Prozessorientierte Soziologie: Forschung

Sociology of Accounting / Organisationssoziologie Part I

DFG-Projekt „Accounting und transformatorische Effekte im Profifußball. Eine empirisch-ethnografische Studie zur Soziologie zahlen- und datenbasierter Praktiken des Bewertens und Kritisierens“ Link

Das Buch zum DFG-Projekt von Robert Schmidt, David Kempf und Max Weigelin ist nun open-access erschienen.

Unter dem Titel "Leistungsvergleiche und evaluative Praktiken - Sport als instruktiver Fall der Soziologie der Bewertung" verbirgt sich eine "kulturwissenschaftlich-praxeologische Analyse von sozialen Praktiken des Bewertens, aber auch des Kategorisierens, Vergleichens, Quantifizierens und Entscheidens", die "sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem breiten Forschungsfeld soziologischer Grundlagenforschung entwickelt" hat.

Das Buch kann unter dem folgenden Link open-access aufgerufen werden.

www.transcript-verlag.de/media/pdf/0e/ce/32/oa9783839472361ebsq07NPJrG3M.pdf

Sociology of Accounting / Organisationssoziologie Part II

Das Projekt „Cybersecurity at Work“ von Basil Wiesse untersucht soziale Verflechtungen sowie sozialtheoretische und methodologische Implikationen des Feldes „Cybersicherheit“ aus praxeologischer Perspektive. Unter Cybersicherheit versammelt sich eine Vielzahl an Strategien der Erzeugung, Aufrechterhaltung und Kritik von Kommunikationsinfrastrukturen. Sie demonstriert dabei im besonderen Maße ein umfassendes und problembezogenes Soziologisieren der Teilnehmer:innen. Ein spezieller Fokus des Projekts liegt in der Untersuchung der technoepistemischen Positionierung des Feldes, seiner Mitwirkung an und seines Kritisierens von zentralen gesellschaftlichen Weichenstellungen weit über digitalpolitische Fragen hinaus.

 

Veröffentlichung in FIfF-Kommunikation: Guagnin, Kocksch, Wiesse­ -Für eine De-Militarisierung von Cybersicherheit
verfügbar unter: https://cloud.fiff.de/s/DX7xZenQ7jWp2ZB S. 36-41,

Kultursoziologie und Kulturanthropologie des Politischen

Verortungen des Politischen

Verortungen des Politischen finden statt, wenn Menschen zu Kundgebungen, Demonstrationen, Streiks, Blockaden oder Besetzungen auf Straßen, Plätzen oder an anderen Orten des Protests zusammenkommen. Verortungen des Politischen beziehen sich darüber hinaus aber zugleich auch auf konzeptionelle Neubeschreibungsversuche, die politisches Protestgeschehen im Diskurs des Politischen neu verorten und Kundgebungen, Protestversammlungen und Zusammenkünfte analytisch an jener Zentralstelle platzieren, die in einem verbreiteten und eingeschränkten Verständnis von Politik und öffentlichem Räsonnement andere, etabliertere und exklusivere Orte des Politischen – z. B. die Salons, die Medien oder die Parlamente - einnehmen. Den Anlass und Ausgangspunkt der Forschungsperspektive bilden politische Entwicklungen der zurückliegenden zwei Jahrzehnte, die bis in die Gegenwart andauern und öffentlichen Orten, Straßen, Plätzen und Verkehrsknotenpunkten zu erstaunlichen Karrieren verholfen haben: Zuccotti Park, Gezi Park, Tahrir Square, Puerta del Sol oder Syntagma Square stehen metonymisch für die digital vernetzten Protest- und Widerstandsbewegungen der letzten Jahrzehnte insgesamt. Der politische Relevanzgewinn der Orte dokumentiert sich aber auch in rechtsradikalen Aufmärschen und Kundgebungen sowie – nicht zuletzt – in der Welle von Massenprotesten gegen Rechts.

In unseren Untersuchungen werden Protestereignisse vorwiegend über ihre auditive Dimension erschlossen. Damit kann der übliche Fokus auf die externe Protestkommunikation, d.h. auf das in Protesten und Demonstrationen öffentlich Dargestellte, Geforderte, Kritisierte, Angeprangerte explorativ verschoben werden. Wir interessieren uns in einer mikroanalytischen Aufmerksamkeit besonders für das für die Teilnehmer*innen hörbare und mitgehörte Innenleben von Protestversammlungen und versuchen hier Prozesse der politischen Semiose und Artikulation mikroanalytisch nachzuzeichnen. Den theoretischen Hintergrund der empirischen Explorationen bilden die im Anschluss an Hannah Arendt geführten Debatten um Öffentlichkeit, Erscheinungsraum und Versammlung sowie die radikaldemokratischen „Theorien der politischen Differenz“. Öffentliche Versammlungsorte, Straßen und Plätze bilden Dichtezonen des politischen Handelns, das nicht nur sprachlichen, deliberativen und dialogischen Prinzipien gehorcht. Diese Dichtezonen sind die Orte in der Welt, an denen sich die Polis versammelt und an denen sich im Erscheinen voreinander politische Auseinandersetzungen vollziehen und performativ, körperlich und affektiv verwirklichen. Wir arbeiten mit einem im Anschluss an Arendt entwickelten Konzept der assembly und verstehen darunter Ansammlungen von kopräsenten Körpern und öffentlichen Dingen, um die sich ein Erscheinungs- und Hörraum aufspannt, der das Hervortreten vor einer versammelten Allgemeinheit ermöglicht und durch Proximität, Intensität der kommunikativen Interaktionen, gemeinsam geteilte Aufmerksamkeiten und ein allseitiges Hören und Gehörtwerden gekennzeichnet ist.

 

Vgl. zu einer ersten Publikation von Forschungsergebnissen:

Schmidt, Robert: Situationalität und Verortung des Politischen. Eine praxeologische Forschungsskizze. In: Corsten, Michael (Hg.): Praxis. Ausüben. Begreifen. Weilerswist (Velbrück Wissenschaft) 2021. S. 120-136.

Graduiertenkolleg "Practicing Place"

DFG-gefördertes Graduiertenkolleg "Practicing Place. Soziokulturelle Praktiken und epistemische Konfigurationen" (GRK 2589) Link

Aktuell betreute Dissertationsprojekte

Zahra Chhapra:  The Social Life of Walls in Cities: A Pragmatist Perspective. Link: https://www.practicing.place/person/zahra-chhapra/

Jakob Bierwagen: Taking Place - migration and the contestation of bounded space at the German-Polish border. Link: https://www.practicing.place/person/jakob-bierwagen/

Abgeschlossene Dissertationen

David Kempf: Doing Realism. Praktiken des realistischen Darstellens am Fall der Fußballsimulation „Football Manager“. Baden-Baden: Nomos 2024.

Shruti Malik: Guided Walking Tours: A Practice of Place. KU Eichstätt 2024.