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Nachrichtenarchiv des Lehrstuhls für Physische Geographie

Teneriffa-Exkursion 2018

Vom 2.-12. März war eine Gruppe von 19 Studierenden aus dem BSc-, Lehramts- und MSc-Studiengang  (Umweltprozesse und Naturgefahren) unter der Leitung von PD Dr. Tobias Heckmann und Sarah Betz MSc auf Exkursion auf Teneriffa. Aufgrund des Reliefs und klimatischer Besonderheiten (=> Passat-Inversion) findet sich auf der mit etwa 2000 km² größten Kanareninsel eine hohe Bandbreite an verschiedenen Klimaten, Landformen und Lebensräumen – was der Insel die Bezeichnung „Mikrokontinent“ eingebracht hat.

Die Entstehung der Insel wurde anhand der unterschiedlichen Gesteine deutlich; naturgemäß lag der Fokus hierbei auf der vulkanischen Formung (Lavaströme, Aschen- und Schlackenkegel etc) und den entsprechenden Naturgefahren (von einem Lavastrom teilweise zerstörte Stadt Garachico, Vulkanüberwachungszentrum INVOLCAN in Puerto de la Cruz).

Wichtige Themen waren aber auch Massenbewegungen (vom Steinschlag bis zu den großen Flankenrutschungen, die bis zu 10² km³ Material umfassten), die Aktivität von fließendem Wasser sowie der Brandung (Kliffküsten im Anagagebirge und in Los Gigantes). An mehreren Standorten wurde auf historische und aktuelle Problematiken der Wasserversorgung insbesondere der trockenen Südseite eingegangen, wo der Jahresniederschlag teilweise nur knapp über 100 mm liegt. In diesem Zusammenhang steht auch der beeindruckende Vortrag von Prof. Victoria Marzol (Universität La Laguna) über die Wassergewinnung mithilfe von Nebelfängern und die verschiedenen sozialen, aber auch ökologischen Auswirkungen erfolgreicher Pilotprojekte z.B. in Marokko und Südamerika – besser kann man die Bedeutung der Geographie als Mensch-Umwelt-Wissenschaft kaum herausstellen.

Die von Alexander von Humboldt beschriebene Höhenstufung der Vegetation reicht von der Sukkulentenstufe über den Lorbeer- und Kiefernwald bis zur Hochgebirgsstufe über der Baumgrenze, die durch den Teideginster und Gräser charakterisiert wird. Zahlreiche Wegstrecken von der „Exkursionsbasis“ Puerto de la Cruz über die Canadas-Caldera oder den Höhenrücken der Cumbre Dorsal ließen diese Höhenstufung erfahrbar werden. In Küstennähe konnte der Einfluss des Meerwassers über die Gischt der Brandung anhand der Verbreitung salztoleranter Pflanzen (z.B. Meerfenchel) räumlich eingegrenzt werden.

Datenlogger, die in verschiedenen Höhen stationiert worden waren, zeichneten fast über die gesamte Dauer der Exkursion Messwerte zu Lufttemperatur und –feuchtigkeit in 10-Minuten-Intervallen auf. Die Abbildung zeigt beispielhaft den Verlauf der Lufttemperatur an einem Tag; deutlich sichtbar ist die „Passat-Inversion“ mit einer Umkehrung des normalen Temperaturgradienten in einer Höhenlage von ca. 1200-1500 m.

An einem „Wissenschaftstag“ führten die Studierenden in kleinen Gruppen Messungen (Temperaturen und Erwärmungs-/Abkühlverhalten verschiedener Oberflächen), Experimente (im Strandsand vergrabene Luftballons als Analogmodell der Calderabildung) und Interviews (Lehrkräfte und SchülerInnen der Deutschen Schule in Puerto de la Cruz) durch und präsentierten die Ergebnisse am Nachmittag. Im Rahmen des "Wissenschaftstags" wurden mithilfe von Pollen-Samplern Luftproben in unterschiedlichen Testgebieten genommen, deren Pollenbestand im Nachgang der Exkursion ausgewertet und in Posterform aufbereitet wurden.

 

Nicht auszublenden ist der Einfluss des Menschen, insbesondere über den Einfluss auf die Vegetation, die Landwirtschaft, die Verstädterung (deutlich zu sehen am Zusammenwachsen von La Laguna und Santa Cruz) und den (Massen-)Tourismus. Zur Exkursion gehörte auch ein geführter Spaziergang durch die Altstadt von La Laguna (Weltkulturerbe), deren Anlage ohne Stadtbefestigung und mit regelhaftem Grundriss als „Blaupause“ für manche spanische Kolonialstadt diente.

Dieser kurze Bericht kann die Vielfalt der gewonnenen Eindrücke nur unzureichend wiedergeben – an dieser Stelle verweist der Autor auf den Exkursionsfilm, die Protokolle und ggf. weitere Aktionen (Poster etc).