Professur für Prozessorientierte Soziologie

Team

Das Team der Professur für Prozessorientierte Soziologie

Was ist Prozessorientierte Soziologie?

Die prozessorientierte Soziologie geht aus von der Priorität des Werdens, der Differenz, der fortlaufenden Veränderung und Konfliktualität des Sozialen. Sie methodisiert den Verdacht, dass sich sozialwissenschaftliche Probleme als Scheinprobleme herausstellen können, die durch statische Begriffe und die „Verhexung des Verstandes durch die Sprache“ (Wittgenstein) erst zustande kommen. Daher entwickelt die prozessorientierte Soziologie Sprach- und Denkmittel, die ihren veränderlichen empirischen Phänomenen angemessen sind.

Den Ausgangspunkt unserer Arbeit am Arbeitsbereich prozessorientierte Soziologie bilden Beobachtungen und Analysen alltäglicher sozialer Geschehnisse. Wir vermitteln die dazu geeigneten Methoden in der Lehre und entwickeln sie in empirischen Forschungen weiter. In dieser empirisch-ethnographischen, mikrosoziologischen und kulturanalytischen Orientierung sind wir thematisch nicht festgelegt. Gegenwärtig beschäftigen wir uns etwa mit dem Einüben und (De-)konstruieren von Orten und fokussieren das Praktizieren von Ort (practicing place) als Grundoperation in den Dauerkonflikten um die Verwirklichung der Wirklichkeit.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die empirische Exploration von - in den Begriffen unserer Kultur ‚kognitiven‘ - Verfahren des Beobachtens, Klassifizierens, Kategorisierens, Bewertens und Entscheidens. Wir interessieren uns für die Ausbreitung von Sportstatistik, die neuartigen feldspezifischen Expertisen, Spiel- und Leistungsanalysen im Profifußball und die dadurch in Gang gebrachten Transformationen des Fußballfeldes und untersuchen u.a. das Bewerten und Entscheiden auf dem Transfermarkt, beim Schiedsrichten auf dem Platz und in digitalen Fußball-Management-Simulationen. Wir leuchten empirisch aus, wie genau die Wissensarbeiter*innen des professionellen Fußballs, die Fußballintellektuellen, die kompetenten Teilnehmer*innen, Nerds und Fans mit diesen Kategorisierungs-, Vergleichs- und Bewertungsverfahren umgehen und können auf diese Weise vorschnelle Annahmen und verbreitete kulturkritische Diagnosen zur „digitalen Transformation“ relativieren.

Darüber hinaus arbeiten wir vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Konflikte um die Ausrichtung der Soziologie an einem neuen Selbstverständnis unseres multiparadigmatischen Faches. Wir verstehen die Soziologie dabei als ein gesellschaftliches Vermögen zur Analyse und Bearbeitung sozialer Probleme. Dieses Vermögen wird durch die multiplen Krisen der Gegenwart (allen voran die vom globalen Kapitalismus ausgelösten ökonomischen, sozialen, politischen, kriegerischen und ökologischen Verwüstungen) herausgefordert und auf die Probe gestellt. Das Vermögen und die Kapazitäten der Soziologie bewähren sich dort, wo das Fach seine Vielfältigkeit entwickelt und für außerfachliche Formen problemgetriebenen Räsonierens und Soziologisierens – etwa im Rahmen von politischen Protestbewegungen – empfänglich ist. In diesem Zusammenhang spielt am Arbeitsbereich prozessorientierte Soziologie nicht zuletzt auch die kritische Auseinandersetzung mit Machtprozessen und Herrschaftsverhältnissen eine wichtige Rolle.

Was sollten Studierende mitbringen und was können sie mitnehmen?

An der prozessorientierten Soziologie interessierte Studierende sollten eine intellektuelle Lese- und Abenteuerlust und ein gewisses Durchhaltevermögen in der Auseinandersetzung mit den klassischen und den theoretischen Texten unseres Faches mitbringen. Darüber hinaus ist die Bereitschaft wichtig, Vertrautes, Gewöhnliches und Alltägliches befremdlich zu finden und dem soziologischen Blick auszusetzen. Mitnehmen können Studierende und Interessierte dann hoffentlich die Befähigung, sich über Selbstverständliches zu wundern sowie einen gewissen analytischen Spürsinn und eine generalisierte Kritikfähigkeit.

Kontakt

Sie finden uns im Gebäude des Kapuzinerklosters (KAP) im 1. Stock.

Postanschrift:

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Professur für Prozessorientierte Soziolgie
Kapuzinergasse 2
85072 Eichstätt

Die genauen Kontaktdaten zum Sekretariat und zu den Mitarbeitenden der Professur für Prozessorientierte Soziologie finden Sie unter Team