Teilnahme an der ITB 2023: Mastering Transformation!

Vom 7. bis 9. März 2023 ging es für das Team des Lehrstuhls Tourismus / Zentrums für Entrepreneurship (Prof. Dr. Harald Pechlaner, Natalie Olbrich, Julia Schiemann, Madlen Schwing und Elina Störmann) auf die ITB Berlin. Auch TOPAS e.V. und weitere Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt engagierten sich im Rahmen des diesjährigen ITB-Kongresses und beteiligten sich als Hosts und Hostessen mit unterschiedliche, vielfältigen Tätigkeiten und Zuständigkeiten.

Die Internationale Tourismus-Börse Berlin ist seit 1966 die Leitmesse der weltweiten Tourismusbranche. Sie war auch schon vor der Pandemie ein großes Ereignis, feierte jedoch nun unter dem Motto "MASTERING TRANSFORMATION" das diesjährige Live-Comeback. Neu war insbesondere die Umorientierung zu einer reinen Fachbesuchermesse.  

Den Studierenden bot sich die einmalige Gelegenheit, die neuesten Entwicklungen in der Tourismusbranche hautnah mitzuerleben und bereits potentielle Themen für Bachelor- oder Masterarbeiten zu sammeln. Neben der Unterstützung auf dem Kongress konnten die Studierenden auch die Messeluft schnuppern, neue Kontakte knüpfen und interessante Unternehmen für Praktika aber auch die Zeit nach dem Studium kennenlernen.  

Prof. Dr. Harald Pechlaner war Teil eines von drei Teams des sog. „Board of Experts“. So verantwortete er gemeinsam mit Prof. Dr. Heinz-Dieter Quack (Professor für Destinationsmanagement an der Ostfalia HaW) und Dirk Rogl (Managing Director des Travel.Commerce.) drei Thementracks: (1) Future Track, (2) Future Work Track und (3) Destination Track. Es ging dabei einmal um die großen Fragen zur Zukunft des Tourismus, zum anderen um die Zukunft der Arbeit in den touristischen Dienstleistungen, und weiters um die Herausforderungen im Destinationsmanagement. 

Nachfolgend erhalten Sie ein paar ausgewählte Einblicke in die Sessions, die Prof. Dr. Harald Pechlaner vor Ort moderiert und begleitet hat:  

Den Auftakt bildete am Dienstag der sog. Future Track  

Hier moderierte Prof. Pechlaner die Keynote von Prof. Clemens Fuest vom ifo-Institut sowie den Industry Roundtable. 

Professor Fuest verdeutlichte in seiner Keynote die weltweit großen Veränderungen im weltwirtschaftlichen Bereich aber auch Krisen durch Naturereignisse wie Erdbeben, und im Speziellen durch politische Krisen und Kriege sowie Pandemien. Die Tourismusbranche sollte all jene Disruptionen als Chance sehen – flexibler und resilienter werden – und hinterfragen wie die notwendige Transformation in Richtung Digitalisierung und Nachhaltigkeit besser gemeistert und organisiert werden kann. Es ist wichtig, von bisherigen Krisen zu lernen, was wiederum bedeutet ein hohes Maß an Lern- und Anpassungsfähigkeit zu entwickeln, um letztlich weniger krisenanfällig zu sein. Im Bereich der Nachhaltigkeit ist darauf zu achten, keine „Augenauswischerei“ zu betreiben – denn noch findet zu sehr Greenwashing anstelle echtem Handeln statt – bemängelt Fuest. Er unterstreicht die große Chance der demographischen Entwicklungen für den Tourismus mit einer entsprechenden Ausrichtung des Angebotes auf ältere Zielgruppen. 

In der Diskussionsrunde des Industry Roundtabels saßen Julia Simpson, Präsidentin und CEO des World Travel & Tourism Council (WTTC), Alessandra Priante, Regionaldirektorin für Europa der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO), Sören Hartmann, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) und Dr. Eduardo Santander, Executive Director und CEO der European Travel Commission (ETC). Die Diskussionsrunde verdeutlichte, dass es in Zukunft insbesondere darum gehe, neue Werte zu schaffen und zu vermitteln und nicht in alte Muster zurückzukehren. Es brauche neben neuen Produkten und Angeboten unter Berücksichtigung der voranschreitenden Digitalisierung und Nachhaltigkeit vor allem neue Narrative, was vor allem durch die Schwierigkeiten, Menschen für das Arbeiten und Investieren im Tourismus zu gewinnen, verdeutlicht wird.  

Am Mittwoch ging es im Kern um die Zukunft der Arbeit und um neue Narrative im Tourismus  

In der Eröffnungsrede zeigte der Zukunftsforscher Erik Händeler auf, dass es in den unterschiedlichen Bereichen des Tourismus einen viel stärkeren Blick in die Zukunft bedarf. Wir leben heute in einer Informationsgesellschaft mit einem Fokus auf Wissensarbeit, d.h. dass sich in der Folge die Arbeit und das Wachstum der Wirtschaft verschiebt und sich die Produktivität nicht mit denselben Instrumenten wie früher messen und erfassen lässt. Die Transformationen unserer Zeit sind Grundlage für Angst und Unsicherheit, und viele wehren sich dagegen. Andererseits entstehen neue Perspektiven durch sichtbare Entwicklungen und Innovationen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Es geht um Zukunftsfähigkeit und um Robustheit in Krisen, es geht darum, eine Idee zu haben von dem was kommen muss, damit es besser und anders werden kann. Die essenzielle Ressource für heute und morgen ist der Mensch, verdeutlicht Händeler. Die Produktivität eines Unternehmens hängt folglich insbesondere von der Ressource Mensch ab – aber auch der Zusammenarbeit der Menschen untereinander – in den jeweiligen Unternehmen. Die Vulnerabilität der heutigen Zeit ergibt sich somit durch die vielschichtigen Krisen, durch wenig resiliente Geschäftsmodelle aber auch durch die Frage nach dem Sinn eines Arbeitens in intensiven Dienstleistungsbereichen wie dem Tourismus. Es wird vermutlich neue Geschäftsmodelle oder substantielle Anpassungen brauchen, um Business und wichtige Werte zu neuen Narrativen zu verschmelzen. 

Eine der wichtigsten Herausforderungen ist die Arbeitskräftebasis im Tourismus wieder zu stärken und insbesondere bei jungen Menschen das Vertrauen aufzubauen. Dies verdeutlichte die Session „Wanted: Personal dringend gesucht“ und zeigte auf, dass in vielen Bereichen Arbeitskräfte fehlen – und das nicht nur seit der Covid-19-Pandemie. Der Fachkräftemangel spitzt sich immer weiter zu:  Sinkende Ausbildungszahlen, unbesetzte Stellen, fehlende Nachfolge. Die Konsequenzen sind vor allem im Gastgewerbe gravierend. In diesem Panel diskutierten hochrangige Branchenvertreter – Dirk Binding (Bereichsleiter Digitale Wirtschaft, Infrastruktur, Regionalpolitik der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK)), Otto Lindner (Vorsitzender im Hotelverband Deutschland (IHA)) und Norbert Kunz (Geschäftsführer Deutscher Tourismus-Verband) – über die Herausforderungen im deutschsprachigem Raum und beschäftigten sich mit den Fragestellungen wie der Arbeits- und Fachkräftebedarf im Tourismus zukünftig gedeckt und welche konkreten Qualifikationen dafür gebraucht werden. Dass sich die Ausbildungssysteme ändern müssen, war dabei eine klare Forderung an die eigene Branche sowie an das Hochschulwesen. 

Der Abschluss stand unter dem Motto des „Rethinking“ 

Prof. Pechlaner stellte am letzten Konferenztag in seiner Keynote das aktuelle „Destination Thinking“ auf den Prüfstand und verdeutlichte diese unabdingliche Notwendigkeit vor dem Hintergrund der zahlreichen Herausforderungen der Branche. Einiges deutet darauf hin, dass „Care und Hospitality“ in Zukunft anders funktionieren wird und dass das, was wir heute Destination nennen, zukünftig anders verstanden werden kann. Es geht auch um die kritische Frage, ob Destinationen zu stark am Gast orientiert sind und wie die Entwicklung vom Massentourismus hin zu einem nachhaltigen (Massen)tourismus und weiter zu alternativen – mehr transformativen – Tourismusformen gelingen kann. Klar ist: Die Gesellschaft verändert sich und wenn sich die Gesellschaft verändert, so ändert sich allemal auch das Verhalten des Gastes. Im Umkehrschluss bedeutet jenes, dass auch DMOs Anpassungsfähigkeit beweisen müssen und dass es eines rethinking bedarf. Es geht schon lange nicht mehr um das „klassische“ Management und Marketing. Vielmehr ist Kreativität und Mut zum Experimentieren gefragt. „Destination Thinking“ beschreibt so die Fähigkeit der Entwicklung eines sog. „Destination Consience“ als Gewissen der Netzwerke im Tourismus, um eine glaubwürdige Wertebasis für den nachhaltigen Tourismus zu schaffen sowie den technologischen Herausforderungen ein hohes Maß an Kreativität entgegensetzen zu können. Dafür braucht es einen Fokus auf Destination Design. Denn Design ermöglich die notwendige Transformation zu einer kreativen Tourismusplanung für Destinationen.  

Neben dem Engagement auf dem diesjährigen Kongress nutzte der Lehrstuhl Tourismus die Möglichkeit der Intensivierung der Kontakte in die Tourismuswirtschaft, und vor allem: es gab viel Interesse für das Studienangebot im Bereich Tourismus an der KU, nämlich die Masterprogramme: „Tourismus und nachhaltige Regionalentwicklung - Management und Geographie“ und „Transformation und nachhaltige Lebensraumentwicklung – Tourismus neu gestalten“.