Eine Nord-Süd-Verlagerung der Westwinde auf der Südhemisphäre wird hervorgerufen durch regionale Druckunterschiede, die sich im sog. Southern Annular Mode (SAM) widerspiegeln. Derzeit steht die Dürre an der Westküste Australiens mit einer negativen SAM-Phase in Verbindung, kombiniert mit einem positiven Ereignis des sog. Indischen-Ozean-Dipols (IOD). Dabei sind tiefere Temperaturen des Indiks an der Westküste Australiens zu messen, die niedrigere Verdunstungsraten und Niederschläge bewirken.
Unsere Korrespondentin, Johanna Jetschni, die sich gerade für ein Forschungsstipendium in Sydney befindet, schätzt die Lage für uns ein.
Sydney ist nicht unweit von den Regionen mit außergewöhnlichen Waldbränden entfernt. Machen sich die Bewohner der Metropole sorgen?
Ich habe nicht den Eindruck, dass die Bewohner besorgt sind. Grund dafür ist wahrscheinlich auch, dass solche Brände häufig vorkommen, wenn auch nicht so früh im Jahr. Von Buschfeuern direkt betroffen sind wohl eher Bewohner in den äußersten Stadtteilen. Vor zwei Wochen war ein größerer Brand im Stadtteil Turramurra, ca. 15 km von Sydney CBD entfernt.
Was jedoch auch ohne Brand in unmittelbarer Nähe im Stadtgebiet deutlich zu merken ist, ist der Rauch weiter entfernt liegenden Buschbrände, der bei Wind aus Norden oder Nordwesten nach Sydney zieht. Es riecht überall nach Lagerfeuer. Diese Belastung zeigt sich auch an Feinstaubwerten wie PM10: Hier wurde der Grenzwert von 50 µg/m3 in den letzten Wochen häufig überschritten (siehe Abb.). Damit war die Luftqualität in Sydney teilweise schlechter als z.B. in Peking.
Ist davon auszugehen, dass sich die Lage demnächst entspannt?
Wenn es nicht abkühlt und kein ergiebiger Niederschlag fällt, ist wohl erstmal nicht mit einer Entspannung der Lage zu rechnen. Die Höchsttemperaturen sollen in den nächsten Tagen sollen zwischen 25 °C und 31 °C liegen.
Ein prognostizierter positiver Index der Nordatlantischen Oszillation (NAO), welche das Gegenstück der Südlichen Oszillation darstellt, deutet auf einen sehr warmen Winter in Deutschland hin. Wie sieht eine Langzeitprognose für Sydney aus?
Das Bureau of Meteorology geht davon aus, dass der Sommer im östlichen Australien trockener als der Durchschnitt wird. Zudem gelten überdurchschnittlich hohe Temperaturen als sehr wahrscheinlich. Stark positive IOD-Ereignisse mit negativen SAM-Phasen werden weiterhin zu wärmeren und trockeneren Bedingungen in weiten Teilen Australiens beitragen.
In Eichstätt bleibt die Temperatur heute und in den kommenden Tagen einstellig. Wie sieht es in Sydney aus?
Heute (25.11.2019) lag die Höchsttemperatur bei 32 °C. Bedingt durch hohe Temperaturen nimmt nun auch der Gräserpollenflug weiter an Fahrt auf. Im Zuge meines Forschungsaufenthaltes habe ich bereits zehn gravimetrische Pollenfallen in verschiedenen Stadtteilen Sydneys aufgestellt, um räumliche Unterschiede in der Pollenbelastung zu untersuchen. Es wird zudem auch spannend sein zu erfahren, welchen Einfluss der Seewind auf die Pollenkonzentration in der Luft hat.