Diese Woche blickt Stefanie Winklmeier auf ihre Studienzeit im Studiengang Religionspädagogik zurück und erzählt von ihren Erfahrungen im Berufsleben.
Liebe Frau Winklmeier, vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, uns etwas von Ihren Studien- und Berufserfahrungen zu erzählen. Sie haben Ihr Studium noch in der damaligen Münchner Abteilung begonnen und die letzten Semester in Eichstätt absolviert. Was waren Ihre Gründe, den Studiengang "Religionspädagogik und Kirchliche Bildungsarbeit" anzufangen?
Ich bin in einem Tagesmutterhaushalt groß geworden. Seit meinem 10. Lebensjahr betreute meine Mutter Tageskinder. Häufig ab dem Säuglingsalter. Daher lernte ich Kinder unendlich zu schätzen und habe wahnsinnig viel bzgl. der Entwicklung von Leib und Seele des Menschen beobachten können. Mit der Zeit habe ich die Kinder als unglaubliche Bereicherung für das eigene Leben erfahren und mir schon im Kindesalter die Frage gestellt, wie sich aus Babys irgendwann „böse Menschen“ entwickeln können. Daher war klar, dass ich später unbedingt mit Kindern arbeiten möchte. Doch ein Studium war immer mein großer Traum.
Nach meinem Fachabitur habe ich nicht so richtig gewusst, was ich studieren möchte. In einem Orientierungsjahr bin ich auf den Studiengang „Religionspädagogik“ aufmerksam geworden. Da ich persönlich, bis auf die Sakramente und den Religionsunterricht, wenig Berührungspunkte mit Kirche hatte (gläubig waren ich und auch meine Mutter allerdings immer), waren ich und besonders mein Umfeld natürlich unsicher, ob ich dafür geeignet bin. Für mich war die Abteilung in München bestens geeignet, da ich zu Hause wohnen bleiben konnte und ich kein Bafög beantragen musste.
Was hat Ihnen an Ihrem Studium am besten gefallen? Warum würden Sie es weiterempfehlen?
Dieser Studiengang war (neben meinen Kindern) wirklich die beste Entscheidung in meinem Leben. Diesen allumfassenden Überblick über den Menschen (jeden Alters) an sich, die Entwicklung der Persönlichkeit, das Christentum - das uns Menschen jetzt und in der Vergangenheit sehr geprägt hat, dazu die Philosophie, die uns ermöglicht selbstständig zu denken, die eigene spirituelle und musische Bildung, usw. ist wirklich ein gefundener Schatz gewesen.
Welche Themen oder Lehrveranstaltungen sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? Was war Ihnen besonders wichtig?
Ich trage diese besondere Zeit eigentlich immer im Herzen und das Studium trägt mich bis heute. Ganz besonders haben sich Prof. Willers mit seinen tollen Vorlesungen, die Romfahrt mit einer Besichtigung der für uns leeren Sixtinischen Kapelle, die Woche Schweigeexerzitien, das Praxisjahr mit tollen Mentoren und noch vieles weitere mehr eingeprägt. Meine Diplomarbeit zum Thema Kinderphilosophie möchte ich noch extra erwähnen.
Haben Sie einen Tipp für unsere Studienanfänger*innen im BA Religionspädagogik?
Ich kann jedem Studierenden nur empfehlen, die Zeit zu genießen, alles aufzusaugen, Unbekanntes auszuprobieren und mit Leib und Seele dabei zu sein.
Wohin hat Ihr Studium Sie beruflich geführt? Als was und wo arbeiten Sie momentan? Wann denken Sie in Ihrem Berufsalltag an Ihr Relpäd.-Studium? Gibt es etwas, was rückblickend in einem anderen Licht erscheint? Aus welchen Erfahrungen können Sie für Ihren Berufsalltag besonders schöpfen?
Nach meinem Diplom im Jahr 2008 durfte ich direkt als Religionslehrerin i. K. eine Stelle in Glonn/Baiern bei Ebersberg antreten. Nach meiner 2. Dienstprüfung bin ich dort geblieben und bekam noch die Grundschule Oberpframmern/Egmating dazu. Nach fünf Jahren durfte ich dann für drei Tage die Woche in Freising, nah meiner Heimat, unterrichten. Ich war Verbindungslehrerin, auf etlichen Klassenfahrten dabei, habe TDOs veranstaltet, Schulpastoral angeboten, Kinderchristmetten gestaltet und durfte 1 Jahr einen Priesteramtskandidaten betreuen. Ich habe an etlichen Fortbildungen teilgenommen, unter anderem dem dreijährigen Kurs in Krisen- und Resilienzpädagogik. Leider habe ich auch den Tod eines Schülers aus einer meiner 4. Klassen miterlebt und die Schüler/Schwester dementsprechend mitbegleitet. Seit dem Jahr 2017 bin ich Fortbildungsbeauftrage für die Religionslehrer im Dekanat Freising. Im Sommer 2017 endete mit dem letzten Schultag meine Praxiszeit im Schuldienst. Seitdem bin ich glücklich bei meinen eigenen Kindern und werde wahrscheinlich kommendes Schuljahr für 2-3 Tage in meiner Heimatgemeinde unterrichten.
2014 – 2016 habe ich nebenbei eine zusätzliche Ausbildung als staatlich zugelassener Fitnesstrainer absolviert. Seit 2017 arbeite ich auch nebenbei in diesem Bereich. Auch hier hat das Relpäd-Studium unglaublich geholfen. Es ist sehr von Vorteil, als Personaltrainer eine Ausbildung als Seelsorger zu haben und für die Kunden ist es natürlich die perfekte Kombination. Man kann Menschen unglaublich stark machen und ihnen individuell helfen, ihre Ziele zu setzen und zu erreichen. Und das Wissen über den menschlichen Körper – der eine unglaubliche tolle Schöpfung Gottes ist, sehe ich in einem ganz anderen göttlichen Licht. Viele Probleme und Schmerzen sind menschengemacht und die Lösung liegt meist so nah… Und so kann ich die Sache Jesu ins Fitnessstudio tragen und immer wieder Menschen von Schmerzen befreien und ihnen mein Ohr leihen.
Vielen Dank für das Interview und Ihnen weiterhin alles Gute!