Das Team der Wirtschaft- und Sozialgeschichte

Forschung

Forschungsschwerpunkte:

  1. Geschichte der öffentlichen Finanzen, insbesondere der Besteuerung
  2. Ethik, Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit im Finanzsystem
  3. Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts
  4. Wirtschaftsgeschichte Berlins
  5. Soziale Frage und Sozialpolitik im 19. und 20. Jahrhundert
  6. Geschichte des ökonomischen Denkens

Aktuelle Forschungsprojekte:

Themengebiete

  • Wahrnehmungsmuster von Nachhaltigkeitsdefiziten in Wirtschafts- und Finanzkrisen der Moderne
  • Ethik, Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit im Finanzsystem
  • Nachhaltige Besteuerung

Wahrnehmungsmuster von Nachhaltigkeitsdefiziten in Wirtschafts- und Finanzkrisen der Moderne

Fragestellung - Forschungsdesign

In der aktuellen Weltwirtschafts- und Finanzkrise werden nicht nur von politischen Verantwortungsträgern, Intellektuellen und der Öffentlichkeit Nachhaltigkeitsdefizite wirtschaftlicher Entscheidungen thematisiert. Auch Unternehmer, Inhaber wie angestellte Manager, diskutieren individuelle und institutionelle Ursachen der Krise, die sich insbesondere in Kommunikationsstrategien der Spitzenverbände (beispielsweise Bundesverband der deutschen Industrie und Bundesverband deutscher Banken) konzentriert widerspiegeln. Die vergleichende wirtschaftshistorische Forschung zu den Wirtschaftskrisen seit der Hochindustrialisierung zeigt bei allen zeitbedingten Unterschieden vergleichbare Ursachenbündel, zu denen u.a. Immobilien- und Wertpapierspekulationen, moral hazard-Effekte und falsche Risikobewertungen gehören. Im zeitgenössischen Diskurs werden sie auch auf individualethisches Fehlverhalten bzw. institutionelle Defizite, sei es bei der Selbstregulierung der Wirtschaft oder in der Ordnungspolitik, zurückgeführt. Wissenschaftlich noch nicht geleistet wurde ein Vergleich der Wahrnehmungsmuster von Nachhaltigkeitsdefiziten in den Wirtschafts- und Finanzkrisen der Moderne. Das soll in diesem Projekt am Beispiel der Weltwirtschaftskrisen von 1873, 1929-1933, der Asienkrise 1997-1998 und der gegenwärtigen Krise geleistet werden. Auf der Grundlage von Quellen- und Literaturanalysen (1873 u. 1929-1933, teilweise 1997-1998) sowie Experteninterviews (1997-1998, nach 2008) soll untersucht werden, welche Diskurse zur Nachhaltigkeit, Werthaltigkeit und Ethik in Finanzsystemen von den Verantwortungsträgern in der Wirtschaft (auch in den Spitzenverbänden) krisenbedingt geführt und welche Schlussfolgerungen daraus gezogen worden sind, z. B. durch die Formulierung von Verhaltenskodizes oder die Veränderung formaler bzw. informeller Regeln. Mit dem analytischen Vergleich soll nach Wahrnehmungsmustern von Nachhaltigkeitsproblemen, nach symbolischem Verhalten in und Ritualisierungen von Diskursen und nach deren räumlichen und zeitlichen Reichweiten gesucht werden.

Leitung: Frank E. W. Zschaler

Bearbeiterin: Sybille Holzwarth

Beginn: 2010

vors. Ende: 2014

Ethik, Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit im Finanzsystem

Fragestellung und Forschungsdesign

Finanzethik wird heute in den europäischen Staaten wissenschaftlich vor allem im Rahmen der Wirtschafts- und Unternehmensethik, der Behavioral Economics, der philosophischen Ethik und der christlichen Sozialethik erforscht. Darüber hinaus beschäftigen sich die kognitive Psychologie und die Wirtschaftssoziologie mit psychologischen und sozialen Aspekten von Entscheidungsprozessen sowie Dilemmata-Situationen in diesem Bereich. Obwohl z. B. in der Schweiz mit dem Genfer Zentrum „Observatoire de la finance“ ein wirtschaftsethisches Forschungsinstitut zur Finanzethik besteht, findet die Forschung zu diesem Thema immer noch in fragmentierter Form statt. Die globale Banken-, Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007 und die daraus hervorgegangene internationale Staatsschulden- sowie europäische Währungskrise haben das wissenschaftliche Interesses auf Ethikfragen des Finanzsystems gelenkt. Die Etablierung als eigenständige Disziplin befindet sich allenfalls im Anfangsstadium. Im Bereich der Praxis ist die Finanzethik einerseits Thema für die Regulierung im nationalen (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) wie im internationalen Kontext (z.B. in Form der Nichtregierungsorganisation Finance Watch). Andererseits befassen sich Finanzdienstleister überwiegend im Rahmen von CSR, Codes of Conduct sowie Complians-Richtlinien mit diesen Fragestellungen. Persönlichkeiten, die im Finanzsystem Verantwortung wahrnehmen bzw. wahrgenommen haben, formulieren eigene Stellungnahmen und Lösungsvorschläge. Ziel des Projekts ist, einen interdisziplinären Forschungsansatz zu diesem Thema zu entwickeln und damit den Entstehungsprozess einer neuen Wissenschaftsdisziplin zu beschleunigen. Dabei sollen normative, positive und empirische Ansätze verbunden und Praxiserfahrungen einbezogen werden.

Leitung und Bearbeitung: Jens Kleine (Steinbeis-Hochschule Berlin), Sabine Meck (Steinbeis-Hochschule Berlin), Christoph Weber-Berg (ehemals Hochschule für Wirtschaft Zürich, jetzt Reformierte Landeskirche Aargau/Schweiz), Frank E. W. Zschaler (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt)

Teilprojekt: Lollert, Matthias, MBA: Auswirkungen von Finanzkrisen in ihrer Erscheinungsform als Bankenkrise auf die Gesundheit von Mitarbeitern im Bankensektor im wirtschaftshistorischen Kontext. Bankangestellte im Spannungsfeld von Arbeitsplatzunsicherheit, Leistungsdruck, Anlegerverhalten, Status- und Vermögensverlust, (Promotionsprojekt Hauptfach Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der GGF, mitbetreut von Prof. Dr. Dr. Sabine Meck, Steinbeis-Hochschule Berlin, begonnen: Juni 2011)

Beginn: 2012

vors. Ende: 2016

Nachhaltige Besteuerung

In Vorbereitung!

Leitung: Frank E. W. Zschaler

geplanter Beginn: 2014

Abgeschlossene Forschungsprojekte:

Das institutionelle Arrangement von Steuersystemen in der dritten französischen Republik und im zweiten deutschen Kaiserreich 1870-1913.

Bearbeiter: Frank E. W. Zschaler

Kontext: Habilitationsprojekt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Laufzeit: 1997-2003

Ergebnisform: Monographie und Zeitschriftenaufsätze.

Wirtschafts- und Sozialgeschichte.

Bearbeiter: Wolfram Fischer und Frank E. W. Zschaler

Kontext: Akademieprojekt: Wissenschaften und Wiedervereinigung. Forschungsprojekt im Rahmen einer interdisziplinären Arbeitsgruppe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Laufzeit: 1996

Ergebnisform: Forschungsbericht (publiziert).

Geschichte der wirtschaftswissenschaftlichen Lehre und Forschung an der Berliner Universität und der Handelshochschule Berlin.

Bearbeiter: Frank E. W. Zschaler

Kontext: Von der Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft der Humboldt-Universität zu Berlin gefördertes Forschungsprojekt.

Laufzeit: 1995-1996

Ergebnisform: Monographie

Das Finanzsystem in der frühen SBZ/DDR. Effizienzprobleme aus institutionenökonomischer Sicht.

Bearbeiter: Frank E. W. Zschaler

Kontext: Teilprojekt im DFG-Schwerpunktprogramm „Wirtschaftliche Strukturveränderungen, Innovationen und regionaler Wandel in Deutschland nach 1945“.

Laufzeit: 1993-1995

Ergebnisform: Buchbeiträge und Zeitschriftenaufsätze, darunter einer in einer Zeitschrift mit double-blind review, Web of Science/Scopus +.

Öffentliche Finanzen und Finanzpolitik in Berlin (1945-1961).

Bearbeiter: Frank E. W. Zschaler

Kontext: Einzelprojekt der VW-Stiftung an der Forschungsstelle der Historischen Kommission zu Berlin.

Laufzeit: 1991-1993

Ergebnisform: Monographie