Studieren in Eichstätt - Ein Erfahrungsbericht

Ortsschild Eichstätt

Ein Erfahrungsbericht von Lea Kolbeck (Jahrgang 2019)...

Solltest du dich für Politik interessieren, solide Kenntnisse der französischen Sprache besitzen und gerne international (besonders natürlich in Frankreich) studieren wollen, lohnt es sich auf jeden Fall, eine Bewerbung für den deutsch-französischen Doppelstudiengang Politikwissenschaft einzureichen.

Mir gefällt das Studium bisher sehr gut. Eine individuelle Auswahl der Kurse besteht bisher kaum, die zu belegenden Kurse sind jedoch sehr breit gestreut und geben so eine interessante Einführung in viele verschiedene Disziplinen: Momentan – im ersten Semester – werden Veranstaltungen in BWL, Soziologie, politischen Grundlagen und Methoden, politischer Systemlehre, Wirtschaftswissenschaften und französischer Textproduktion und Stilistik sowie wissenschaftliches Schreiben im dt.-frz. Kontext angeboten. Es gibt zudem einen gemeinsamen Kurs für deutsche Studierende des 1. Jahres und französische Studierende des 3. Jahres, in dem aktuelle Themen der französischen, deutschen, europäischen und internationalen Politik diskutiert werden. Die Zusammenarbeit innerhalb und zwischen den Jahrgängen ist außerordentlich gut. In einem Tutoren-Programm wird z.B. jedem neuen „Ersti“ ein Studierender des Studiengangs zugeteilt, der beim Zurechtfinden in Eichstätt und an der Uni hilft.

Eichstätt ist eine kleine, sehr alte Bischofsstadt in Oberbayern, bestehend aus vielen Kirchen und natürlich der Uni. Da alle Studierenden des DFS das erste, dritte und vierte Jahr an der KU verbringen, sollte man sich die Stadt unbedingt davor anschauen!            
In der Universitätsstadt wird kulturell einiges geboten. Es gibt interessante Museen, viele Konzerte und sportlich lädt die idyllische Umgebung zu vielen Outdooraktivitäten ein. Man kann angeln, Kanu fahren, klettern usw. Die Großstädte München und Nürnberg sind auch nicht weit entfernt.

Die KU ist eher sozialwissenschaftlich und pädagogisch geprägt, man kann aber auch Wirtschaft, Mathematik oder Geographie studieren. Im Fachbereich Politik gibt es u. a. noch den Studiengang „Politik und Gesellschaft“. Da Eichstätt eine relativ kleine Universitätsstadt ist, gibt es einen großen Zusammenhalt zwischen allen Studenten und so kommt das studentische Leben neben der Uni auch nicht zu kurz.

Die Zimmersituation in Eichstätt ist insgesamt gut. Wer in der Nähe der Universität wohnen möchte, sollte sich aber frühzeitig umschauen. Das St. Gundekar Werk bietet einige günstige, zentral liegende Wohnheime an, es gibt aber auch schöne und preiswerte private Zimmer. Ich habe meines eher kurzfristig gefunden und bin trotzdem sehr zufrieden.

Ich freue mich, dass ich einen Studienplatz für den hochinteressanten Studiengang deutsch-französische Politikwissenschaft in Eichstätt bekommen habe und bin schon gespannt auf mein 2. Studienjahr an Sciences Po in Rennes.

Studieren in Rennes - Ein Erfahrungsbericht

Gruppenbild Rennes

Das zweite Studienjahr verbringen alle Studierendenen gemeinsam in Rennes, der Hauptstadt der Bretagne. Man lernt die französischen Kommilitonen des eigenen Jahrgangs kennen und besucht gemeinsam mit ihnen und allen anderen „normalen“ französischen Studierenden die Kurse am IEP Rennes.

Ein Erfahrungsbericht von Christian Kleinert (Jahrgang 2017)...

Rennes - die Hauptstadt der Bretagne

Mit 200 000 Einwohnern, darunter 60 000 Studierenden an den verschiedenen Hochschulen der Stadt, bietet Rennes auf jeden Fall eine schöne Abwechslung im Vergleich zum eher beschaulichen Eichstätt. Vier Kinos, Theater und Oper, alle Einkaufsmöglichkeiten, die man braucht, und besonders das ausgedehnte Angebot an Bars und Clubs für jeden Geschmack ermöglichen eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung, sodass man sich auch außerhalb der Uni niemals langweilen muss. Dank des hervorragend ausgebauten Systems öffentlicher Verkehrsmittel mit Métro, Bussen und Leihfahrrädern (Vélostar) kann man schnell an alle Orte innerhalb der Stadt und in den Vororten gelangen – und das zu Preisen, die im Vergleich zu deutschen Großstädten fast schon neidisch machen!

Aufgrund der Lage Rennes' als größte Stadt der Region finden fast das ganze Jahr über eine Vielzahl größerer kultureller Veranstaltungen statt: Die Fest Noz (traditionelle bretonische Feste), die „Transmusicales“ mit den „Trans en Bars“ (Musikfestival), der Weihnachtsmarkt auf der Place du Parlement, die großen Flohmärkte am Canal Saint-Martin und in Cesson-Sévigné, der riesige Wochenmarkt jeden Samstag auf der Place des Lices, das Festival „Mythos“… Es gibt auf jeden Fall eine Menge zu entdecken!

Von Deutschland aus erreicht man Rennes gut mit dem Zug. Ab Frankfurt am Main ist man beispielsweise 7-8h unterwegs, ab München ca. 10h, je nach Umsteigezeit in Paris. Der Flughafen Rennes bietet leider keine Direktverbindungen nach Deutschland an, mit Umstieg in Paris sind jedoch alle größeren deutschen Städte gut erreichbar. Unter Umständen könnten auch die Direktflüge von München, Düsseldorf und Berlin nach Nantes interessant sein, da Nantes bloß eine Autostunde im Süden von Rennes zu finden ist.

Die Umgebung

Darüber hinaus darf man auch nicht die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung unterschätzen. Rennes liegt im Département „Ille-et-Vilaine“ und bildet zusammen mit den „Côtes d’Armor“, dem „Finistère“ und dem „Morbihan“ die Region Bretagne, die nicht nur innerhalb Frankreichs, sondern auch international als Ferienziel bekannt ist. Im Umkreis von bloß einer Stunde mit dem Auto um Rennes finden sich bereits der „Fôret de Brocéliande“ mit seinen mystischen Orten, an denen sich angeblich die Merlin-Sagen abgespielt haben sollen, die alte Festungsstadt Saint-Malo an der Nordküste der Bretagne, sowie der zum Weltkulturerbe gehörende Klosterberg Mont Saint-Michel. Letzterer befindet sich jedoch kurz hinter der Grenze zur Normandie, was schon seit Jahrzehnten einen mehr oder weniger ausgeprägten Streitpunkt zwischen den Einwohnern der Bretagne und der Normandie darstellt.

Im weiteren Umkreis befinden sich noch viele weitere sehenswerte Gegenden, stellvertretend seien hier bloß die Halbinsel Quiberon mit der vorgelagerten Belle-Ile im Süden, Paimpol im Norden sowie die kleinen Städtchen des Finistères genannt (Concarneau, Quimper, Pont-Aven...). Im Verlauf des Studienjahrs sollte man auf jeden Fall die Gelegenheit nutzen ein paar dieser Orte zu besuchen – oft benötigt man nicht einmal unbedingt ein Auto, sondern kann auch ganz bequem mit Regionalzügen oder Überlandbussen anreisen.

Wohnungssuche und Administratives

Alle Studierenden müssen ihre Wohnung in Rennes selbst finden, d. h. an sich gibt es keine Hilfestellungen von offizieller Seite. Allerdings hat es sich im Studiengang eingebürgert, dass die Studierenden sich selbst untereinander die Wohnungen weitergeben, sodass es meistens kein Problem darstellt schnell etwas zu finden. Im Zweifelsfall gibt es natürlich immer die Möglichkeit selbst aktiv zu werden, beispielsweise über das Internet (z. B. www.leboncoin.fr) oder mit einer Bewerbung um ein Wohnheimzimmer beim CROUS (dem Studentenwerk, www.crous-rennes.fr). Zu den Wohnheimen sei allerdings gesagt, dass es deutliche Qualitätsunterschiede gibt sowohl was die Lage, als auch die Ausstattung angeht – am besten ist es sich im Vorhinein bei den Franzosen des Studiengangs zu informieren, um keine bösen Überraschungen zu erleben.

Administrativ gibt es leider auch einiges zu regeln. Zwar besteht in Frankreich keine Meldepflicht, sodass man sich wenigstens den Gang zum Rathaus sparen kann, allerdings wartet die dringend notwendige Eröffnung eines französischen Bankkontos, eventuell der Abschluss einer Wohnungsversicherung, die Buchung des ÖPNV-Abos, eventuell das Beantragen der CAF (dem Wohngeld für Studierende, www.caf.fr) und im Einzelfall vielleicht noch mehr auf euch. Keine Panik, bei Problemen findet sich in so gut wie jedem Fall jemand aus dem Studiengang, der schon einmal eine Lösung dafür gefunden hat! Abgesehen davon gibt es auch eine studiengangsinterne Broschüre, den „Guide pratique“, mit hilfreichen Tipps für den Start in Rennes und in Eichstätt, sodass niemand mit seinen Problemen allein gelassen wird.

Ganz wichtig ist die erstmalige Einschreibung bei der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) gegen Ende des ersten Studienjahres. Ohne die Online-Einschreibung kann man nämlich nicht die Mobilitätsbeihilfe in Höhe von derzeit 2700€ für die Zeit in Rennes erhalten!

Ablauf des Studienjahres

Der Unterricht am IEP beginnt am ersten Montag im September mit einem zweiwöchigen Einführungskurs, in dem gemeinsam mit den Franzosen, die direkt ins zweite Jahr am IEP einsteigen, die Inhalte des ersten Jahres nachgeholt werden. Direkt im Anschluss beginnt das erste Semester, das Mitte Januar dann schließlich nahtlos, d. h. ohne zweimonatige Semesterferien wie in Deutschland, ins zweite Semester übergeht. Zum Ausgleich gibt es jedoch eine Woche Ferien im Herbst (Allerheiligen), zwei Wochen Weihnachtsferien, eine Woche Winterferien (Mitte Februar) und zwei Wochen Osterferien. Das Ende des zweiten Semesters ist dann Ende Mai / Anfang Juni – zur Belohnung gibt es also immerhin vier Monate Sommerferien, bis die Uni in Eichstätt dann im Oktober wieder beginnt.

Das IEP

Abgesehen von der Möglichkeit die Bretagne zu entdecken dient das zweite Studienjahr natürlich hauptsächlich dem Studium am IEP Rennes, auch Sciences Po Rennes genannt. Hier besucht man dieselben Kurse wie alle französischen Studierenden sowie einen zusätzlichen studiengangsspezifischen Kurs („Lectures franco-allemandes“). Grundsätzlich gibt es kaum Möglichkeiten den eigenen Stundenplan selbst zu gestalten, d. h. die allermeisten Kurse werden von Sciences Po vorgegeben und müssen obligatorisch belegt werden. Darunter fallen Kurse eines breiten Spektrums von politikwissenschaftlichen Veranstaltungen, über Geschichte, Recht und Soziologie bis Wirtschaft. Einen Teil seiner eigenen Kurse kann man noch mit der Wahl der „section“ beeinflussen, im Grunde die Wahl eines Nebenfachs. Es gibt hierbei drei Möglichkeiten: „Politique et société“ (PoSo), was mehr oder weniger Soziologie entspricht, „Économique et financière“ (EcoFi), was im Prinzip BWL entspricht, und „Service Public“ (SP), französisches Verwaltungsrecht. SP wurde bisher jedoch noch nie von einem deutschen Studierenden gewählt, da diese section hauptsächlich auf Tätigkeiten im französischen öffentlichen Dienst vorbereitet. Ansonsten gibt es noch verpflichtenden Englischunterricht und man hat die Möglichkeit je nach Interesse (und Zeit) noch eine weitere Fremdsprache zu wählen, entweder direkt am IEP oder in Kooperation mit der Uni Rennes 2.

Hat man einmal seine Wahl für eine section getroffen bekommt man seinen persönlichen Stundenplan, der einen deutschen Studierenden auf den ersten Blick erst einmal schocken kann: Der Unterricht findet in vier Zeitfenstern zwischen 8 und 18 Uhr statt und die Tage, die man von 8 bis 18 Uhr in der Uni verbringt sind unter Umständen nicht besonders selten. Ich persönlich hatte Glück und den gesamten Donnerstag sowie den Freitagnachmittag frei, den Rest der Woche jedoch fast den ganzen Tag über Uni. Darüber hinaus unterscheidet sich auch die Art des Unterrichts von dem, was man an einer deutschen Uni gewöhnt ist: Vorlesungen bilden die Mehrzahl der Veranstaltungen und es gibt nur wenige Übungen, die auch nicht unbedingt in Verbindung zur Vorlesung stehen und bis auf die Studierendenreferate oft auch als so etwas wie „Mini-Vorlesungen“ wirken. Ganz im Sinne der kartesianischen Methode sind die meisten Vorlesungen sehr symmetrisch strukturiert und die Professoren „diktieren“ oft einen fast perfekt ausformulierten Text, den die Studierenden schließlich Wort für Wort auf ihren Notebooks mittippen. Diese Methode wirkt auf die deutschen Studierenden oft erst einmal merkwürdig, hat jedoch auch seine Vorteile: Am Ende des Semesters hat man meist einen differenzierten und reflektierten Überblick über das jeweilige Thema, ohne den ein gutes Abschneiden in den Abschlussprüfungen gar nicht erst möglich wäre.

Nur ein paar Sätze zum Thema Noten und Klausuren: Im Großen und Ganzen müssen pro Semester ungefähr zehn Prüfungen absolviert werden, die meisten in Form einer dreistündigen „dissertation“ (spezielle französischen Aufsatzform, die man jedoch im ersten Jahr in Eichstätt intensiv studiert). Benotet werden diese anschließend auf der französischen Notenskala von 0 bis 20, wobei in der Praxis fast nur Noten zwischen 5 und 15 vergeben werden. Da 10 von 20 umgerechnet in Deutschland 4,0 bedeutet, am IEP aber bereits als durchaus passable Note angesehen wird, ist das Notenniveau zwischen Eichstätt und Rennes für uns doch schon spürbar unterschiedlich…

Abgesehen vom Unterricht bietet das IEP allerdings auch noch eine Reihe anderer Einrichtungen, die den Studienalltag angenehm gestalten. Dazu gehören einerseits Mensa und Cafeteria auf dem Campus mit ihrem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis, andererseits aber auch insbesondere die studentischen Vereinigungen, die „associations“. Von Sportveranstaltungen über den Tanzclub, die Band und politische Debattierclubs bis zum Wein- und Käseverkostungsclub ist hier wahrscheinlich für jeden etwas dabei. Besonders interessant für ausländische Studierende ist wohl die association „Zéphyr“, die sich besonders um die ERASMUS-Studenten, aber auch alle anderen kümmert, die Probleme haben eine Wohnung in Rennes zu finden, sich im Dschungel der französischen Bürokratie nicht zurechtfinden und so weiter. Darüber hinaus veranstaltet sie auch regelmäßig Wochenendausflüge in die Umgebung.

Fazit

Alles in allem wird mir das Jahr in Rennes noch lange positiv im Gedächtnis bleiben. Natürlich gab es auch Phasen in denen es mal etwas stressiger war, besonders was das IEP angeht. Doch gerade dadurch, dass Rennes auch außerhalb der Uni so viel Abwechslung bietet und man ja nicht „allein in der Fremde“ ist, sondern immer auf die Unterstützung des Studiengangs und insbesondere des eigenen Jahrgangs zählen kann, kann ich diese Erfahrung jedem nur empfehlen!