Geschichte dieser Epoche einzubetten. Auch auf einen beständigen Vergleich mit der Überlieferung der anderen auswärtigen Gesandtschaften vor Ort sowie zwischen den Vorgängen in Regensburg und München legt Ernst Schütz großen Wert, um die Besonderheit der britischen Mission in Regensburg und München herausstellen zu können. Insgesamt steht das Resultat seiner Arbeit exemplarisch für die Handhabung frühneuzeitlicher Diplomatie im Reich und in Europa. Die Arbeit ist 2007 in der Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte erschienen.
Ernst Schütz war nach Abschluss seiner Dissertation wiss. Mitarbeiter in der Abteilung für Bayerische Geschichte der LMU München.
Barbara Kink studierte die Fächer Deutsch und Geschichte im Studiengang Lehramt an Gymnasien an der LMU München sowie KU Eichstätt-Ingolstadt.
Auch wenn sich die historische Erforschung adeligen Daseins seit jeher großer Beliebtheit erfreut, so sind die konkreten Lebensbedingungen insbesondere des Landadels immer noch ein Forschungsdesiderat. Ausgehend von der Vielgestaltigkeit adeliger Existenzmöglichkeiten im Alten Reich wird die Lebenswelt eines altbayerischen Hofmarksherrn genauer untersucht. Freiherr Sebastian von Pemler 1718-1772), Hofmarksherr zu Hurlach und Leutstetten, hinterließ eine Fülle schriftlicher Zeugnisse, die tiefe Einblicke in die Lebenswirklichkeit der gesellschaflichen Elite des Ancien Régime gewähren. Zeigen die Tagebuchaufzeichnungen des Freiherrn dessen Alltag und in mancherlei Hinsicht auch Einschätzungen und mentale Muster, so lässt die akribische Rechnungsführung des Landadeligen genaue Aussagen über die Organisation des Haushalts, Formen des Warenerwerbs und adelige Konsumpraktiken zu. Überdeutlich spiegelt sich in der Vorstellungswelt und im Alltag des Freiherrn die enorme Bedeutung der Familie und der Standesgenossen wider. Wichtiger Bestandteil der adeligen Welt waren auch die Beziehungsstränge zu den Untertanen einerseits und zum Münchner Hof andererseits, die untersucht wurden. Alltag und Fest, Hofmarksherrschaft und adelige Muße, Bedrohungen und Frömmigkeitsformen - all diese Aspekte zeigen Freiherrn von Pemler als Kind seiner Zeit, der im Herbst des Alten Reiches das Wetterleuchten der Aufklärung zwar bereits wahrnahm, jedoch noch völlig den Normen der ständisch-feudalen Welt verhaftet war. Die Arbeit ist 2007 in den Studien zur bayerischen Verfassungs- und Sozialgeschichte erschienen.
Nach Abschluss ihrer Promotion war Barbara Kink als Lehrbeauftragte in der Abteilung für Bayerische Geschichte der LMU München tätig.
Der Preisträger studierte die Fächer Bayerische Landesgeschichte, Neuere und Neueste Geschichte, Angewandte Informatik sowie Neuere deutsche Literaturwissenschaftan der KU Eichstätt-Ingolstadt.
Die Dissertation wurde konzipiert und ausgeführt als Band Neuburg des Historischen Atlas von Bayern. Sie beschreibt die geschichtliche Entwicklung des Gebietes des ehemaligen Landgerichtes Neuburg und der beiden Pfleggerichte Burgheim und Reichertshofen. Die Donau prägte die Geschichte dieses Raumes als Hauptverkehrsachse nachhaltig. Schon zur Römerzeit bildete sie auch wiederholt eine wichtige Grenze. Im Frühmittelalter gehörte Neuburg zunächst den bayerischen Herzögen, bevor diese hier von den Fränkischen und später den Römischen Königen verdrängt wurden. Neuburg wurde zu einem Stützpunkt des Königtums an der Grenze des Herzogtums Bayern und erscheint im Hochmittelalter als ausgedehntes königliches Amt. Den Wittelsbachern gelang es erst Mitte des 13. Jahrhunderts dieses Gebiet ihrem Territorium einzuverleiben. Verschiedene Linien des Hauses Wittelsbach behielten es bis zum Ende ihrer Herrschaft in Bayern. Für das Herzogtum Bayern ging es allerdings bereits zu Beginn der Neuzeit wieder verloren: Nach Beendigung des Landshuter Erbfolgekrieges 1505 schuf König Maximilian I. als Ausgleich für die unterlegenen Pfälzer Wittelsbacher ein neues Fürstentum, die "Junge Pfalz", mit der Residenzstadt Neuburg. Das Landgericht Neuburg bildete in diesem zersplitterten Fürstentum den Kern des zentralen Landesteils. Die in der Herrschaftsstruktur des alten Amtssitzes Neuburg angelegten langfristigen Voraussetzungen für die Erhebung zur Residenz zeigt die Dissertation ebenso auf wie die Veränderungen nach der Schaffung des Fürstentums, etwa die Entstehung von Edelsitzen und Hofmarken im Umfeld der Hauptstadt. Die Arbeit ist 2004 als Band 16 des Historischen Atlas' von Bayern, Teil Schwaben, erschienen.
Markus Nadler ist zur Zeit Leiter der Referate PV Bibliothek und Dokumentation im Archiv des Bayerischen Landtags.