Projekte

an der Professur für Allgemeinen Psychologie II

Moralische Grundlagen und Impfungen gegen Covid-19

Antragsteller: Michael Zehetleitner

Laufzeit: 2022

Gefördert durch das  Leibniz-Institut für Psychologie (ZPID). Präregistrierung, Open Material und Data auf PsyArchives.

Impfzögerlichkeit, die Entscheidung, eine Impfung trotz Verfügbarkeit von Impfstoffen abzulehnen oder zu verzögern, stellt ein dringendes Problem bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie dar, da sich die Impfkampagnen in den Ländern verlangsamen, in denen Impfstoffe weit verbreitet sind. Die Annäherung an die Herdenimmunität ist eine Voraussetzung dafür, nicht-medizinische Maßnahmen wie soziale Distanzierung, Schulschließungen oder das Tragen von Masken zu reduzieren. Bisherige Studien stellten fest, dass die moralischen Dimensionen Freiheit, Reinheit, Autorität und möglicherweise Schaden mit Impfzögerlichkeit korrelieren, welche bei der Einstellung und Absicht von Eltern gegenüber der Impfung gegen Kinderkrankheiten gemessen wurde. Aus Sicht der angewandten Forschung müssen Impfprogramme über die psychologischen Faktoren informiert werden, welche über den Glauben an die Sicherheit und Wirksamkeit von Impfstoffen hinausgehen, um die Botschaften an impfzögerliche Subpopulationen anzupassen. Ein Ziel des Projekts ist es, Subpopulationen bei impfzögerlichen Personen und ihre moralischen Signaturen zu identifizieren. Zweitens untersucht das Projekt aus Sicht der Grundlagenforschung den Zusammenhang zwischen Impfüberzeugungen, Impfentscheidungen und moralischen Werten. Die aktuelle Pandemiesituation erlaubt es, Impfeinstellungen und bloße Absichten von der faktischen Entscheidung, sich impfen zu lassen oder nicht, zu unterscheiden. Damit lässt sich die Forschungsfrage beantworten: Sagen moralische Werte über Impfglauben und -einstellungen die Entscheidung zur Impfung gegen Covid-19 voraus? Drittens zielt das Projekt auf eine direkte Replikation einer bisher unveröffentlichten Studie zum Zusammenhang zwischen den moralischen Grundlagen und der Entscheidung, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen.

Kognitive Modellierung: Fluch oder Segen für Replizierbarkeit in der Psychologie?

Antragsteller: Manuel Rausch und Michael Zehetleitner
Projektmitarbeiter: -
Laufzeit: 2022 - 2025
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft als Teil des Schwerpunktprogramms META-REP: A Meta-scientific Program to Analyse and Optimise Replicability in the Behavioral, Social, and Cognitive Sciences (SPP 2317).

Die wissenschaftliche Psychologie wird gegenwärtig von einer Vertrauenskrise erschüttert, welche davon ausgelöst wurde, dass viele einflussreiche psychologische Studien nicht repliziert werden können. Eine mögliche Erklärung für das Scheitern von Replikationsstudien ist, dass psychologische Theorien oft unterspezifiziert sind. Als mögliche Gegenmaßnahme wurde vorgeschlagen, formale kognitive Modellierung einzusetzen, um so präzisere Vorhersagen zu generieren. Jedoch wurde nie empirisch geklärt, ob kognitiver Modellierung überhaupt für die Replizierbarkeit nützlich ist. Angesichts der großen Anzahl von arbiträren Analyseentscheidungen, die während der kognitiven Modellierung getroffen werden müssen, könnte kognitive Modellierung für die Replizierbarkeit sogar kontraproduktiv sein. In unserem Antrag schlagen wir vor, die Replizierbarkeit von Modellierungen zu untersuchen, die auf der Theorie des Bayesianischen Gehirns basieren, wobei wir auf die Replizierbarkeit von drei exemplarischen Studien fokussieren. Als ersten Schritt möchten wir versuchen, anhand des Originaldatensatzes die Analysen der Originalstudien zu reproduzieren. Als zweiten Schritt möchten wir die Robustheit von kognitiven Modellierungen untersuchen, indem wir systematisch den Einfluss einer Vielzahl theoretisch äquivalenter Analyseentscheidungen auf die Ergebnisse untersuchen. Zu guter Letzt möchten wir in exakten Replikationsstudien überprüfen, ob sich die Ergebnisse der Originalstudien in neuen Studien wiederholen lassen.

Meta-Rep

Sicher oder unsicher: Wie entsteht Konfidenz in perzeptuellen Entscheidungen

Antragsteller: Prof. Michael Zehetleitner und Dr. Manuel Rausch
Projektmitarbeiter: Sebastian Hellmann,
Laufzeit: 2019 – 2023
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft

Menschen müssen häufig auf externe Objekte reagieren, obwohl die Wahrnehmung dieser Objekte unvollständig oder gestört ist. Dabei ist es notwendig, basierend auf der Wahrnehmung des Objekts eine Entscheidung zu treffen, welches von verschiedenen möglichen Objekten vermutlich wirklich aktuell vorliegt. Solche Entscheidungen weisen im Allgemeinen drei Eigenschaften auf: Erstens können Menschen eine richtige oder eine falsche Entscheidung darüber treffen, welches Objekt tatsächlich vorhanden ist. Zweitens dauert es eine verschieden lange Zeitspanne, bis eine Entscheidung getroffen werden kann. Drittens empfindet Menschen bei der Entscheidung einen größeren oder geringeren Grad an Sicherheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Jedoch sind die existierenden mathematischen Entscheidungstheorien nicht in der Lage, Richtigkeit, Entscheidungszeit und Konfidenz gleichzeitig zufriedenstellend zu erklären: In unseren Vorarbeiten haben wir beobachtet, dass Konfidenz in falschen Antworten mit der physischen Qualität der Stimulation steigt, was durch keines der existierenden Theorien vereinbar ist. Daher ist es das Ziel dieses Projekts, eine Theorie zu erstellen, die Richtigkeit, Entscheidungszeit und Konfidenz gleichzeitig erklären kann. Dafür soll eine von uns vorgeschlagene statische Theorie, das Gewichtete Evidenz-und-Sichtbarkeits-Modell, um eine zeitliche Dimension erweitert werden. Die Grundidee lautet, dass eine Entscheidung getroffen wird, indem solange sensorische Evidenz gesammelt wird, welches von den möglichen Objekten aktuell vorliegt, bis eine Entscheidungsschwelle überschritten wird. Konfidenz dagegen setzt sich aus zwei Größen zusammen, nämlich erstens aus der sensorischen Evidenz über das Objekt und zweitens aus der sensorischen Evidenz über die physische Qualität der Stimulation. In unserem Projekt soll diese neue Theorie überprüft werden, wofür eine neue, unabhängige Stichprobe, einer gründlichen mathematischen Modellierung, sowie eine Serie an Kontrollexperimenten vonnöten ist. In einem zweiten Schritt des Projekts soll dann überprüft werden, welche Konsequenzen unsere Theorie für diejenigen Forschungsfelder mit sich bringt, in denen Konfidenzberichte verwendet werden, um die Wahrnehmungsfähigkeit einer Person zu messen.

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Modellierung von Konfidenz und Reaktionszeiten von perzetuellen Entscheidungen

Antragsteller:Dr. Manuel Rausch
Laufzeit: 2017 - 2018
Gefördert durch die KU-interne Forschungsförderung proFOR+

Menschen finden sich häufig in Situationen wieder, bei denen sie auf externe Objekte reagieren müssen, obwohl die Wahrnehmung dieser Objekte unvollständig oder gestört ist. In diesen Fällen treffen Menschen eine sogenannte perzeptuelle Entscheidung – das bedeutet, dass sie eine Handlung auswählen in Abhängigkeit davon, welche Art von Objekt am wahrscheinlichsten vorliegt. Perzeptuelle Entscheidungen weisen drei Aspekte auf: Erstens kann eine perzeptuelle Entscheidung richtig oder falsch sein. Zweitens empfinden Menschen bei Entscheidungen mehr oder weniger Konfidenz. Das bedeutet, Menschen können sich sicher sein, dass sie die richtige Antwort getroffen haben, oder sie können denken, dass eine richtige Antwort nicht sehr wahrscheinlich ist. Drittens kann es eine kürzere oder längere Zeitspanne dauern, bis Menschen sich für eine Option entschieden haben. Eine gute Theorie über perzeptuelle Entscheidungen sollte in der Lage sein, Fehler, Konfidenz, und Entscheidungszeit zu erklären. Ziel des Projekts ist es, anhand von empirischen Daten ein mathematisches Modell zu entwickeln, das gleichzeitig Entscheidung, Konfidenz, und Entscheidungszeit erklärt.